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27.06.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Altentreptow: Blick auf die Schule der 13-jährigen, die nach mutmaßlichem Drogenmissbrauch gestorben ist. Nach dem Tod des Mädchens mutmaßlich durch Einnahme einer Ecstasy-Pille sind vier Tatverdächtige festgenommen worden. Bei ihnen handelt es sich laut Polizeiangaben um Personen im Alter von 16, 17, 17 und 37 Jahren. Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Bernd Wüstneck

Update

37-Jähriger nach Drogentod von 13-Jähriger in U-Haft: Weitere „Blue Punisher“-Konsumentin bleibt auf Intensivstation

Der Zustand der Minderjährigen stabilisiert sich laut Polizei. Zuvor war ein anderes Mädchen nach der mutmaßlichen Einnahme der Ectasy-Pille in Mecklenburg-Vorpommern gestorben.

| Update:

Nach dem mutmaßlichen Drogentod einer 13-Jährigen aus Altentreptow im Osten Mecklenburg-Vorpommerns ermittelt die Kriminalpolizei in Neubrandenburg auf Hochtouren. Sie schließt nicht aus, dass noch weitere Tatverdächtige ermittelt werden.

Am Dienstag hatte das Amtsgericht Neubrandenburg bereits Haftbefehl gegen einen 37-Jährigen erlassen. Der Deutsche soll laut einem Gerichtssprecher in zwei Fällen Betäubungsmittel an Minderjährige abgegeben haben. Der Polizei zufolge lautet der Tatvorwurf „leichtfertige Verursachung des Todes eines Anderen durch Abgabe von Betäubungsmitteln“.

Der Zustand einer 14-Jährigen aus der Region hat sich den Angaben zufolge im Krankenhaus stabilisiert. „Sie befindet sich weiterhin in intensivmedizinischer Betreuung. Die Ärzte schätzen ihren Zustand derzeit aber als stabil ein“, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochmorgen. „Das kann sich jederzeit ändern.“

Es gelte als gesichert, dass die 14-Jährige, die in einem Krankenhaus in Neubrandenburg behandelt wird, die besonders starke Ecstasy-Pille „Blue Punisher“ genommen habe. „Da haben wir Zeugenaussagen“. Zugleich sagte die Sprecherin, dass die 14-Jährige laut Zeugenaussagen keine ganze Pille genommen habe.

Die Jugendliche war am Montag in Neubrandenburg auf einem Gehweg liegend gefunden worden. Am gleichen Tag war die 13-Jährige aus Altentreptow verstorben. Auch ihr Tod wird in Zusammenhang mit „Blue Punisher“ gebracht.

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Auch eine 15-Jährige aus dem Bereich Altentreptow nördlich von Neubrandenburg, die nach Polizeierkenntnissen die gleiche Droge genommen hat, befindet sich weiterhin auf der Intensivstation. Sie befand sich schon nach früheren Polizeiangaben auf dem Weg der Besserung.

Ermittlungen zu Tatzusammenhängen dauern an

Die Polizei hatte am Montagabend nach eigenen Angaben vier Tatverdächtige festgenommen - neben dem 37-Jährigen noch einen 16-Jährigen und zwei 17-Jährige.

Obwohl die drei Jugendlichen am Dienstag wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, gehen die Ermittler nach dem derzeitigen Kenntnisstand davon aus, dass auch sie im Zusammenhang mit dem Tod der 13-Jährigen und dem schlechten gesundheitlichen Zustand einer 14- und einer 15-Jährigen stehen.

Die Polizei schließt auch nicht aus, dass noch mehr Menschen involviert sein könnten. „Genaue Tatzusammenhänge sowie die Ermittlungen von weiteren Tatverdächtigen sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, erklärte eine Polizeisprecherin.

„Blue Punisher“ als wahrscheinlicher Auslöser

Im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Drogentod der 13-Jährigen vermutet die Polizei eine zusätzlich verstärkte Variante der ohnehin besonders starken Pillen „Blue Punisher“. „‚Blue Punisher‘ ist ja sowieso schon gefährlich“, sagte die Polizeisprecherin. Normalerweise würden Drogen gestreckt. „Wir vermuten aber, dass die vielleicht sogar noch verstärkt ist.“ Das müssten aber weitere Untersuchungen klären.

Ecstasy ist eine synthetische Droge oft in Tablettenform, die ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt wird. Das Aussehen der Pille „Blue Punisher“ (deutsch: „blauer Bestrafer“) ähnelt einem Diamanten mit eingraviertem Totenkopf, der an das Logo des Marvel-Charakters „The Punisher“ angelehnt ist. Es gibt sie auch in anderen Farben.

Abbildung sichergestellter Ecstasy-Tabletten mit erhöhtem Wirkstoffgehalt.

© Landeskriminalamt Niedersachsen

Wegen ihrer hohen Wirkstoffkonzentration kann laut Experten schon eine halbe Pille zu einer Überdosis führen. Nach Aussage von Birgit Grämke von der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen MV spielt der Name „Blue Punisher“ auf die blaue Farbe der Ecstasy-Tabletten an.

Die Ähnlichkeit mit dem gleichnamigen amerikanischen Comic-Helden und mit entsprechenden Bildern auf den Pillen sei demnach bewusst gewählt. „Das denken sich die aus, die das machen. Das soll halt cool klingen.“ In Laboren würden immer wieder Ecstasy-Pillen mit neuem Aussehen und Namen geschaffen.

Die „Blue Punisher“-Pillen enthielten besonders viel vom dem Wirkstoff Methylenedioxymethamphetamine (MDMA). Eine Pille könne zur Überdosierung führen. Die hohe MDMA-Konzentration sei belastend für das Herz-Kreislauf-System. So könne etwa die Körpertemperatur drastisch ansteigen - bis hin zu einer Überhitzung.

Flexibler Unterrichtsplan an betroffener Schule

Der Schock unter den Mitschülern der gestorbenen 13-Jährigen sitzt tief. Die Schulpsychologen vom mobilen Team des Staatlichen Schulamtes Neubrandenburg seien auch am Mittwoch in Altentreptow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte), um „hier die Sorgen der Kinder, aber auch der Lehrkräfte einzufangen“, kündigte die zuständige Schulrätin Kirsten Reen an.

Blick auf die Schule der 13-jährigen in Altentreptow, die nach mutmaßlichem Drogenmissbrauch gestorben ist.

© dpa/Bernd Wüstneck

Die Lehrer und Lehrerinnen würden den Unterricht wie schon am Dienstag weiter flexibel gestalten, um auf den Bedarf der Schülerinnen und Schüler einzugehen, sagte Reen. „Für einige war es ein Halt, dass der Unterricht normal weiterlief, für andere wurde eben ein Raum zum Reden angeboten.“

An einem Trauerort in der Schule hätten Schülerinnen und Schüler Notizen und Karten anbringen können. „Es wurden Blumen niedergelegt, es wurden Kerzen aufgestellt, Kuscheltiere hingelegt, ganz freiwillig, so wie jeder Schüler oder jede Schülerin das mag.“

Am Wochenende war bereits im benachbarten Bundesland Brandenburg eine 15-Jährige gestorben - mutmaßlich ebenfalls infolge von Drogenkonsum, wie es von der dortigen Staatsanwaltschaft hieß. Eine Obduktion soll die Todesursache klären. Die Ermittler haben nach eigenen Angaben auch einen möglichen Zusammenhang mit dem Tod der 13-Jährigen aus Altentreptow im Blick. (dpa)

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