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Zahlreiche Einsatz- und Rettungskräfte waren nach einem schweren Zugunglück im Einsatz.

© picture alliance/dpa

Update

Zwischenbericht vorgelegt: Betonschwellen waren Ursache für Garmischer Zugunglück

Im vergangenen Sommer entgleiste ein Regionalzug in Garmisch-Partenkirchen. Der Hauptgrund dafür waren neuesten Erkenntnissen zufolge beschädigte Betonschwellen.

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Beschädigte Betonschwellen waren nach derzeitigem Ermittlungsstand die Hauptursache für das tödliche Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU), der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Als am 3. Juni vergangenen Jahres ein Regionalzug nach München entgleiste, starben fünf Menschen, 78 wurden verletzt, 16 von ihnen schwer. In dem Zwischenbericht benennen die Unfallermittler einen „Mangel am Oberbau“ der Bahnstrecke als primäre Ursache für das Entgleisen des Regionalzugs. Die Deutsche Bahn sieht ihre eigenen Untersuchungsergebnisse bestätigt.

Die am Unglücksort verlegten Spannbetonschwellen hätten Schäden aufgewiesen, die dazu geführt hätten, dass die sogenannten Schienenauflager als Bindeglieder zwischen Schiene und Beton wegbrachen. „Das ist das, was derzeit gesichert ist“, sagte ein BEU-Sprecher am Donnerstag.

„Die Ermittlungen zur Unfallursache sind aber deutlich umfangreicher und dauern an“, so der Sprecher. Die Behörde betont in dem Zwischenbericht auch, ihre Untersuchungen dienten nicht dazu, ein Verschulden festzustellen, Fragen der Haftung oder sonstiger zivilrechtlicher Ansprüche zu klären.

„Nach derzeitigem Kenntnisstand spricht vieles dafür, dass Betonschwellen zumindest auch unfallursächlich gewesen sein könnten“, wird der Sprecher weiter zitiert. Noch sei die Unfallursache aber nicht abschließend geklärt.

Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung war gesetzlich gehalten, bis zum Jahrestag des Unglücks am Samstag einen Zwischenbericht vorzulegen. „In diesem Fall waren und sind die Ermittlungen sehr komplex und umfangreich. Als staatliche Stelle dürfen wir da keine Vermutungen angeben“, begründete ein Sprecher das lange Warten. Der Zwischenbericht war ursprünglich bereits für den Jahresbeginn angekündigt worden.

Deutsche Bahn tauscht Hunderttausende Schwellen aus

Die Deutsche Bahn sieht sich durch den Zwischenbericht in ihren eigenen Ermittlungsergebnissen bestärkt. „Mit diesem Zwischenbericht bestätigt sich unsere Vermutung – schadhafte Betonschwellen führten zu diesem tragischen Unfall“, heißt es in einer Reaktion auf den am Donnerstag veröffentlichten BEU-Zwischenbericht. Die Bahn hatte am Mittwoch angekündigt, nach dem Zugunglück rund 480.000 Betonschwellen auszutauschen.

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt weiter gegen vier beschuldigte Bahnmitarbeiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Ob der Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnforschung Auswirkungen auf die Ermittlungen der Justiz hat, könne „zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilt werden“, hieß es auf Anfrage. „Hinzu kommt, dass das seitens der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebene Gutachten noch nicht vorliegt“, sagte eine Sprecherin am Donnerstag.

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Die von verschiedenen Medien immer wieder genannte Verlegung des Katzenbachs im Zuge des Neubaus der Bundesstraße 2 als mögliche Ursache für eine teilweise Unterspülung des Bahndamms scheint nicht im Fokus der Ermittler zu stehen. „Das ist nach derzeitigem Stand nicht die Primärursache, es wird noch weiter ermittelt“, sagte der BEU-Sprecher.

Geflüchtete Ukrainerinnen unter den Todesopfern

Der Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München war am Freitagmittag kurz nach der Abfahrt im Ortsteil Burgrain in den Loisachauen entgleist. Eine Soko „Zug“ hatte im Anschluss die Ermittlungen zur Unfallursache aufgenommen. Sie umfasste 40 Personen.

Unter den fünf Todesopfern waren vier Frauen sowie ein 13-Jähriger. Zwei der getöteten Frauen im Alter von 30 und 39 Jahren stammten laut Ermittlern aus der Ukraine, die mit ihren Kindern nach Bayern geflüchtet waren.

Bei den beiden anderen Frauen handelte es sich um eine 51-Jährige aus Wiesbaden sowie eine 70-jährige Frau aus dem Landkreis München. Der Jugendliche stammte aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen. (Tsp mit dpa)

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