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Alte Wunden: Maggi (Karoline Schuch) mit Jugendliebe Roland (Felix Kramer).

© ARD Degeto/Syrreal Dogs GmbH/CBS/ARD Degeto/Syrreal Dogs GmbH/CBS Studios/Stefan Erhard

ARD-Serie „Oderbruch“: Mythos Blut

Die ARD-Mystery-Serie „Oderbruch“ nimmt die aktuell verbreitete Sorge vor einer neuen Ära voller Schmerz und Gewalt auf, indem sie auf einen klassischen Mythos zurückgreift.

Mit „Sløborn“ erzählten Christian Alvart, Arend Remmers und Adolfo J. Kolmerer während der Corona-Pandemie von einer tödlichen Seuche. Das Trio scheint ein besonderes Gespür für das Zeitgefühl zu haben, denn auf ungemütliche Weise trifft die achtteilige Mystery-Serie Oderbruch“ (ARD, 19.1., ab 22.20 Uhr, ARD-Mediathek) die aktuell verbreitete Sorge vor einer neuen Ära voller Schmerz und Gewalt – allerdings indem sie auf einen klassischen Mythos zurückgreift.

Zu Beginn türmt sich ein gewaltiger Leichenberg mitten auf einem Feld. Polizist Roland Voit (Felix Kramer) und seine Jugendfreundin Magdalena „Maggie“ Kring (Karoline Schuch), ebenfalls eine ehemalige Polizistin, kehren in ihre Heimat zurück und werden mit verstörenden Erinnerungen und übernatürlichen Kräften konfrontiert. Der Plot folgt auf mehreren Zeitebenen verschiedenen Perspektiven, aber insbesondere Karoline Schuch prägt mit ihrem handfesten und entschlossenen Spiel die Serie.

Das Übernatürliche in ein Szenario mit realitätsnahem Anspruch einzubinden, gelingt überraschend gut, einschließlich der Anspielungen auf Drogensucht, Elite-Internate und rassistische Ideologien. Natürlich fließt Blut, aber nicht in einem Maß, das nach dem Leichenberg-Auftakt zu befürchten wäre.

Dennoch steht der besondere Saft auch hier für ewiges Leben und gewaltsamen Tod. Das dünn besiedelte Oderbruch wird als vergessene Landschaft mit vergessenen Menschen in Szene gesetzt, mal als düstere Horror-Kulisse, mal als wunderbarer Naturraum. Die reale Vergangenheit – die verlustreiche Schlacht im Zweiten Weltkrieg, das verheerende Hochwasser im Jahr 1997 – fließt in die Fiktion mit ein.

Und auch wenn Lucas Gregorowicz, der vor nicht allzu langer Zeit aus der „Polizeiruf 110“-Reihe ausgestiegen ist, hier erneut einen polnischen Kommissar spielt, greift „Oderbruch“ weit über den Horizont eines Fernsehkrimis hinaus. Spannender als in den meisten Krimis wird es ohnehin.

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