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Till Lindemann, Frontsänger der Band Rammstein, steht 2022 bei einem Konzert in Düsseldorf auf der Bühne.

© dpa/Malte Krudewig

Update

Zehntausende fordern Absage der Konzerte: Berliner Olympiastadion hält an Vertrag mit Rammstein fest

Angesichts der Vorwürfe gegen Sänger Till Lindemann fordern gleich mehrere Petitionen eine Absage der Berliner Rammstein-Konzerte. Zehntausende Unterschriften wurden bereits gesammelt.

| Update:

Gleich an drei Abenden will Rammstein kommenden Monat im Berliner Olympiastadion auftreten. Wie an anderen Stationen der Europatournee formiert sich auch in der Hauptstadt Widerstand gegen die ausverkauften Termine am 15., 16. und 18. Juli. Für ein Verbot der Konzerte wegen der Missbrauchsvorwürfe gegen Sänger Till Lindemann kämpfen mehrere Petitionen.

„Richtig Fahrt aufgenommen“ hatte in der vergangenen Woche die Online-Unterschriftenaktion „Keine Bühne für Rammstein“, wie Initiatorin Britta Häfemeier von der Petitionsplattform Campact sagt. Die Konzerte müssten abgesagt werden, heißt es in dem Gesuch: „Berlin darf nicht zum Ort für sexuellen Missbrauch werden!“

Am Dienstagmorgen wollten die Initiatoren ihre Proteststimmen bei einer Aktion mit 25 Personen vor der Senatsverwaltung an Spranger übergeben. Spranger selbst war zum Zeitpunkt der Unterschriftenübergabe nicht in der Innenverwaltung anwesend. Denn die Uhrzeit war ungünstig gewählt: Spranger war am Dienstag, wie meistens an diesem Wochentag, in der Senatssitzung, die unter anderem über den in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden Verfassungsschutzbericht beraten hat. „Ich habe mich nicht weggeduckt“, sagte Spranger dem Tagesspiegel mit Blick auf die Petition. Sie werde die Petition nun an den Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses übergeben. Dieser sei für das Anliegen zuständig.

Als Besitzer des Olympiastadions richtet sich die Petition an das Land Berlin. Namentlich erwähnt werden Kultursenator Joe Chialo (CDU), Stadiongeschäftsführer Timo Rohwedder und Innensenatorin Iris Spranger (SPD), die zugleich als Aufsichtsratsvorsitzende der Olympiastadion GmbH fungiert.

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Petition gegen Rammstein-Konzerte: Adressaten weichen aus

Setzt sich der Senat beim Olympiastadion für die Kündigung der Verträge mit Rammstein ein? Die Adressaten der Campact-Petition weichen aus. Im Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ beteuerte Kultursenator Joe Chialo am Wochenende, die Forderungen zu verstehen, sich aber an „Recht und Gesetz“ halten zu müssen.

Das Olympiastadion schreibt auf Tagesspiegel-Anfrage, dass der Vertrag zwischen Tour-Veranstalter und Betreiber weiterhin gelte, „unabhängig des Ausgangs der Petition“. Zu möglichen Vertragsstrafen bei einer Kündigung wollten sich die Stadionbetreiber nicht äußern.

Aus der Innenverwaltung heißt es auf Anfrage erneut, es werde in Berlin keine Aftershowpartys in Immobilien geben, die durch die Innensenatorin verwaltet werden – eine Bekräftigung der Aussage von Anfang Juni.

Auf Veranstaltungen in den durch landeseigene Gesellschaften betriebenen Sportanlagen, wie dem Olympiastadion, habe die Senatorin jedoch nur begrenzten Einfluss: „Für ein einzelnes Aufsichtsratsmitglied besteht vor allem nach Vertragsschluss keine Möglichkeit, eine Veranstaltung zu verbieten, abzusagen beziehungsweise den Vertrag zu kündigen.“

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Hacker legten Petition gegen Rammstein-Konzerte lahm

Wie stark das Thema polarisiert, zeigt der Verlauf der Petition. Gestartet am 6. Juni, dümpelte der Appell zunächst vor sich hin. In der vergangenen Woche ging die Anzahl der Unterschriften steil nach oben, nachdem in Medien und aus Bloggerkreisen auf die Seite hingewiesen wurde. Bis Donnerstag hätten 62.801 Menschen namentlich unterschrieben, sagt Britta Häfemeier. Doch noch am Donnerstagabend habe ein „Botnetzwerk“ die Seite angegriffen.

Unbekannte Hacker legten die Petition mit einer Flut aus Fake-Unterschriften lahm. Bis Montagmittag war die Forderung deshalb online nicht zu unterschreiben. Man arbeite an einer Lösung und wolle bis zu den Konzertterminen weiter Unterschriften sammeln, hieß es bei Campact. Doch wer könnte einen solchen Angriff gestartet haben? Die Plattformbetreiber haben keine konkreten Anhaltspunkte.

Für Aktivistinnen wie Häfemeier wiegen die Hinweise verschiedener Frauen gegen Lindemann schwer. „Die Sicherheit von Mädchen und Frauen sollte deshalb an oberster Stelle stehen“, sagt sie, ganz gleich wie viel Geld durch die Absage der Auftritte verloren ginge. Die sexuelle Gewalt gegen Frauen sei immer unter dem Radar gelaufen. Da reiche es nicht aus, Awareness-Teams loszuschicken und offizielle Aftershowpartys auf dem Gelände zu untersagen.

Neben einer weiteren Petition für ein Verbot mit etwa 33.000 Unterschriften ist aber auch mindestens eine Unterschriftenaktion für die Zulassung der Berliner Rammstein-Konzerte im Gange. Knapp 6000 Beteiligte waren am späten Montagnachmittag auf der Plattform Change.org verzeichnet.

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