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Propagandafoto für die Presse: Kinder mit Hakenkreuzfahnen.

© Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo/Arte / Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo/Arte

Briefe und Tagebücher aus 1933: Chronik des Grauens

Ein Arte-Dokumentarfilm schildert, wie Berlin innerhalb eines Jahres zur Terrorzentrale des Reiches wurde.

Berlin, im Januar 1933. Vor 90 Jahren zählte die Spreemetropole zu den modernsten Städten der Welt. Wenige Monate später ist von dieser vitalen Weltoffenheit nichts mehr zu spüren. Verfolgung und Inhaftierung von Andersdenkenden prägen den Alltag. Verzweifelte Menschen begehen Selbstmord. In seinem Dokumentarfilm („Berlin 1933 – Tagebuch einer Großstadt“, Arte, 20.15 Uhr) zeichnet Volker Heise den raschen Übergang nach. Der Grimme-Preisträger, bekannt durch seine Netflix-Dokumentation über die Geiselnahme von Gladbeck, montiert Briefe, Tagebucheintragungen und Archivmaterialien zu einer Chronik des Grauens.

Kurz nach der Machtergreifung im Januar folgte mit dem Ermächtigungsgesetz das Ende des Rechtsstaates. Juden werden aus dem öffentlichen Leben verbannt. Diesen Umsturz schildert der Film aus zwei gegensätzlichen Perspektiven. Erinnert wird zum einen an die Schicksale des Schriftstellers Erich Mühsam und des Journalisten Karl von Ossietzky. Wie grausam die Nazis Oppositionelle quälen, erlebt der Berliner Arzt Willi Lindemann in seiner Praxis tagtäglich hautnah mit.

Trotzdem hat er nichts Eiligeres zu tun als ihnen beizutreten. Lindemann zählt zu den Gewinnern. Er hält drei Freundinnen im Nachtleben aus. Nebenbei notiert er im Tagebuch, wie zwei SA-Kumpels eine Jüdin auf dem Rücksitz seines Wagens vergewaltigen. Mit Streiflichtern auf den Berliner Alltag notiert der Film ein Protokoll der Banalität des Bösen.

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