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Fassungslos: die Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Schenk (Dietmar Bär).

© WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas/WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost

Strukturvertriebe im Kölner „Tatort“: Von Gier und Verrat

Die Kölner „Tatort“-Kommissare Ballauf und Schenk schlagen sich in ihrem neuen Fall mit Auswüchsen des Kapitalismus herum.

Geiselnahme, Entführung, Mord – die KölnerTatort“-Episode „Pyramide“ (ARD, 14. Januar, 20.15 Uhr) hat es in sich. Das Drehbuch von Arne Nolting und Jan Martin Scharf („Club der roten Bänder“, „Barbaren“) reichert die antikapitalistische Parabel auf Gier und Verrat gleich mit mehreren Verbrechen an und bringt die Kommissare von Beginn an gehörig auf Trab.

„Wieder einer von diesen Montagen“, motzt Freddy Schenk (Dietmar Bär), während er sich mit Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) eilig auf den Weg zum Firmensitz des Strukturvertriebs Concreta macht. Eben noch inspizierten sie den Tatort des mutmaßlichen Mordes an Anwalt Stephan Kleinerts (Kasem Hoxha). Nun bedroht Rocko Andersen (Oleg Tikhomirov) seinen Chef bei Concreta, Christopher Komann (Robin Sondermann), mit einer Pistole und verlangt von ihm, live im Netz zu gestehen, dass sein Geschäftsmodell Betrug sei.

Robin Sondermann („In Wahrheit“, „Wer wir sind“) spielt eindrucksvoll den manipulativen, zynischen Firmenchef. Solche Typen sind im Film üblicher Weise Investmentbanker wie in „The Wolf of Wall Street“ oder in der Serie „Bad Banks“. Zuletzt drehte Matthias Brandt als durchgeknallter Wirecard-Chef in „King of Stonks“ groß auf.

Auf einer zweiten Zeitebene berichtet der von Andersen angeworbene André Stamm (Rouven Israel) im Polizeiverhör, wie es zur Eskalation gekommen ist. Die Kommissare verdächtigen ihn, Rockos Frau Sylvia (Sophie Pfennigstorf) entführt zu haben. Stamm ließ sich in der Hoffnung auf schnelles Geld auf den Concreta-Job ein, bei dem er als selbstständiger Verkäufer von Finanzprodukten hohe Provisionen kassieren kann.

Aber nur wer weitere Mitarbeiter anheuert, von deren Provisionen man selbst einen Teil einbehalten darf, kann tatsächlich hoffen abzusahnen. Wer unten in der Pyramide bleibt, ist angeschmiert. Ein trockenes Lehrstück ist die Episode „Pyramide“ jedenfalls nicht geworden. Regisseurin Charlotte Rolfes, 36, legt ein spannendes, temporeiches „Tatort“-Debüt vor.

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