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In Sydney begrüßten überdimensionale Kängurufiguren am Montag die ersten Reisenden.

© SAEED KHAN/AFP

Nach 100 Wochen Abschottung: Australien öffnet seine Grenzen für internationale Reisende

Fast zwei Jahre hatte Australien seine Grenzen für internationale Besucher geschlossen, um Covid-19 einzudämmen. Die Öffnung des Landes wird groß gefeiert.

Australien in Feierlaune: In Sydney begrüßten am Montag Koala-Stofftiere, überdimensionale Kängurufiguren und Dragqueens die ersten Reisenden, in Melbourne wurden australische Delikatessen aufgetischt.

Nach 100 Wochen Abschottung von der Welt hat der fünfte Kontinent seine Türen wieder für internationale Reisende geöffnet. Um 6:20 Uhr Ortszeit landete ein Qantas-Flug aus Los Angeles als erster am Flughafen von Sydney. Insgesamt wurden am Montag über 50 Flüge aus aller Welt in Australien erwartet.

Wer mindestens doppelt geimpft ist und einen negativen Covid-Test vorlegen kann, darf jetzt wieder über ein Touristenvisum in das Land einreisen. Nur der Bundesstaat Westaustralien zögert seine Öffnung bis zum dritten März hinaus. Neben der Freude vieler Urlauber und vor allem der Tourismusanbieter im Land kam es am Montag auch zu etlichen emotionalen Momenten.

Nach zwei Jahren zurück in der Heimat

Denn obwohl Australien die internationalen Reisebeschränkungen für Bürger und Menschen mit permanenter Aufenthaltsgenehmigung bereits im November aufgehoben hatte und auch enge Verwandte, internationale Studenten und Rucksackreisende bereits wieder einreisen durften, nutzten viele die erneute Lockerung für eine Rückkehr.

Die Australierin Sam Brain beispielsweise kam am Montag nach zwei Jahren in London zum ersten Mal wieder nach Sydney und sagte lokalen Medien, es sei einfach „überwältigend“, endlich wieder zu Hause zu sein.

Schmerzhafte Erinnerungen trotz Freude

Für andere brachte die Öffnung am Montag bei aller Freude jedoch auch schmerzhafte Erinnerungen hoch: „Ich bin nur eine von vielen Australiern im Ausland, die während der Pandemie einen ihnen nahestehenden Menschen verloren haben und nie die Gelegenheit hatten, sich persönlich zu verabschieden“, schrieb Kate Guest in einem Gastbeitrag im „Guardian“.

Guest hatte ihre Mutter während der Pandemie verloren. Fast jeder Australier kann mit ähnlichen Geschichten aufwarten, seien es so traurige wie die von Kate Guest oder auch viele freudige Ereignisse wie die Geburt eines Babys, Hochzeiten oder Geburtstage, die verpasst wurden. In Australien wurden zur Pandemiekontrolle nicht nur die Außengrenzen geschlossen: Auch im Land war das Reisen nur eingeschränkt – mit Ausnahmegenehmigungen – möglich.

„Zu sehen, wie Menschen wieder vereint wurden – die Umarmungen, die Tränen – das war wunderbar“, sagte Australiens Tourismusminister.

© William WEST/AFP

Beispielloser Schritt für Multikulti-Land

Die Reiseverbote trugen dazu bei, dass Australien lange Zeit geringe Infektionszahlen und wenige Tote meldete. Doch ein Ausbruch der Delta- und später der Omikron-Variante ließ auch hier die Zahlen hochschnellen. Inzwischen verzeichnet das Land über drei Millionen Infektionen und über 4900 Tote.

Die Beschränkungen führten zudem dazu, dass es selbst für Australier schwierig war, in ihr Land zurückzukehren. Teilweise steckten bis zu 40.000 Australier im Ausland fest. Airlines stornierten Flüge regelmäßig und die Preise kletterten steil nach oben.

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„Es war das erste Mal in der Geschichte, dass es Australiern verboten war, das Land zu verlassen“, hieß es in einem Beitrag des Senders ABC. „Es war ein beispielloser Schritt für ein Land, in dem knapp die Hälfte der Bevölkerung mindestens einen im Ausland geborenen Elternteil hat.“

„Die Umarmungen, die Tränen – wunderbar“

Vor allem der Tourismussektor, der zuvor schon von den tragischen Buschfeuern 2019/20 hart getroffen worden war, musste durch die Grenzschließung einen schweren Schlag hinnehmen. „Die letzten zwei Jahre waren zweifellos eine große Herausforderung für die Tourismusbranche“, erklärte Phillipa Harrison, die Geschäftsführerin von Tourism Australia.

Viele Betreiber würden es kaum erwarten können, wieder internationale Touristen willkommen zu heißen, sagte sie. Dan Tehan, Minister für Handel, Tourismus und Investitionen, der Rückkehrer am Flughafen in Sydney begrüßte, erklärte: „Zu sehen, wie Menschen wieder vereint wurden – die Umarmungen, die Tränen – das war wunderbar.“

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