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Matthias Katsch, Vertreter des Betroffenenverband „Eckiger Tisch“, spricht während einer Pressekonferenz.

© dpa/Arne Dedert

„Hohe kriminelle Energie und Raffinesse“: Missbrauchsbetroffenen-Vertreter Katsch vergleicht katholische Kirche mit Mafia

Matthias Katsch greift nach Veröffentlichung der jüngsten Missbrauchsstudie Vertreter der katholischen Kirche hart an. Der Bericht wirft ehemaligen Kirchenvertretern schwere Versäumnisse vor. 

Matthias Katsch, der Sprecher der Missbrauchsopfer-Initiative „Eckiger Tisch“, vergleicht das Vorgehen der katholischen Kirche in Deutschland in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Der Spiegel“ mit der organisierten Kriminalität. Er sprach nach der Veröffentlichung der jüngsten Missbrauchsstudie aus dem Erzbistum Freiburg von einer „Woche der Wahrheit“ für die katholische Kirche in Deutschland.

Er kritisiert die schweren Versäumnisse und die konkrete Vertuschung von Missbrauchstaten durch ehemalige Erzbischöfe.

Katsch betont, dass die Bischöfe und ihre Vertreter nicht mehr vertrauenswürdig seien und fordert den Deutschen Bundestag auf, eine Untersuchungskommission einzusetzen, um sämtliche Archive der deutschen Diözesen zu durchsuchen und die Unterlagen auszuwerten. „Das gebietet schon die Selbstachtung“, so Katsch im „Spiegel“.

Die „Arbeitsgruppe Machtstrukturen und Aktenanalyse“ veröffentlichte am 11. April einen fast 600 Seiten langen Bericht, in dem dem ehemaligen Erzbischof Robert Zollitsch und seinem Vorgänger Oskar Saier schwere Versäumnisse und eine gezielte Vertuschung von Missbrauchstaten vorgeworfen wurden. In der Diözese seien Akten versteckt oder vernichtet worden, Missbrauchsmeldungen unterblieben und Opfer sowie Angehörige hätten für die Kirchenverantwortlichen überhaupt keine Rolle gespielt, heißt es in dem Bericht.

Wie Alt-Erzbischof Robert Zollitsch offenbar Öffentlichkeit und Politik hinters Licht geführt habe, sei Ausdruck einer „atemberaubenden Unverfrorenheit“, erklärt Katsch im „Spiegel“.

Katsch zieht Parallelen zwischen dem Vorgehen der katholischen Kirche und der organisierten Kriminalität der Mafia, wo „mit offensichtlich hoher krimineller Energie und Raffinesse teilweise über Grenzen hinweg durch eine mächtige Institution systematisch Täterschutz betrieben und die Justiz offenbar bewusst getäuscht wird“. Den Bischöfen und ihren Vertretern sei nicht mehr zu trauen.

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