zum Hauptinhalt
Tappen im Dunkeln: Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich).

© HR/U5 Filmproduktion/Daniel Dorn/HR/U5 Filmproduktion/Christian Lüdecke

Hessen-„Tatort“: Die Verschwörung kommt auf leisen Sohlen

Der neue „Tatort“ mit Wolfram Koch und Margarita Broich erinnert an die Bedrohung durch „NSU 2.0“ und hat ein fantastisch überhöhtes Finale.

Die „Tatort“-Episode „Erbarmen. Zu spät.“ (ARD, 10. September, 20.15 Uhr) über die Unterwanderung der hessischen Polizei ist buchstäblich finstere Filmkunst. Sie spielt in einer einzigen Nacht, in der Kommissarin Anna Janneke (Margarita Broich) und ihr Kollege Paul Brix (Wolfram Koch) den angeblich getöteten und in der Erde verscharrten Polizisten Simon Laby (Sebastian Klein) in der Wetterau suchen.

80 Minuten lang ergießt sich kein Sonnenstrahl über die dünn besiedelte Landschaft nördlich von Frankfurt am Main. Autor und Regisseur Bastian Günther und sein vertrauter Kameramann Michael Kotschi („Autopiloten“, „One of These Days“) nehmen das Wort „Dunkeldeutschland“ wörtlich.

Allerdings wird hier nicht der Thrill eines drohenden Anschlags beschworen. Es bleibt bei einer diffusen Bedrohung durch eine Gruppe, von der man kaum etwas erfährt, die aber zu allem entschlossen ist. Die nächtliche Stille, die Abgeschiedenheit der Landschaft, die sanfte, beinahe meditative Musikbegleitung: Die Verschwörung kommt auf leisen Sohlen, wenn auch ziemlich vollmundig.

„Wenn wir wollen, dass es regnet, dann regnet es“, lautet ein Schlüsselsatz des rechten Anführers. Was in dem Film völlig fehlt, sind typische Krimi-Elemente wie eine Befragung im Verhörraum, die Interaktion zwischen Janneke und Brix, die sich in dieser Episode kaum einmal begegnen, und private Nebenhandlungen.

Dafür tummelt sich in der Wetterau eine anfangs verwirrende Schar unbekannter Polizistinnen und Polizisten, die bei der Suche nach dem Kollegen Laby mithelfen wollen. Der Film ist trotz finster-visueller Zumutung und verräterischer Besetzung (Godehard Giese) ein spannendes, sehr unbehagliches und meisterhaft fotografiertes Drama – mit einem fantastisch überhöhten Finale.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false