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„Was früher unter Freundinnen ein Wangenkuss war, ist heute ein Kuss auf den Mund“: Die Grenze, was heterosexuell ist, verschiebt sich.

© Illustration: Karin Söderquist

Tagesspiegel Plus

Wie liebt die Jugend?: „Auf einmal sind alle bisexuell“

Über Tinder, Sex mit guten Freunden und Listen mit schlechten Liebhabern – vier Jugendliche erklären das Liebesleben ihrer Generation.

Von Barbara Nolte

Im Schneeregen stehen drei Jugendliche auf dem Askanischen Platz zusammen. Zwei Mädchen, ein Junge, 17 Jahre alt. Sie sind nach der Schule hergekommen, um über das Liebesleben ihrer Generation zu berichten. „In unserem Freundeskreis sind wir da sehr offen“, sagt ein Mädchen, das eine weite, bunte 80er-Jahre-Lederjacke trägt. Trotzdem wollen sie anonym bleiben. Deswegen haben wir ihnen andere Vornamen gegeben.

Die Datenlage über Jugend und Liebe ist dünn: Das Einstiegsalter in die Sexualität liege nach wie vor ungefähr bei 17 Jahren, sagt die Direktorin des Deutschen Jugendinstituts, Sabine Walper. Meisten sei es im Rahmen einer Beziehung. Bereits in der Jugend fächern sich die sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten auf. In einer qualitativen Untersuchung des Deutschen Jugendinstitutes in Nordrhein-Westfalen gaben sechs von 15 Befragten in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung keine der herkömmlichen Kategorien an. Die Selbstbeschreibungen reichten von „demisexuell/gray aromantisch“ bis „pansexuell/ohne Label“.

Auf dem Askanischen Platz ziehen sich die Jugendlichen jetzt ihre Masken über die Nase, um in die Tagesspiegel-Redaktion zu gehen. In der Sekundarschule waren sie in einer Klasse, anschließend haben sie sich zerstreut. Zwei besuchen Oberstufenzentren in Berlin, eine geht im Umland zur Schule. Bevor das Interview beginnt, rufen sie über Facetime ein weiteres Mädchen aus der Clique an, die gerade ein Praktikum im Ausland macht.

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