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Fleming

© dpa

Ian Fleming: Bond stirbt nie

Zu Ian Flemings 100. Geburtstag hat der britische Schriftsteller Sebastian Faulks einen neuen Roman über Agent 007 verfasst.

Von Markus Hesselmann

Den 100. Geburtstag ihres großen Verwandten wollte Ian Flemings Familie mit etwas Besonderem begehen. Heraus kam ein Geschenk für James-Bond-Fans: Ein neuer Roman über Agent 007. Die Familie des am 28. Mai 1908 geborenen und 1964 gestorbenen BondAutors hat den britischen Schriftsteller Sebastian Faulks gebeten, an Flemings letzte Bond-Geschichten aus den sechziger Jahren anzuknüpfen. Fleming hatte seine Schriftstellerkarriere 1953 mit „Casino Royale“ begonnen. Seine letzten Bond-Bücher schrieb er auf seinem Anwesen auf Jamaika, das er sich durch den weltweiten Erfolg seiner Romane leisten konnte.

Heute wird der Roman „Devil May Care“, der im Penguin-Verlag erscheint, in London vorgestellt. Auf Deutsch kommt das Buch unter dem Titel „Der Tod ist nur der Anfang“ bei Heyne heraus. „Faulks’ Roman ist eine Hommage, keine Nachahmung“, sagt Lucy Fleming, die Nichte des Bond-Autors. Dennoch sei es Faulks gelungen, den „wahren“ Bond ihres Onkels wiederaufleben zu lassen, den Lucy Fleming in einigen Verfilmungen vermisst hatte. „Es wurde mir da manchmal zu fantastisch“, sagt sie. Allerdings sei der bislang letzte Film „Casino Royale“ ein Schritt in die richtige Richtung, das heißt zu mehr Realismus, gewesen. Auch eine Verfilmung des neuen Bond-Romans ist geplant.

Sebastian Faulks wunderte sich, dass Ian Flemings Erben auf ihn kamen. „Mein letztes Buch ,Human Traces‘ war ein 650-Seiten-Roman über Psychiatrie. Er spielte in einer Irrenanstalt“, sagt Faulks im Gespräch mit dem Sender BBC. Nicht gerade der Stoff, aus dem Bond-Geschichten entstehen. „Doch Flemings Angehörige wollten keinen konventionellen Thriller-Autor. Sie entschieden sich gegen den Strich“, sagt Faulks.

Als literarischer, an Psychologie interessierter Schriftsteller bekam Faulks allerdings bald ein Problem mit Bonds Psyche. „Ich habe versucht, in seinen Kopf zu kommen, um ein Innenleben zu kreieren“, sagt Faulks. „Aber ich stellte fest: Er hat keins. Es gab Schlafzimmerszenen, bei denen ich dachte, es wäre gut, ihn ein bisschen nachdenklich darzustellen. Aber es war wie im Bett mit einem Fremden. Es war peinlich.“ Immerhin will es Faulks geschafft haben, den Bond-Girls etwas mehr Tiefgang zu verleihen.

Der Inhalt des neuen Bond wurde weitgehend geheim gehalten, doch aus einem kurzen Vorabdruck in der „Times“ ließ sich schon einiges ablesen. Die Handlung spielt im Jahr 1967 vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. James Bonds Gegenspieler heißt Dr. Julius Gorner – deutsch klingende Bösewichtnamen passen nun einmal gut zu Fleming, der im Krieg gegen Nazi-Deutschland in der britischen Navy diente. Dr. Gorner stammt allerdings aus dem Baltikum und hat „russische Verbindungen“. Naturgemäß will er den freien Westen vernichten und zwar auf perfide, irgendwie aktuell klingende Art und Weise, nämlich indem er die westliche Jugend zu Drogenabhängigen macht. Ebenso naturgemäß verfügt Dr. Gorner über eine charakteristische Missbildung. Seine linke Hand ist behaart wie die eines Affen. Faulks selbst fügt an, dass sein Buch eine Mischung aus Abenteuer- und Spionageroman sei und teilweise im Nahen Osten spiele. „Der Fokus liegt auf einem individuellen Schurken, aber es gibt politische Verästelungen.“

Das Buch wird heute nahe der Tower Bridge an Bord des Kriegsschiffs „HMS Exeter“ präsentiert – passend zu Flemings militärischer Vergangenheit. Daran knüpft auch eine Fleming-Ausstellung im Imperial War Museum an, die noch bis 1. März kommenden Jahres läuft. Ein Highlight der Ausstellung ist eine Wand mit Covern aller 14 Bond-Bücher in Übersetzungen: Zwischen „Pozdrav iz Rusije“ und „El hombre de la pistola de oro“.

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