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Der Höhlenforscher Mark Dickey (l.) befindet sich weiterhin in den Morca-Höhlen.

© REUTERS/AFAD

Erkrankter Höhlenforscher: Bluttransfusion in tausend Meter Tiefe

Dramatische Rettungsaktion tief unter der Erde: Ein amerikanischer Höhlenforscher erkrankt in der Türkei in tausend Meter Tiefe – und erhält vor Ort eine Bluttransfusion.  

„Hallo von tausend Metern unter der Erde“, grüßte der amerikanische Höhlenforscher Mark Dickey aus der Tiefe, als er sich nach tagelanger Ungewissheit erstmals melden konnte – in einem Video, das internationale Bergretter am Donnerstag in einem vielstündigen Staffellauf an die Erdoberfläche brachten. Dickey war bei einer Expedition in den Morca-Höhlen unter dem Taurus-Gebirge in der Türkei letzte Woche in 1120 Metern Tiefe mit Magenblutungen zusammengebrochen und von Begleitern in ein knapp hundert Meter höher gelegenes Lager geschafft worden, wo er seither auf seine Rettung wartet.

Der türkische Katastrophenschutz arbeitet mit freiwilligen Bergrettern aus mehreren Ländern daran, ihn im Höhlenlager medizinisch zu stabilisieren und dann durch die engen und gewundenen Tunnel aus der Tiefe emporzuholen, was Tage oder gar Wochen dauern könnte. Nach Angaben des Türkischen Höhlenkletterverbandes ist es eine der größten und schwierigsten Rettungsaktionen, die je unternommen wurden.

Ich war ganz nah dran am Rand

Mark Dickey über die Rettungsaktion

Zehn bis fünfzehn Stunden braucht ein gesunder und erfahrener Höhlenkletterer nach Angaben des türkischen Verbandes, um das Lager in der Tiefe zu erreichen. Internationale Freiwillige haben sich die Strecke untereinander aufgeteilt, um Hilfsgüter und Informationen hinauf- und hinabzuschaffen: türkische Helfer an der Oberfläche und bis zur Tiefe von etwa 200 Meter, ungarische Kletterer bis 400 Meter, dann Polen, Italiener, Kroaten und schließlich Bulgaren auf der letzten Etappe von 900 Meter bis zum Lager in 1040 Meter Tiefe.

Er ist keineswegs genesen

Ein bis zwei Tage dauerte es deshalb anfangs, bis Nachrichten aus der Tiefe an die Oberfläche gelangten und zurück. Inzwischen gelang es den Rettern, eine Telefonleitung von der Oberfläche zu einem Stützpunkt in 700 Meter Tiefe zu legen, den die Melder von Dickeys Lager aus in fünf bis sieben Stunden erreichen können; seither fließen die Informationen schneller.

Zwei Tage nach dem ersten Hilferuf am vergangenen Samstag erreichten Helfer den 40-jährigen Dickey in der Tiefe mit Bluttransfusionen, um seinen offenbar starken Blutverlust zu kompensieren. Die schnelle Reaktion der türkischen Behörden habe ihm das Leben gerettet, sagte der Höhlenforscher in dem Video: „Ich war ganz nah dran am Rand.“ Inzwischen sei er bei klarem Bewusstsein, aber noch keineswegs genesen; er werde viel Hilfe brauchen, um aus den Höhlen herauszukommen.

Ärzte und Retter berieten am Freitag darüber, ob Dickey den anstrengenden Aufstieg zumindest teilweise selbst bewältigen kann oder komplett mit einer Trage transportiert werden muss. Für die Trage müssten die Höhlentunnel an mehreren Stellen erweitert werden, was jeweils Tage dauern würde und eigene Gefahren birgt. Dickey, der nach eigenen Angaben seit Jahrzehnten klettert und selbst als Höhlenretter ausgebildet ist, leitete eine internationale Expedition, um die fünf Kilometer langen und 1276 Meter tiefen Morca-Höhlen zu kartografieren.

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