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Das Kulturzentrum in der Lucy-Lameck-Straße heißt seit 2020  Oyoun.

© imago images / Schöning/imago images/Schoening

Nach schweren Vorwürfen: Berliner Kulturzentrum Oyoun beantwortet Fragen nicht

Wegen eines Tagesspiegel-Berichts spricht das Oyoun von einer „Schmierenkampagne“ – und ignoriert wichtige Fragen. Gleichzeitig lädt es sich weitere BDS-Anhänger ins Haus.

Offiziell verspricht das Oyoun gegenüber Journalisten eine „transparente Kommunikation“. Man sei bereit, „transparente Informationen bereitzustellen“, heißt es in einer Nachricht. Doch die Realität sieht anders aus.

Nach schweren Vorwürfen gegen das Kulturzentrum möchte das Oyoun eine Reihe von Fragen auch nach mehrfacher Nachfrage nicht beantworten. Insbesondere solche zum Wirken der umstrittenen Mitgründerin, Geschäftsführerin und künstlerischen Leiterin des Hauses, Louna Sbou, bleiben unbeantwortet.

Dazu gehört die Frage, weshalb Sbou in ihrer früheren Funktion im Café Be’kech Mitarbeiter anwies, israelische Produkte und Speisen zu boykottieren – und weshalb sie Mitarbeitern sogar verbot, zur Beschreibung von Gerichten das Wort „Israelisch“ auf die Menütafel zu schreiben.

In einer ersten Antwort hatte das Oyoun derartige Boykottanweisungen zunächst bestritten. Allerdings liegen dem Tagesspiegel nicht nur Zeugenaussagen, sondern auch die konkreten Anweisungen vor, die Louna Sbou schriftlich erteilte. Zur Frage, wie es zu diesem offensichtlichen Widerspruch kommt, schweigt das Oyoun nun.

Weiterhin beantworten die Verantwortlichen nicht, weshalb das Be’kech, als dessen Mitgründerin und Kuratorin Louna Sbou fungierte, seine Räumlichkeiten für einen Auftritt der verurteilten PFLP-Terroristin Rasmea Odeh zur Verfügung stellen wollte und dann, als Odeh nicht persönlich anwesend sein konnte, die Übertragung ihrer Videobotschaft vor Publikum ermöglichte.

Entsetzte jüdische Studenten erhielten keine Antwort

Drei jüdische Studenten, die der Veranstaltung als Beobachter beiwohnten, wurden damals von Teilnehmern beleidigt. Im Nachgang schrieben sie das Café an und fragten, weshalb es der verurteilten PFLP-Terroristin in diesen Räumen überhaupt eine Plattform gebe. Sie bekamen nie eine Antwort.

Auch im Hinblick auf einen Eklat im Oktober 2021 schweigt sich das Oyoun bislang zu einer heiklen Frage aus. Damals wollte ein Filmfest in den Räumlichkeiten des Zentrums unter anderem einen Dokumentarfilm über die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee zeigen, die von der Frauenrechtlerin Seyran Ateş mitgegründet wurde. Nach der Vorführung war eine Zuschauerdiskussion mit einem Protagonisten des Films geplant.

Oyoun unterband Zuschauerdiskussion

Als das Oyoun von dem Plan erfuhr, schritt es ein. Es zeigte zwar den Dokumentarfilm, unterband jedoch die anschließende Zuschauerdiskussion und ließ stattdessen ein Statement verlesen, in dem man Ateş „Islamophobie“ vorwarf.

Dieser Vorwurf ist perfide, denn tatsächlich ist Ateş praktizierende Muslima und auch Imamin der liberalen Moschee. Allerdings sprechen ihr Islamisten, denen die Berliner Moschee zu liberal ist, immer wieder die Religionszugehörigkeit ab, beschimpfen sie als „Ungläubige“ und bedrohen sie mit dem Tod.

Wie kam das Oyoun also dazu, Seyran Ateş öffentlich Islamophobie zu unterstellen? Welche Aussagen soll Ateş jemals getätigt haben, die einen solchen Vorwurf rechtfertigen würden?

Auch hierzu schweigt das Haus gegenüber dem Tagesspiegel.

Stattdessen behauptet es nun öffentlich, es sei aktuell Opfer einer „Schmierenkampagne“. Unterstützer streuen gar das Gerücht, kritische Berichterstatter gäben dem Oyoun keinerlei Möglichkeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Dies ist grob unwahr.

Gruppen zu Gast, die den Hamas-Terror feiern

Nicht beantworten möchte das Oyoun weiterhin die Frage, wieso es wiederholt Organisationen und Personen seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, die die Existenz Israels als jüdischen Staat delegitimieren – obwohl dies einen klaren Verstoß gegen das „Landeskonzept zur Weiterentwicklung der Antisemitismus-Prävention“ darstellt.

Unbeantwortet bleibt zudem die Frage, weshalb das Oyoun vor diesem Hintergrund dennoch den Gruppen „Palästina Spricht“, „Revolutionäre Linke“ sowie „Palästina Kampagne“ seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellte – und ob den Betreibern zum Beispiel entgangen war, dass die „Palästina Kampagne“ nach dem Terror der Hamas am 7. Oktober öffentlich erklärte, sie halte den Terror für gerechtfertigt und unterstütze ihn sogar.

Wie berichtet, läuft die öffentliche Förderung des Kulturzentrums zum Jahresende aus. Die Betreiber des Oyouns protestieren dagegen ab Donnerstag mit einem dreitägigen Festival, zu dem das Oyoun ein weiteres Mal gegen das Landeskonzept verstößt und nicht nur diverse Unterstützer der BDS-Bewegung eingeladen hat, sondern auch erneut der Gruppe „Palästina Spricht“ eine Plattform bieten wird.

Dabei handelt es sich exakt um die Gruppe, deren Auftritt im Oyoun bereits im Mai 2022 zu einem der zahlreichen Eklats geführt hatte. Die Senatsverwaltung stellte schon damals öffentlich klar, dass „Palästina Spricht“ Positionen vertritt, die sich „gegen das Existenzrecht Israels richten und als antisemitisch zu werten sind“. Eine Veranstaltung unter Beteiligung dieser Gruppe dürfe in einer öffentlich geförderten Einrichtung wie dem Oyoun keine Räume zur Verfügung gestellt bekommen. Genau dies wird an diesem Donnerstagabend jedoch ein weiteres Mal passieren.

Die Massaker der Hamas vom 7. Oktober bejubelte „Palästina Spricht“ übrigens als „Lektion für die Befreiung von Gaza“. Bei dem 7. Oktober handle es sich um einen Tag, der gefeiert gehöre.

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