zum Hauptinhalt
Boateng beim Interview mit der Inklusiven Redaktion

© Special Olympics/Special Olympics

Die inklusive Redaktion von Special Olympics: Egal ob Prince oder Platzwart

Dieses Interview wird Fußballstar Kevin-Prince Boateng vielleicht noch eine Weile in Erinnerung geblieben sein. Auch von den Weltspielen in Berlin berichtet das inklusive Redaktionsteam.

So gelassen wie von der inklusiven Redaktion von Special Olympics ist Herthas Starspieler Kevin-Prince Boateng wohl noch nie befragt worden. Das Redaktionsteam, bestehend aus Journalist*innen mit und ohne geistige Beeinträchtigung, zeigt sich unbeeindruckt von großen Namen und macht keine Unterschiede im Gespräch – egal ob mit einem Starspieler oder Platzwart.

Die Vorgeschichte: Das Hertha-Team war zum Fußball-Endspiel der Special Olympics Nationalen Spiele im vergangenen Jahr auf dem Maifeld des Berliner Olympiastadions erschienen. Eine tolle Unterstützung des inklusiven Gedankens. Und eine Gesprächsgelegenheit, die sich die Mitglieder der inklusiven Redaktion nicht entgehen ließen. 

Seit den Nationalen Spielen in Hannover 2016 stellen Special Olympics Deutschland (SOD) und das jeweilige Organisationskomitee für die Spiele neben dem üblichen Presseteam eine inklusive Redaktion zusammen. Damit möglichst viele Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in die Berichterstattung miteinbezogen werden.

Das nötige journalistische Wissen vermitteln professionelle Redakteur*innen vorab in Workshops und Netzwerk-Treffen. Dabei kann in Ruhe geprobt werden, was dann während der Spiele zum Einsatz kommen soll: Von den fünf W-Fragen des Journalismus bis zum Umgang mit der Videokamera.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Auch während der Weltspiele 2023 wird eine inklusive Redaktion im Pressezentrum an der Berliner Messe arbeiten. 20 inklusive Redakteur*innen haben sich angemeldet, rekrutiert über „Lebenshilfe Berlin“, „Lebenshilfe Trier“ und „Förderband“, eine Initiative des Berliner Senats. Unterstützt werden sie von insgesamt acht Betreuer*innen. Dazu kommen noch einmal sechs Journalist*innen ohne geistige Beeinträchtigung. 

Trotz ihrer täglichen Redaktionssitzungen wird der inklusiven Redaktion nicht unbedingt eine zeitkritische Berichterstattung erwartet. Ihre Artikel können gern eine längere Recherche in Anspruch nehmen, die entsprechenden Themen und Formate sucht sich jede und jeder nach eigenen Interessen aus, ob Fotostory, Interview, Porträt oder Reportage. Wie alle anderen Medienvertreter haben die inklusiven Journalist*innen dabei Zugang zu allen Bereichen der Weltspiele. 

Anschließend besteht für sie das Angebot, ihre Artikel mit den hauptberuflichen Journalist*innen im Team inhaltlich zu besprechen, sie Korrektur lesen zu lassen oder gemeinsam eine Bildauswahl zu treffen. Manche inklusive Journalist*innen machen von der Hilfestellung gern Gebrauch, andere haben bereits bei vergangenen Spielen Erfahrung gesammelt und arbeiten möglichst selbständig.

In jedem Fall macht die inklusive Redaktion ihren Job mit großem Enthusiasmus und Engagement. Ihre Artikel sind schließlich keine bloßen Fingerübungen, sondern werden während der Spiele und danach bei Medienpartnern wie dem Berliner „Tagesspiegel“ veröffentlicht. 

Und im Idealfall entsteht aus der intensiven Zusammenarbeit der Redaktion ein nachhaltiges Projekt: Schon bestehende inklusive Redaktionen bekommen neue Impulse für ihre Arbeit, Einsatzteams bleiben über die Spiele hinaus in Kontakt und Medienpartnerschaften werden fortgeführt. Alles mit dem großen Ziel, die Wahrnehmung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in unserer Gesellschaft zu verändern.

Die Anschlussfrage an Kevin-Prince Boateng lautete im letzten Jahr übrigens: „Und wie schreibt man Boateng?“ Worauf der Starspieler seinen Namen zum Mitschreiben buchstabierte. Ein selbstbewusstes Auftreten und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen – die wichtigste Eigenschaft auch für inklusive Journalist*innen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false