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Yasemin Acar

© Katia Vásquez Pacheco

Die Stimme des Israelhasses: „Wenn Gewalt die einzige Option ist, werden wir sie anwenden“

Yasemin Acar brüllt und beleidigt, stört Veranstaltungen mit anti-israelischen Parolen. Auf Außenstehende wirkt es, als agiere in Berlin eine breite Protestbewegung. Das täuscht.

Die Szenen ähneln sich: An der Humboldt-Universität muss die israelische Richterin Daphne Barak-Erez einen Vortrag abbrechen, weil eine Frau aus dem Publikum wiederholt stört und sie massiv niederbrüllt. Bei der „Cinema for Peace“-Gala im Theater des Westens unterbricht eine Störerin mit ihrem Geschrei ein Podiumsgespräch mit Hillary Clinton. Bei der großen Demonstration gegen die AfD auf der Reichstagswiese beschimpft eine Frau mehrere Ordner, schreit um sich und droht: „Ihr werdet alle zur Rechenschaft gezogen.“ Bei einer Veranstaltung in Moabit wird Bundesfamilienministerin Lisa Paus mehrfach von einer Frau unterbrochen und niedergeschrien. Und so weiter.

Die Attacken richten sich stets gegen Israel sowie Menschen, die den jüdischen Staat tatsächlich oder vermeintlich verteidigen. Es wirkt, als existiere in Berlin eine riesige israelfeindliche Bewegung, die mit unfairen Mitteln Veranstaltungen sabotiert, Andersdenkenden das Wort abschneidet, den demokratischen Diskurs vergiftet und Mitmenschen wüst beleidigt. Doch dieser Eindruck täuscht. 

In allen genannten Fällen geht die Störung von ein und derselben Person aus: der Berliner Aktivistin Yasemin Acar. Seit Monaten gehört Acar zum harten Kern derer, die fremde Veranstaltungen kapern, um dort anti-israelische Parolen zu grölen. 

Das aggressive Gebaren Acars und ihrer engsten Mitstreiter schüchtert einerseits Andersdenkende ein, verunmöglicht Debatten. Andererseits überschattet es auch gemäßigte pro-palästinenische Stimmen, die keinen Krawall wollen, sondern sich mit Vernunft und Argumenten für einen baldigen Waffenstillstand einsetzen, ohne die Gräueltaten der Hamas und die israelischen Geiseln zu verschweigen.

Dabei wähnt sich Yasemin Acar stets als Opfer. Dem Sender Al Jazeera hat sie ein ausführliches Interview gegeben. Darin beklagt sie, auf der großen Demo gegen die AfD von den anderen Demonstranten feindselig behandelt worden zu sein. Dass sie selbst dort Ordner beschimpfte, drohte und wie üblich herumschrie, Demonstrationsteilnehmer als „Nazis“ , „rechtsradikal“ und „Faschisten“ verleumdete, all dies berichtet Al Jazeera nicht.

Nach eigenen Angaben ist Yasemin Acar Designerin bei einer Marketing-Agentur, früher arbeitete sie bei Bayer. Zudem half sie geflüchteten Ukrainern und gab zu diesem Thema zahlreiche Interviews, auch dem Tagesspiegel.

Sie verbreitet Hetze und Falschinformationen

Mittlerweile hat sich ihr Auftreten stark verändert. Auf ihrem Instagram-Account mit 5000 Followern verbreitet sie nun Hetze gegen Israel, Falschinformationen und wüste Verschwörungserzählungen. Sie behauptet dort etwa, Israel wolle „die Welt verseuchen”. Sie bezeichnet Karl Lauterbach als „Terroristen“, den israelischen Botschafter Ron Prosor als „genozidales Monster“.

Mal behauptet Acar, seit dem 7. Oktober verübe Israel einen Genozid – mal behauptet sie, seit 76 Jahren verübe Israel einen Genozid. Sie verbreitet auch die Behauptung, Gaza sei ein „Konzentrationslager“. Und nicht die AfD sei das Problem, sondern SPD, CDU und die Grünen.

Yasemin Acar beschimpfte Teilnehmer der Anti-AfD-Demonstration.

© @EndPutinsWars

Acar fiel bereits bei der Hörsaalbesetzung an der Freien Universität auf, störte eine Diskussionsveranstaltung mit Renate Künast. Mittlerweile ist Yasemin Acar polizeibekannt. Auf einer Demonstration skandierte sie „Zionisten sind Faschisten“, auf einer anderen beleidigte sie Beamte. Bei einer Rede auf einer Demonstration im Januar drohte sie wörtlich: „Wenn Gewalt die einzige Option ist, werden wir sie anwenden.” Anschließend feierte sie die Anschläge der islamistischen Huthi-Miliz: „Yemen, Yemen we are proud, turn another ship around.“

Ihre Aktionen führt Acar oft gemeinsam mit ihrem engen Vertrauten Salah Said durch. Der verbreitet ohne Distanzierung die Behauptung Dritter, Israel kontrolliere sämtliche Staaten der Welt. Die Gewalttaten der Hamas rechtfertigt er mit dem „Recht auf bewaffneten Widerstand“. Nach eigener Aussage hat Salah Said bereits Besuch vom Landeskriminalamt bekommen.

Erst stören sie aggressiv, dann inszenieren sie sich als Opfer

Immer wieder wenden die Aktivisten dabei eine erprobte Masche an: Sie stören eine Veranstaltung und brüllen herum. Wenn sie aufgrund ihrer Provokationen ausgeschlossen werden, werfen sie den Veranstaltern vor, sie seien als Palästinenser kriminalisiert worden.

Was sie erreichen möchte, hat Yasemin Acar neulich auf Instagram formuliert: „Alles muss lahmgelegt werden. Das ganze System muss vom Zusammenbruch bedroht werden.“

Acar war es auch, die diese Woche das Video veröffentlichte, in dem Aktivisten dem israelischen Botschafter bei einem privaten Termin auflauerten und ihn bedrängten, sodass Personenschützer eingreifen mussten. Acar begrüßt die Aktion ausdrücklich: „Ich glaube, es war Zeit, ihm zu zeigen, dass wir ihn sehen.“ Außerdem droht sie: „Wir sehen Euch alle, und ihr werdet keine Minute des Friedens haben...“

Die Anfrage des Tagesspiegels, weshalb sie auf öffentlichen Veranstaltungen massiv brüllt und Diskussionsteilnehmern das Wort abgeschneidet, möchte Yasemin Acar nicht beantworten. Ebenso wenig, was mit ihrer Drohung „Ihr werdet alle zur Rechenschaft gezogen“ gemeint ist. Auch neun weitere Fragen beantwortet sie nicht.

Grischa Stanjek vom Verein „democ“, der die anti-israelischen Proteste in Berlin seit Monaten beobachtet, spricht gegenüber dem Tagesspiegel von einer „schrittweisen Radikalisierung“. Der Kern dieser Bewegung verhalte sich „gefühlt jede Woche ein kleines bisschen extremer“. Dies liege auch daran, dass sich bei einigen Akteuren wohl das Gefühl der Ohnmacht verstärke – da ihre Proteste, das Stören von Veranstaltungen und das Konfrontieren vermeintlicher Feinde nicht die gewünschte Wirkung zeigten.

Aus Stanjeks Sicht besteht daher Grund zur Sorge, dass es nicht bei den bisherigen Protestformen bleiben wird: „Man muss sich schon fragen: Was kommt als nächstes?“ Aktivisten wie Acar und Said erreichten über die sozialen Netzwerke schließlich zigtausende Menschen – und seien für Gleichgesinnte auch inspirierend: „Möglicherweise radikalisieren sie dadurch Menschen, die am Ende auf die Idee kommen, offene Gewalt sei ein legitimes, ja notwendiges Mittel.“

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