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In stark religiösen Communitys gilt die Blutung immer noch als Beweis für die vermeintliche Jungfräulichkeit.

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Tagesspiegel Plus

Mythos Jungfernhäutchen: Das Geschäft mit der Angst von Frauen

Bis zu 2500 Euro kostet in Deutschland eine Operation, die das vermeintliche Jungfernhäutchen wieder herstellen soll. Sollte dieser unnötige Eingriff verboten werden?

Die Jungfrau Maria galt im christlichen Glauben lange als Idealtypus der Frau. Sie brachte den Sohn Gottes zur Welt. Und blieb dabei vor allem eines: keusch. Sie bewahrte ihre Reinheit. Denn nur im heiligen Bund der Ehe, und wenn neues Leben auf die Welt gebracht werde würde, könne die „Beflecktheit“ der Frau und der Bruch des Jungfernhäutchens aufgewogen werden.

Soweit das Märchen – frei zitiert nach den kirchlichen Rundschreiben, der Päpste Pius XII. und Paul VI.

Diese heute sonderbar wirkenden Texte – die Pillenenzyklika von Paul VI., Papst bis Ende der 1980er, in der er sich gegen jede Form der Verhütung aussprach – lösten bereits mit ihrem Erscheinen 1968 breiten Protest aus. Ihnen wohnt jedoch eine Legende inne, die bis heute in verschiedenen Kulturen und Religionen wirkmächtig ist: die weibliche Jungfräulichkeit. Besonders in stark patriarchalen Gesellschaften, geprägt von religiösen Ideologien, müssen Frauen unter diesem Mythos immer noch leiden. Und daran lässt sich, wie so oft bei Mythen, Geld verdienen.

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