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Dr. med. Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist,

© Frank Eidel

Dr. med. Eckart von Hirschhausen: Kleine Humorheilkunde - Folge 18

Dr. med. Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist, beschreibt in einer Serie im Tagesspiegel drei Wochen lang täglich an Beispielen, wie Humor funktioniert. Lesen Sie hier die Folge 18.

Zuerst der Witz:

40 Jahre Abitur. Das muss gefeiert werden. Drei Kumpel von damals beratschlagen, wo man sich treffen solle. Einer schlägt vor: „Lasst uns ins Goldene Krokodil gehen, die haben da sehr attraktive Studentinnen im Service.“ Gesagt, getan. 10 Jahre später, inzwischen gehen alle auf die 70 zu. Wo soll man sich treffen? Der zweite schlägt vor: „Goldenes Krokodil, die haben inzwischen einen Sternekoch, da können wir wirklich gut essen!“ Schnell ist man sich einig. Dann steht die 60 Jahr Feier an. Wieder berät man sich. Der dritte schlägt vor: „Lasst uns doch ins Goldene Krokodil gehen. Da waren wir noch nie!“

Witze sind die Waffe unseres Geistes gegen die Angst. Und eine der großen und berechtigten Ängste ist, das diese Waffe irgendwann nachlässt, weil unser Geist nicht mehr so geistesgegenwärtig ist oder genauer gesagt nur noch die Gegenwart kennt, weil die Vergangenheit vergessen wird. In der Geschichte wird in Miniatur klar, dass wir in jeder Lebensphase neue Dinge schätzen lernen können, und damit reifen. Unfreiwillig komisch sind Menschen, die mit 60 immer noch die gleichen Ziele verfolgen wie mit 20 – in den gleichen Klamotten. Im großen Kreis des Lebens werden viele im Alter heiter und gelassen. Und in den letzten Jahren gibt es auch sehr rührende Erfolge, gerade mit Musik und mit Clownerie alte Menschen in der Pflege durch das Anknüpfen an Erinnerungen wieder in Schwingung zu bringen. Das Erleichternde am Alter könnte sein, nicht mehr Recht behalten zu müssen, im Moment zu sein, zu spielen, gerade weil man Zeit hat, am Ende seiner Zeit. So wie der alte Mann, der von einem Radio-Reporter bedrängt wird: „Wie haben sie das geschafft, 100 Jahre alt zu werden? Bitte schnell ihr Geheimnis, möglichst in einem Satz, ich habe für den Beitrag nur eine Minute.“ Der Mann überlegt eine Weile und sagt dann: „Ich glaube ein Teil des Geheimnisses ist, dass ich mich nicht mehr streite.“ Darauf der Reporter: „Das kann ja wohl nicht alles sein!“ Der Mann überlegt wieder und sagt dann nur: „Wahrscheinlich haben Sie recht!“

Der Autor ist Arzt, Kabarettist und Gründer der Stiftung „Humor hilft heilen“. Live-Termine unter: www.hirschhausen.com. Zurückliegende Folgen finden Sie unter www.tagesspiegel.de/humorheilkunde.

Hören Sie hier eine Hörprobe aus der Hirschhausen-CD „Ist das ein Witz“:

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