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Am 29. Oktober 1923 geht dieses Massenmedium „on air“. 

© rbb/Bundesarchiv

ARD-Doku „100 Jahre Radio“: Die Welt im Ohr

Die ARD feiert das Radio. Dass die vielfältige Radio-Kultur bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten an Boden verloren hat, davon ist allerdings nicht die Rede.

Das Radio, hoffte Albert Einstein, könne „die Völker aus schläfriger Stumpfheit erwecken“. So sprach der Gelehrte in seiner Eröffnungsrede bei der Deutschen Funkausstellung im August 1930. Nicht einmal drei Jahre später trat das Gegenteil ein. Propagandaminister Joseph Goebbels reklamierte: „Der Rundfunk gehört uns, niemandem sonst.“

In seiner Ansprache im März 1933 stimmte er die Intendanten der Sender auf die „geistige Mobilmachung“ des NS-Regimes ein. Das Radio war für ihn „Massenbeeinflussungsinstrument“. Dank des erschwinglichen „Volksempfängers“ wurde der stumpfe Hass der Nationalsozialisten bald massenwirksam verbreitet.

Am 29. Oktober 1923 hatte in Deutschland das Radio-Zeitalter begonnen. Die „Funk-Stunde Berlin“ sendete aus dem Vox-Haus ein Cello-Solo samt Klavierbegleitung. Bis 1929 hatten immerhin drei Millionen Hörerinnen und Hörer ihren Draht zur Welt im Ohr. Die RBB-Dokumentation „100 Jahre Radio – Deutschland on Air“ (ARD, 23. Oktober, 23.35 Uhr) von Dagmar Wittmers lässt die Geschichte des Hörfunks in einer flotten und mit der Zeitgeschichte kurzgeschlossenen Mischung aus O-Tönen und Musikschnipseln Revue passieren, kommentiert aus dem Off von Schauspielerin Anna Thalbach.

Zwischendurch verweisen kurze Einblicke zum Beispiel ins Studio der MDR Jump Morning Show auf die Gegenwart. Das Radio entwickelte sich in den vergangenen 100 Jahren vom Luxusgut zum Propaganda-Instrument, nach dem Krieg zum demokratischen Leit- und schließlich zum heutigen Begleitmedium. Dass die vielfältige Radio-Kultur auch bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zugunsten formatierter Gute-Laune-Programme an Boden verloren hat, davon ist allerdings erwartungsgemäß nicht die Rede.

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