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Andreas Austilat

© TSP / Mike Wolff

Tierarzt-Honorare steigen: Wenn die Hunde-Herzklappe rasselt

Termin verpasst, jetzt wird es teuer. Warum der Hund vielleicht doch nicht zum Ultraschall soll.

Eine Kolumne von Andreas Austilat

Meine Frau saß auf dem Sofa, unseren Hund hatte sie auf ihren Schoß gebettet. Alles sah so friedlich aus, was ich auch sagte. Worauf sie mich ultimativ aufforderte, absolute Stille zu bewahren. Das heißt, genau genommen befahl sie einfach nur: „Ruhe!“

„Was ist denn los?“, fragte ich unbedarft. „Pscht“, zischte sie, starrte dabei auf ihr Handy, auf dem Display war die Stoppuhr zu sehen.

Ich schwieg folgsam, wartete, bis sie den Kopf hob, und fragte noch einmal: „Was tust du?“

„Ich messe Duffys Atemfrequenz“, antwortete sie. Und während sie das Ergebnis in eine Art Tagebuch eintrug, erklärte sie mir, das müsse sie viermal hintereinander tun, um ein aussagefähiges Resultat zu erhalten. „Verstehe“, sagte ich, „du musst dich konzentrieren.“ Sie verneinte, es gehe vor allem darum, dass Duffy nicht aufwachen solle, weil sie dann zu schnell atmet, was das Ergebnis verfälschen würde.

Ruhiger Puls. Muss Duffy wirklich zum Tierarzt? Foto: Austilat

© Diana Austilat

Atemtagebuch? Mir fiel sofort der Shitstorm ein, als ich dieses Thema schon einmal hier an dieser Stelle verhandelte. Es war vor fünf Jahren, es ging um Duffys Herzklappe. Es war wohl die Spar-Kolumne mit der größten Resonanz. Der Tierarzt glaubte damals, die Klappe irgendwie rasseln zu hören. Was das bedeute, könne er erst nach einer Ultraschalluntersuchung feststellen. Eine Untersuchung, die 120 Euro kosten sollte. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könne man das Herz mit Medikamenten behandeln. Andernfalls könnte Duffy dann nur noch eine Hundeherz-OP retten, die weltweit nur an wenigen Orten zu haben ist. In Japan zum Beispiel, allein der Flug wäre schon teuer. Ich hielt die Sonografie trotzdem für überflüssig, behauptete: Der Hund hat nichts.

Einige Leser reagierten empört

Einige Leser reagierten darauf regelrecht empört. Warum ich dem treuen Tier die Ultraschalluntersuchung vorenthalten wolle? Man hielt mich für eine Art Tierquäler, einer empfahl meiner Frau sogar die Scheidung.

Nun, Duffy bekam die Sonografie, mehrmals inzwischen. Aber jetzt hat sich etwas ereignet: Die Gebührenordnung für Tierärzte wurde zum 22. November deutlich angehoben. Angeblich zum ersten Mal seit 1999. Danach steigt zum Beispiel die Gebühr für eine einfache Untersuchung eines Hundes von 13,50 auf 23,60 Euro.

Wird es den Haltern zu teuer?

In inflationären Zeiten kann das für viele Tiere natürlich bitter werden. Die sehen jetzt vielleicht nie mehr einen Arzt, weil es ihren Haltern zu teuer ist.

Aber auch für Duffy hat das Konsequenzen.

Sehe ich überhaupt nicht ein!

Diana Austilat, Hundehalterin

„Sehe ich überhaupt nicht ein!“, sagte meine Frau ziemlich aufgebracht. Weil sie ursprünglich für Duffy einen Termin für den 15.11. gebucht hatte, also eine Woche vor der geplanten Gebührenerhöhung. Die Sonografie sollte da 147 Euro kosten, 27 Euro mehr als vor fünf Jahren – so viel zu dem Thema, die Preise seien nie erhöht worden.

Aus irgendwelchen Gründen kam der Termin aber nicht zustande, wurde auf den 5.12. verlegt. Und sollte dann 220 Euro kosten. „Dann kontrolliere ich das Hundeherz eben selbst“, sagte meine Frau. Seitdem führt sie für Duffy ein Atemtagebuch.

Was, wenn der Hund eine Herzinsuffizienz erleidet?

Andreas Austilat, Hundehalter

„Aber Schatz“, wandte ich so friedfertig wie möglich ein, „was, wenn Duffy nun eine Herzinsuffizienz erleidet?“ Das Wort hatte ich in meiner alten Kolumne nachgelesen. Damals hatte der Tierarzt nämlich gewarnt, eine Mitralklappenendokardiose – vulgo: rasselnde Herzklappe – führe zu solch einer Insuffizienz, wenn sie nicht erkannt und nicht behandelt werde.

Nun, Duffys Herz rast eigentlich nur, wenn sie eine Leberwurst, eine Katze oder einen Postboten sieht. Außerdem ist sie jetzt bald 16 – und damit rund 80 Menschenjahre alt. So alt und so agil wie US-Präsident Joe Biden.

Wie die Sache mit der Hunde-Herzklappe weitergeht? Und was ich sonst auf keinen Fall einsparen will? Ich hoffe, ich kann den Lesern an anderer Stelle in diesem Blatt berichten

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