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Eine Justizbeamtin und eine junge Frau zeigen in einem Kinderschutzhaus exemplarisch eine Zeugenvernehmung. Sie wird mittels Video aus einem Nebenraum in den Gerichtssaal übertragen wird, um den Opfern den Auftritt vor Gericht und die Konfrontation mit dem Täter zu ersparen.

© dpa/Jan Woitas

Mehr Gewalt gegen Kinder: Statistiker melden Höchststand bei Kindeswohlgefährdungen

Mehr als 62 000 Kinder und Jugendliche wurden im vergangenen Jahr vernachlässigt oder Opfer von Gewalt. Knapp die Hälfte von ihnen stand bereits im Kontakt zum Hilfesystem.

Im vergangenen Jahr haben die Jugendämter in Deutschland bei fast 62 300 Kindern oder Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung aufgrund von Vernachlässigung, psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt festgestellt.

Das waren rund 2300 Fälle oder vier Prozent mehr als im Jahr zuvor und ein neuer Höchststand, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

In 68 900 Fällen lag nach Einschätzung der Behörden zwar keine Kindeswohlgefährdung vor, jedoch ein erzieherischer Hilfebedarf – dies war ein Anstieg um zwei Prozent.

Auch die Zahl der von den Jugendämtern im Vorfeld gestiegenen Hinweismeldungen zu einem Verdacht über eine mögliche Gefährdung stieg um drei Prozent auf 203 700.

Anstieg um mehr als 60 Prozent zwischen 2012 und 2022

Auch langfristig hat sich den Angaben zufolge die Zahl der Kindeswohlgefährdungen erhöht: In den Jahren von 2012 bis 2022 gab es einen Anstieg um rund 24 000 Fälle (63 Prozent).

Dabei nahmen die Fallzahlen von 2017 bis einschließlich dem ersten Corona-Jahr 2020 besonders kräftig zu – und zwar jährlich um neun bis zehn Prozent.

Im zweiten Corona-Jahr 2021 sanken sie dann leicht.

Vier von fünf der Betroffenen waren jünger als 14 Jahre alt

Die Zahl der sogenannten latenten Fälle, bei denen eine gegenwärtig vorliegende Gefahr nicht eindeutig bestätigt werden konnte, aber ein ernster Verdacht blieb, ging 2022 zwar um zwei Prozent auf 28 900 zurück.

Gleichzeitig stiegen aber die akuten Fälle, bei denen eindeutig eine Kindeswohlgefährdung vorlag, um zehn Prozent auf 33 400 Fälle.

Etwa vier von fünf der betroffenen Kinder waren jünger als 14 Jahre, etwa jedes zweite sogar jünger als acht Jahre, hieß es.

Knapp die Hälfte der betroffenen Jungen und Mädchen (47 Prozent) nahm zum Zeitpunkt der Gefährdungseinschätzung bereits eine Leistung der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch, stand also schon in Kontakt zum Hilfesystem. (dpa)

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