Doku über Legasthenie : Mozart, Einstein, Ramelow

Was Bodo Ramelow fürchtet: Vor laufenden Kameras einen langen Eintrag ins Goldene Buch schreiben zu müssen. Das überlässt er lieber einem Mitarbeiter und setzt fürs Foto nur noch seine Unterschrift unter den Text, auch wenn er von ihm selbst formuliert worden sein sollte. Denn ein solcher Termin ruft bei ihm „die Endlosschleife meiner Kindheit“ wach, sagt der Ministerpräsident von Thüringen. Ramelow (Die Linke) hat eine Schreibschwäche, weshalb er in der Schulzeit bei allen Diktaten versagte.

„Die Erklärung war immer: Er ist hochintelligent, aber stinkend faul“, erinnert sich Ramelow in der sehenswerten Dokumentation „Legasthenie – Wir dachten immer, du bist dumm“ (Arte Mediathek). Dass man trotz Lese- und Rechtschreibschwäche erfolgreich sein kann, belegt eine lange Liste prominenter Namen: von Albert Einstein bis Mark Zuckerberg, von Wolfgang Amadeus Mozart bis Agatha Christie.

Die Stigmatisierung, ein fauler Versager zu sein, führt allerdings bis heute bei vielen Kindern zu psychischen Störungen. Der NDR/Arte-Film von Daniela Schmidt-Langels schildert einige Beispiele von betroffenen Kindern und Jugendlichen in Deutschland und Frankreich, informiert über den Stand der Forschung und berichtet von Therapie-Ansätzen.

Einen Durchbruch bei der Suche nach der Ursache für Legasthenie habe eine internationale Studie aus dem vergangenen Jahr gebracht: Demnach seien 42 Orte im menschlichen Erbgut gefunden worden, die mit Legasthenie signifikant verbunden seien. Was die Krankheit bedeutet, führt der Engländer Daniel Britton, selbst Legastheniker, auf intelligente und anschauliche Weise vor Augen. Der Grafikdesigner entwickelte eine Schrift, die die Probleme beim Lesen und Schreiben auch für Menschen ohne Handicap nachempfinden lässt.