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Tom Buhrow, aktueller ARD-Vorsitzender und WDR-Intendant, will den Reformprozess vorantreiben.

© dpa / dpa/Henning Kaiser

Reformprozess bei den ÖR: Die ARD geht in Führung

Während das ZDF seine Programme alle weiter linear ausstrahlen will, kann sich Tom Buhrow das Ende von ONE oder dessen Verlagerung ins Netz vorstellen.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Ein Medienstaatsvertrag, zwei Auslegungen. ZDF-Intendant Norbert Himmler will den neuen Handlungsspielraum, wonach die öffentlich-rechtlichen Sender bisher linear ausgestrahlte Programme ins Netz verlagern und gar einstellen können, nicht nutzen. Sein Sender möchte das Hauptprogramm, ZDFneo und ZDFinfo auch weiter auf allen Ausspielwegen anbieten.

ARD denkt anders

Der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow denkt in eine andere Richtung. Bei der Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus skizzierte er mögliche Flexibilisierungen. Danach könnte das Programm ONE eingestellt und die entsprechenden Inhalte in die Mediathek verlagert werden. Und warum nicht auch 3sat in einen vergleichbaren Transferprozess einbeziehen?

Die Bundesländer, die die Flexibilisierung in den Staatsvertrag geschrieben haben, erwarten Einsparungen durch diesen Reformschritt. Die kann es geben - genaue Berechnungen liegen noch nicht vor - und sie können umso höher sein, wenn ein Programm tatsächlich beendet wird. ONE ist ein Wiederholungskanal, bietet Sendungen, die in der Mediathek genauso gut aufgehoben sind.

Flexibilisierung groß gedacht und gemacht könnte dann beispielsweise auch bedeuten, dass ARD und ZDF tagesschau24, Phoenix und ZDFinfo so zusammenfügen, dass im deutschen Fernsehen endlich ein veritabler Nachrichtenkanal an den Start geht.

In solcher Dimension wird in den betroffenen Sendern längst nicht kalkuliert. Gewohnheit und Tradition, Selbstbewusstsein und Selbstverliebtheit. Sorgen um Arbeitsplätze, auch Standortegoismen der Länder sind die Bremsen. Buhrows Initiative, übrigens Resultat einer ARD-Intendantenkonferenz, kann diese lösen. Nicht sogleich, nicht umfassend, aber in einem Prozess, der Schritt für Schritt passiert.

Die fortschreitende Digitalisierung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens fußt zwangsläufig auf den Mediatheken, auf Plattformen, die dem Publikum sichtbar einfach nutzbar den Programmreichtum offerieren. Da hakt es noch gewaltig. Die Mediatheken von ARD und ZDF sind zwei Universen, deren Verbrüderung längst angekündigt, doch längst nicht vollzogen ist.

ARD und ZDF starren gerne auf vermeintliche und tatsächliche Feinde. Und übersehen dabei, dass sie den Startknopf für den Reformprozess auf Taste haben. Wer sie nicht drückt, der wird weggedrückt.

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