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Olivenöl und Oliven.

© IMAGO/CHROMORANGE

Voller Schadstoffe und ranzig: Diese Olivenöle bekommen bei Stiftung Warentest die Note 5

Nach Öko-Test hat auch Stiftung Warentest Olivenöle der Güteklasse „nativ extra“ getestet. Vier Bio-Öle wurden mit „mangelhaft“ bewertet. Auch Etikettenschwindel wurden dabei aufgedeckt.

Olivenöl weckt Gedanken an sonnenbeschienene Haine am Mittelmeer, eine der beliebtesten Urlaubsgegenende der Deutschen. Vielleicht ist das Produkt auch deswegen so beliebt. Jedenfalls gilt es unter anderem wegen seiner ungesättigten Fettsäure als gesund.

Im Supermarkt und erst recht im Fachhandel ist die Auswahl an Olivenölen groß. Doch wie sich nun erneut herausstellte, können Kund:innen bei Olivenöl mächtig danebengreifen.

Im April hatte bereits das Verbrauchermagazin „Öko-Test“ 19 native Olivenöle unter die Lupe genommen. Das Urteil war alarmierend, wurden doch 16 der Produkte als insgesamt „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bewertet. Hauptkritikpunkte waren die Belastung mit Schadstoffen und der Geschmack bzw. Geruch. Im September legte die gemeinnützige Verbraucherorganisation Stiftung Warentest nach.

Stiftung Warentest: Vier Olivenöle sind mangelhaft

Das Urteil fällt zwar insgesamt besser aus. 13 Olivenöle wurden als „gut“ bewertet, zwei als „befriedigend“. Vier aber sind nach Ansicht von Stiftung Warentest „mangelhaft“ und dabei erwischte es ausgerechnet Bio-Öle. Gemeint sind:

  • Natives Olivenöl extra von Bio-Zentral
    • (Gesamturteil „mangelhaft“ mit 5,0)
  • Dennree Olivenöl nativ extra von Denns Biomarkt
    • (Gesamturteil „mangelhaft“ mit 5,0)
  • Premium Bio-Olivenöl natives Olivenöl extra von Corovita
    • (Gesamturteil „mangelhaft“ mit 5,1)
  • Bio Primo Spanisches Olivenöl nativ extra von Müller
    • (Gesamturteil „mangelhaft“ mit 5,5)

Angemahnt wird hier insbesondere der Geschmack. Man darf davon ausgehen, dass ein Olivenöl nach Oliven schmecken sollte. Doch im Falle der vier oben genannten Produkte attestierte Stiftung Warentest die wenig schmeichelhaften Geschmäcker „ranzig“, „überreife Mandel“, „alte Nuss“ und „alte Haselnuss“.

Stiftung Warentest stellt hier Etikettenschwindel fest. Denn bei schon einem sensorischen Fehler dürfe Olivenöl laut EU-Verordnung nicht mehr als „nativ extra“ verkauft werden, die Bezeichnung der höchsten Güteklasse.

Ein Problem sind auch die Schadstoffe. Diese Kategorie wird bei den Ölen von Bio-Zentrale und Denns Biomarkt als „befriedigend“ (3,0 und 3,3) angegeben, bei Corovita und Müller als „mangelhaft“ (5,1 und 5,5).

Die drei besten Olivenöle laut Stiftung Warentest

Der eindeutige Testsieger kommt von Crudo. Das Öl bekam die Gesamtnote „gut“ (1,9) und ist das einzige sensorisch sehr gute Produkt im Test. Allerdings steht es nicht im Supermarkt. Es muss über Feinkost-Portale im Internet bezogen werden und schlägt mit 36 Euro pro Liter zu Buche (die Discounter-Öle Lidl Primadonna und Aldi Cantinelle kosten nur 5,75 Euro pro Liter). Hier ist die Top-3 der Olivenöle laut Stiftung Warentest:

  • Crudo Sei Cinque Zero Olio extra vergine d'oliva
    • (Gesamturteil „gut“ mit 1,9)
  • Bertolli Bio Originale Natives Olivenöl extra
    • (Gesamturteil „gut“ mit 2,1)
  • Edeka Bio Natives Olivenöl extra aus Griechenland
    • (Gesamturteil „gut“ mit 2,1)
Ein Paar bereitet einen Salat mit Olivenöl zu.

© IMAGO/Addictive Stock/Juan Alberto Ruiz

Das Problem Mineralöl – und der Unterschied zwischen Stiftung Warentest und Öko-Test

Nicht alle der 19 von Stiftung Warentest untersuchten Öle wurden im April auch von Öko-Test bewertet. Auffällig ist aber, dass sich die Gesamturteile in acht Fällen mit jeweils dem gleichen Produkt massiv unterscheiden. Die Produkte bekamen ein „gut“ oder „befriedigend“ von Stiftung Warentest und ein „mangelhaft“ oder „ungenügend“ von Öko-Test.

Beispiel „Filippo Berio Classico Natives Olivenöl Extra“: Stiftung Warentest befand es für gut (2,2), bei Öko-Test fiel es mit „ungenügend“ durch. Der Grund: Öko-Test gibt die Mineralölbestandteile als „stark erhöht“ an.

Während der Ernte und Verarbeitung kommen Oliven mit Schmierölen in Kontakt, zum Beispiel an Erntemaschinen. Als besonders bedenkliche Mineralölkohlenwasserstoffe bezeichnet Öko-Test die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Einige von ihnen seien krebserregend, sagt Öko-Test. Bei Stiftung Warentest steht dagegen der Satz: „Einige von ihnen stehen im Verdacht, krebserregend zu wirken.“

Auch bei Stiftung Warentest wurde die Belastung des „Filippo“-Öls registriert. In der Kategorie „Schadstoffe“ nämlich hat das Produkt nur das Urteil „befriedigend“ (3,1). Allerdings fließen die Urteile bei Stiftung Warentest in der Kategorie „Schadstoffe“ nur zu zehn Prozent in das Gesamturteil ein, den größten Anteil hat mit 60 Prozent die „sensorische Qualität“, eingeschätzt von einer spezialisierten Verkostergruppe.

Bei Öko-Test hingegen, wo ausschließlich das Rapunzel Kreta Olivenöl Nativ Extra mit „sehr gut“ eingestuft wurde, ist die Schadstofffreiheit von Olivenölen ausschlaggebend für die Bewertung. Wie uns auf Nachfrage mitgeteilt wurde, unterscheidet sich das Magazin hier bewusst von der Gewichtung der Stiftung Warentest. „Für uns kann ein Öl nur „sehr gut“ sein, wenn es keine potenziell gesundheitsgefährdenden Stoffe enthält.“

Die Stiftung Warentest beschaffte ihre Testprodukte von März bis Juni 2022, Öko-Test kaufte im Januar 2022 ein. Die Stiftung handelt im staatlichen Auftrag und wird mit Steuermitteln gefördert. Der komplette, ausführliche Test zu den Olivenölen kann für 4,90 Euro freigeschaltet werden.

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