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Noch gibt es kein Konzept für ein neues Regenbogenhaus. Kontroverse Debatten darüber zeichnen sich bereits ab.

© IMAGO/Shotshop/Lutz Wallroth

Regenbogenhaus für Berlin: Schwarz-Rot will schnell neues queeres Zentrum einrichten

CDU und SPD wollen möglichst schnell ein neues Regenbogenhaus für Berlin einrichten. Ein Konzept gibt es noch nicht – kontroverse Debatten zeichnen sich aber schon ab.

In Berlin soll es möglichst schnell ein „Regenbogenhaus“ für die queere Community geben. Das strebt die schwarz-rote Koalition an, kündigten Lisa Knack (CDU) und Wiebke Neumann (SPD), die queerpolitischen Sprecherinnen ihrer Fraktionen im Abgeordnetenhaus, am Freitag an.

„Wir wollen schnell handeln, um das Regenbogenhaus umzusetzen“, sagte Knack. So solle bald ein Prüfauftrag ergehen, auch um das Projekt bereits in die kommenden Haushaltsverhandlungen einbringen zu können. Insgesamt habe sich die Koalition in der Queerpolitik viel vorgenommen, sagte Neumann.

Die beiden sprachen im Rahmen eines queerpolitischen Frühstücks der Regierungsfraktionen im Abgeordnetenhaus, zu dem zahlreiche queere Initiativen der Stadt gekommen waren. Wie genau ein solches Regenbogenhaus aussehen könnte, ist allerdings noch unklar.

Die Ideen der queeren Community sollen einfließen

Lisa Knack forderte die queere Community auf, sich mit eigenen Ideen einzubringen: „Die Frage ist: Was möchten Sie?“ Ihr schwebe ein „Haus der Begegnung“ vor, in dem viele Akteure der queeren Community zusammensitzen. Oben könnte es Beratungsstellen geben, unten einen Bereich, wo sich queere Menschen begegnen. Matthias Steuckardt, schwuler Bezirksstadtrat der CDU in Tempelhof-Schöneberg, machte klar, dass das Vorhaben vor allem auf Betreiben seiner Partei im Koalitionsvertrag aufgenommen wurde. Er stelle sich ein „Community Center“ für viele Initiativen vor, die einen sicheren Platz bräuchten.

Wo das Haus stehen wird, welche Immobilie dafür genutzt wird, wer einziehen darf: All das könnte noch kontroverse Debatten auslösen. Das machten die zahlreichen Beiträge queerer Vertreter:innen in der Runde klar. Einige zeigten sich begeistert, andere eher skeptisch – nicht zuletzt, weil ein ähnliches Vorhaben schon einmal an Konflikten innerhalb der Community gescheitert ist.

„Kannibalisierungseffekte“ befürchtet

So befürchtete Birgit Bosold vom Schwulen Museum „Kannibalisierungseffekte“. Viele bestehende queere Einrichtungen und Orte hätten bereits mit Gentrifizierung und Verdrängung zu kämpfen. Das Schwule Museum zum Beispiel habe im vergangenen Jahr eine erhebliche Mieterhöhung erhalten. Sie könne sich vorstellen, dass es zu Konflikten kommen werde, wer an dem neuen Haus beteiligt wird.

Ähnlich argumentierte eine Vertreterin der lesbischen Initiative Rad und Tat (RuT), die ein lesbisches Wohnprojekt in Mitte verwirklicht. Dessen Bau startet gerade, jetzt müsse RuT verstärkt darüber nachdenken, wie der Betrieb eines ebenfalls dort geplanten Begegnungszentrum zu finanzieren ist. Einnahmen etwa durch die Miete zu erzielen, um damit wie gewünscht preisgünstige Kulturangebote zu schaffen, sei sehr schwierig: „Die Nachhaltigkeit schon existierender Häuser ist sehr wichtig.“

Nora Eckert von TransInterQueer (TrIQ) und Dana Wetzel von BiBerlin wiederum meldeten den Wunsch an, mit ihren jeweiligen Organisationen selber in ein neues Regenbogenhaus einzuziehen. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagte Eckert mit Blick auf das TrIQ-Beratungszentrum in Friedrichshain, die Idee habe sie daher „sofort elektrisiert“. „Wir haben noch überhaupt keine Räumlichkeiten“, ergänzte Wetzel – eine prekäre Lage für Berlins einzigen Verein für Bisexuelle.

Relativ einig waren sich die queeren Vertreter:innen, dass ein Regenbogenhaus nicht andere Einrichtungen verdrängen dürfe. Die Umwidmung bestehender Bauten dürfte dieser Wunsch nicht gerade vereinfachen. Das Geld und das Grundstück für einen Neubau aufzutreiben, könnte allerdings mindestens genauso schwierig werden. Lisa Knack von der CDU nannte die Idee eines Neubaus denn auch „nicht realistisch“.

Ein Vertreter des Lesben- und Schwulenverbandes mahnte daher an, die Koalition müsse zunächst einmal dringend ein Konzept erarbeiten. „Wenn alle queeren Träger einziehen, müssen wir ein Hochhaus bauen. Das ist utopisch.“

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