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Da kann schon mal was verloren gehen. Blick in eine DHL-Zustellbasis.

© Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Ärger mit verlorenen Päckchen: Liebe Post, lasst die Finger von den Spätis!

Post-Filialen schließen, Sendungen landen sonstwo. Für unseren Autor wurde der Empfang eines einfachen Päckchens zur Odyssee durch die Läden der Nachbarschaft.

Eine Glosse von Andreas Austilat

„Ihre Sendung ist da!“, stand in roten Lettern ganz oben auf dem Post-Formular. Und ein wenig kleiner: Leider habe man sie mir heute nicht persönlich übergeben können.

Ich müsse die Briefsendung in der Postfiliale abholen. Am nächsten Werktag und nicht vor 14 Uhr. Das war ein Samstag, unsere Post am Lichterfelder Hindenburgdamm schließt dann um 13 Uhr. Seltsam nur, dass der Bote seinen Namen weggelassen hatte. Und die Sendungsnummer. War er in Eile?

Leider war besagtes Postamt, das auch eine Postbankfiliale ist, nach dem Wochenende verschlossen. „Aus technischen Gründen“, wie ein Schild informierte. Alle hinterlegten Sendungen würden aber ein zweites Mal ausgeliefert.

Ein ganz schlechtes Zeichen

Fünf Tage später stand ein DHL-Bote in anderer Sache vor unserer Tür. „Wir haben uns auch gewundert, dass die Filiale plötzlich zu war“, sagte er und fügte hinzu, wenn wir unsere Sendung bis jetzt nicht erhalten hätten, sei das ein schlechtes Zeichen. Die Filiale würde wohl nicht mehr öffnen.

„Unmöglich“, sagte ich, erklärte ihm, das Päckchen sei aus den USA und enthalte Blasentabletten für unseren Hund. Der Bote schaute mitleidig, fürchtete, die Ware sei womöglich schon auf dem Weg zurück in die Staaten und riet mir, schnell die Paketshops der Umgebung abzuklappern.

Eigentlich habe er keine Lust mehr

So sprach ich also bei einem Schuster vor, in einem Späti und in einem Zeitungskiosk. „Schauen Sie sich das an“, sagte schließlich der Kioskbetreiber und führte mich in sein vollgestopftes Lager. Eigentlich habe er keine Lust mehr auf den Deal, auf den er sich mit der Post eingelassen hätte.

Tatsächlich enthüllte kürzlich ein ehemaliger Agentur-Betreiber in der „Tagesschau“, dass in den Postverträgen ausdrücklich darauf hingewiesen würde, mit der Dienstleistung sei für Externe kaum Geld zu verdienen. Sie bringe lediglich Kundschaft in den Laden. Leider sehr oft unzufriedene Leute wie mich.

Abgerissen. Auch dieses Postamt in Spandau gibt es nicht mehr.

© Foto: Sascha Lisowski

Beim DHL-Kundendienst wurde ich nach mehreren Warteschleifen meine Reklamation los. Danach passierte tagelang nichts. Ich versuchte es noch mal, wurde an den internationalen Versand weitergeleitet. Die Frau dort konnte meine Beschwerde nicht aufnehmen, weil die Tracking-Nummer in ihrem System nicht zu identifizieren sei. Ich müsse mich an den amerikanischen Absender wenden.

„Können Sie das beweisen?“

„Aber das ist doch ein Berliner Problem, das Paket war doch schon vor meiner Haustür!“, sagte ich. „Können Sie das beweisen?“, fragte die Frau am anderen Ende. Tatsächlich hatte ich nicht einmal den Namen des Zustellers, der lieber anonym geblieben war.

Müsse ich denn nun wirklich dem Absender erklären, dass es seine Ware zwar bis Berlin geschafft habe, jetzt aber in einem unzugänglichen Postamt verloren gegangen sei? Und was bedeutet das für das deutsch-amerikanische Verhältnis? Und für meinen blasenschwachen Hund, der ohnehin nicht gut mit Briefträgern kann. Mit solchen Angaben, sagte die Service-Mitarbeiterin, könne sie kein Formular eröffnen.

Offiziell gibt es nur noch drei posteigene Filialen: Im Post-Tower in Bonn, im Bundestag in Berlin und auf der Zugspitze. Liebe Post, noch nie gab es bei der Bundesnetzagentur allein aus Berlin so viele Beschwerden wegen der Zustellung wie in diesem September. Eure Filialen sind schon verriegelt und verrammelt, bitte lasst die Finger von den Spätis!

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