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Die Brasilianerin Aracy de Carvalho.

© Tess Carvalho Family Collection

Dokudrama über Aracy de Carvalho: Die Juden-Retterin von Hamburg

Eine Arte-Doku  erzählt die Geschichte einer Frau, die keine Heldin sein wollte, aber unzähligen Menschen das Leben rettete.

Sie stellte rettende Visa aus und verhalf während der Zeit des Nationalsozialismus einer ungezählten Menge von Jüdinnen und Juden zur Flucht nach Brasilien: Aracy de Carvalho (1908-2011) ist eine in Deutschland wenig bekannte Heldin, die bereits 1982 von Israel als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet wurde.

Als Leiterin der Passabteilung im brasilianischen Konsulat in Hamburg ignorierte sie Vorschriften, um jüdischen Familien zu helfen – und ging dabei auch persönliche Risiken ein. Gabriele Rose stellt diese bemerkenswerte Frau in dem 90-minütigen Dokudrama „Aracy – Der Engel von Hamburg“ (Arte, 8. Juni, 20.15 Uhr) vor.

Etwas mehr Mut hätte aber auch dem Film gut zu Gesicht gestanden. Die spannende Biografie wird in der bekannten Mischung aus Spielszenen, Archivmaterial und Interviews – unter anderem mit Aracys Tochter, ihrer Enkelin und Angehörigen geretteter Juden – aufbereitet.

Das ist filmisch bestenfalls solide, zumal einige Details und manche Kommentare aus dem Off schlichtweg überflüssig sind. Und mit der notwendigen Dokumentation antisemitischer Stereotypen hätte man auch etwas sparsamer umgehen können. Bei Aracy de Carvalho, obwohl eine unpolitische Frau, verfing die Nazi-Propaganda jedenfalls nicht.

Von der Ausgrenzung und Alltagsgewalt gegen Juden abgestoßen, handelte sie aus purer Mitmenschlichkeit. Die Brasilianerin, deren Mutter aus Deutschland stammte, war 1934 mit ihrem Sohn von Sao Paolo nach Hamburg gezogen, um vor den Anfeindungen gegen eine getrennt von ihrem Mann lebende Frau zu fliehen. 1942 verließ sie Deutschland, nachdem Brasilien an der Seite der Alliierten in den Krieg eintrat und das Konsulat geschlossen wurde.

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