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Riskanter Unternehmer: Richard Branson.

© REUTERS/Joe Skipper

Doku über Richard Branson: Himmelsstürmer mit Karibikinsel

Der Adrenalinjunkie Richard Branson wurde mit Platten reich und mit Flugzeugen reicher. Eine Sky-Doku begleitet den Milliardär dabei, wie er noch höher hinauswollte: Ins Weltall.

Es ist bis heute unklar, ob Bonds Gegenspieler einst „Dr. No“ hieß, weil sein Wesen negativer Natur war, doch wer 61 Jahre später den Spitznamen „Dr. Yes“ hat, dürfte zur positiven Sorte Superheld zählen. Soweit die Persönlichkeitsanalyse des Protagonisten einer Doku, die feierliche Titel tragen könnte. „King Richard“ etwa, „der Galaktische“ oder – gälte das nicht für Cristiano Ronaldo: „GOAT“.

Das HBO-Porträt aber heißt „Branson“ (viermal 55 Minuten, Sky Documentaries), womit alles über den Porträtierten gesagt wäre – hat doch fast jeder ein Bild des marketingbewussten Abenteurers im Kopf: Plattenmillionär, Flugzeugmilliardär, Weltumsegler, Weltumflieger, Alleswoller, Alleskönner, alles so oft beschrieben, dass Chris Smith die Persönlichkeitsstudie des 73-Jährigen auf 16 Sommertage beschränkt, an denen er nochmals höher hinauswill: Ins Weltall.

Die Mutigen leben vielleicht nicht ewig, aber die Zaudernden leben überhaupt nicht.

Richard Branson

Dorthin zog es den ersten Privatastronauten Mitte 2021 in einer Rakete seines eigenen Luftfahrtkonzerns Virgin. Und Smiths Vierteiler zeigt tatsächlich Sehenswertes: wie ein privilegiertes Kind der englischen Upperclass vom gescheiterten Verleger buchstäblich zum Himmelstürmer wird und uns Erdlingen mit heiterer Offenheit erzählt, warum er so weit, besser: so hoch kommen konnte. Das ist bis zur 220. Minute interessant, gelegentlich gar überraschend.

Vor allem aber ist es abseits der tollen Archivbilder auf eitle Art unreflektiert. Zu keiner Zeit nämlich wird das ressourcenverschlingende Ego eines karitativ tätigen PR-Profis in Frage gestellt, der sich als netter Adrenalinjunkie von nebenan, nur halt mit Karibikinsel und Fluglinie, präsentieren darf. Als Werbekampagne empfehlenswert, als Dokuserie heikel.

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