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Gerechtigkeitsfanatiker: David Oyelewo as Bass Reeves in „Lawmen“.

© Emerson Miller/Paramount+/Emerson Miller

Wer war der „Lawmen“?: Vater, Schütze, Unterwäschemodel

Die Paramount-Serie „Lawmen“ zeichnet das Leben des ersten schwarzen US-Sheriffs Bass Reeves nach. Dafür braucht die Westernserie zwar kaum Fantasie, aber einige Geigen zu viel.

Die Grenze der Loyalität zur Nibelungentreue ist fließend. Als Südstaaten-Major Reeves seinem Diener Bass im Schlachtengetümmel des amerikanischen Bürgerkriegs ein Gewehr gibt, um Yankees zu jagen, hat er von Flucht bis Verrat viele Optionen. Was aber geschieht? Am Rand der Selbstaufgabe treu folgt der Sklave dem Herrn und gibt einem Paramount+-Porträt früh Substanz.

Denn nach anschließender (Selbst-)Befreiung steigt der Gerechtigkeitsfanatiker zum „Lawmen“ (Paramount+) auf. Ein Gesetzeshüter also, und zwar wie aus dem Lehr-, besser: Geschichtsbuch. Alles an der Serienfigur ist schließlich so gut überliefert, dass die Fiktion nur dem Drehbuch der Realität folgen muss, worin Deputy Marshall Lynn (Dennis Quaid) den Bauer mit Großfamilie 1975 fragt, ob er sein Assistent werden wolle.

Ich werde lieber ins Gesicht geschossen als in den Rücken.

„Lawman“ Bass, als ein Sklave zu ihm sagt, er kämpfe auf der falschen Seite.

„Bass Reeves“, wie er sich nennt, willigt ein, wird der erste schwarze US-Sheriff. Und David Oyelowo verleiht ihm acht Folgen ein gramgebeugtes Gesicht moralischer Entschlossenheit, mit dem er gut 3000 Verbrecher dingfest macht. Einige davon zeigt Showrunner Taylor Sheridan also ab Montag. Doch im Gegensatz zu seiner erfrischend authentischen Neo- bis Spätwesternreihe „Yellowstone“, erinnert „Lawmen“ eher an „Fackeln im Sturm“ als „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Nahezu alles daran ist etwas zu glatt, sauber, aseptisch. Besonders der Titelheld – ein Prachtexemplar von Vater, Schütze, Prediger, Ehemann, Unterwäschemodel und Pokerface, ergo arg heroisch für gesetzlose Zeiten, die Chanda Dancy auch noch pausenlos mit Geigen überzuckert. Wer Italowestern zu dreckig findet, wird hier also bestens bedient. Alle anderen: lieber „The English“ oder „1883“ schauen.

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