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Daten, die Mobilität erfassen, sind wertvoll.

© Imago/photothek/Xander Heinl

Die Fahrten der einen als Vermögen der anderen: Big Data in der Mobilität muss dringend geregelt werden

Die rechtlichen Strukturen im Umgang mit Verkehrsdaten sind ungenügend, das gehört geändert. Und zwar nicht nur im Sinne der Unternehmen.

Ein Kommentar von Jana Kugoth

Wer eine Reise von seinem Zuhause in Hamburg bis zu einem Treffpunkt in Berlin durchbuchen möchte, scheitert an der Realität. Nach wie vor gibt es keine Anwendung, in der Nutzerinnen und Nutzer ein Ticket buchen können, das sie berechtigt, mit einem geteilten Auto oder Fahrrad von ihrer Wohnung bis zum Hamburger Hauptbahnhof zu fahren, dort in den Zug zu steigen und, in Berlin angekommen, mit der U-Bahn zum endgültigen Ziel zu fahren.

Das ist eines der vielen Szenarien, die zeigen, dass es an der dafür nötigen Vernetzung der Daten hakt. Das liegt unter anderem daran, dass Mobilitätsunternehmen um ihre Geschäftsgeheimnisse bangen. Nicht nur für die Mobilitätsindustrie geht es um einen gewaltigen Schatz. Für die Unternehmen stellen die Daten ein Wirtschaftsgut da. Sie haben Sorge, dass die Informationen in die Hände von Wettbewerbern gelangen.

Es braucht Regeln, das hat die Politik erkannt

Wenn Deutschland und Europa im digitalen Zeitalter nicht abgehängt werden wollen, braucht es jedoch schleunigst Regeln, die das Teilen, Sammeln und Auswerten von Daten definieren. Sonst lässt sich der Datenschatz nicht heben. Das hat auch die Politik erkannt.

In Brüssel laufen mehrere Vorhaben, die den Umgang mit Daten regulieren sollen, um Europa in der Datenökonomie auf das nächste Level zu bringen. Im Verkehrssektor gilt der Datenschatz als besonders wertvoll. Auch, weil die Industrie unter großem Veränderungsdruck steht. Klimaziele und Digitalisierung stellen die bisherigen Geschäftsmodelle infrage.

Daten könnten helfen, neue zu entwickeln. Dazu zählen neben Apps, die verschiedene Verkehrsträger miteinander verknüpfen, Versicherungen, die Autofahrer mit einer besonders umsichtigen Fahrweise begünstigen.

Die Bundesregierung will deshalb ein Mobilitätsdatengesetz auf den Weg bringen, das mögliche Regelungslücken schließt. Das ist grundsätzlich zu begrüßen.

Wer ist wann wo und wie unterwegs?

© Foto: dpa/Markus Scholz

Es gilt zu verhindern, dass automatisch derjenige das Recht an den Daten erhält, der die meisten Marktanteile hat. Das würde Quasi-Monopole manifestieren beziehungsweise schaffen.

Neue Geschäftsmodelle könnten dadurch ausgebremst werden. Denn es ist höchste Zeit, dass die Politik das Gespräch sucht – und eine offene Debatte über die Chancen und Risiken des Datenteilens im Mobilitätssektor führt.

Dabei sollte es nicht nur um die Interessen der Unternehmen gehen, sondern insbesondere um die der Bürgerinnen und Bürger. Vor allem wird es darum gehen, Vertrauen zu schaffen. Zum Teilen von Daten ist nur bereit, wer die Informationen in sicheren Händen weiß. Das gilt sowohl für die Industrie als auch für die Kundinnen und Kunden. Wenn das gelingt, können Deutschland und Europa bei Big Data in der Mobilität mitmischen.

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