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Ein ARD-Team wird von israelischen Soldaten festgehalten.

© Screenshot/tagesschau.de

Update

ARD-Team von israelischen Soldaten bedroht: „Klarer Verstoß gegen die Pressefreiheit, der sich nicht wiederholen darf“

Ein ARD-Team berichtete über die Gewalt radikaler Siedler im Westjordanland und wurde von israelischen Soldaten gestoppt und bedroht. Bundesregierung und Interessensverband üben scharfe Kritik.

| Update:

Ein ARD-Team ist im Westjordanland nach eigenen Angaben von israelischen Soldaten vorübergehend festgehalten und bedroht worden. Der Vorfall wurde am Sonntagabend auf „tagesschau.de“ und „BR24“ geschildert: Korrespondent Jan-Christoph Kitzler sei mit einem palästinensischen Mitarbeiter sowie einer deutschen Mitarbeiterin auf dem Rückweg von einem Interview gewesen, als sie südlich der palästinensischen Stadt Hebron von israelischen Soldaten gestoppt worden seien.

Demnach sollen die Soldaten sich gegenüber den Journalisten überaus aggressiv verhalten haben, mehrfach seien Waffen in das Teamfahrzeug gehalten worden. Der Bayerische Rundfunk, der das ARD-Studio Tel Aviv betreibt, betrachte den Vorfall als Angriff auf die Pressefreiheit.

Diese mahnte auch die Bundesregierung an. „In einer so angespannten Situation, in der wir uns aktuell befinden, ist natürlich Pressefreiheit ein extrem hohes Gut“, betonte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. Für ihre Berichterstattung müsse Pressevertretern vor Ort freier Zugang gewährt werden, forderte sie. 

Der Deutsche Journalisten-Verband hat das Vorgehen der Sicherheitskräfte ebenfalls verurteilt. „Das war ein klarer Verstoß gegen die Pressefreiheit, der sich nicht wiederholen darf - unabhängig vom weiteren Kriegsgeschehen im Nahen Osten“, sagte der neue DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster am Dienstag laut Mitteilung zum Ausklang des DJV-Verbandstages in Magdeburg.

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Der DJV-Chef erinnert in dem Kontext daran, dass seit dem Überfall der Hamas auf Israel vor einem Monat bereits mehr als 10 Journalisten ums Leben gekommen sind: „Das ist eine fürchterliche Zwischenbilanz dieses Krieges. So darf das nicht weiter gehen.“ Der DJV forderte die Kriegs- und Konfliktparteien in aller Welt auf, das Recht der Medien auf freie und ungehinderte Berichterstattung zu garantieren. „Dies gilt aktuell in Israel und Gaza wie auch in der Ukraine.“

Israelisches Militär entschuldigt sich

Das israelische Militär hat sich auf Nachfrage am Montagmorgen ebenfalls zu dem Vorfall im Westjordanland geäußert. Die Handlungen der Soldaten seien nach dem Vorfall untersucht und die Vorschriften bekräftigt worden. Die Armee entschuldige sich „für jegliche entstandenen Unannehmlichkeiten“.

Das ARD-Team war dem Bericht zufolge unterwegs, um über Gewalt radikaler jüdischer Siedler gegen Palästinenser im von Israel besetzten Westjordanland zu berichten. „Die Soldaten haben uns mit ihren Waffen bedroht und uns gefragt, ob wir Juden seien. Unsere Kollegin wurde als Verräterin beschimpft“, wird Korrespondent Kitzler zitiert.

Erst nach mehr als einer Stunde habe sich die Situation entspannt, nachdem weitere Soldaten und auch Polizeikräfte hinzugezogen worden seien.

„Der zweite Vorfall innerhalb einer Woche“

„Für uns ist es der zweite Vorfall innerhalb einer Woche. Unser Team hat sich klar als akkreditierte Pressevertreter ausgewiesen und war fernab militärischer Sicherheitsbereiche“, sagte der Leiter des ARD-Studios, Christian Limpert. „Wir können das Vorgehen des israelischen Militärs nicht akzeptieren.“

Der Verband der Auslandspresse in Israel hatte bereits Ende Oktober die israelische Armee aufgerufen, die Sicherheit von Journalisten zu gewährleisten, und von zwei Vorfällen im Westjordanland berichtet, bei denen Soldaten Reporter bedrängt hätten. In einem davon waren demnach ebenfalls ARD-Mitarbeiter betroffen. (dpa)

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