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Feuerwehrmänner waten durch Dortmund.

© AFP/INA FASSBENDER

Update

Mehrere leicht Verletzte in Kassel: Tief „Lambert“ richtet Schäden an – und beeinträchtigt den Verkehr

Die Feuerwehr ist mancherorts im Dauereinsatz, der Zugverkehr ist landesweit beeinträchtigt. Lokal drücken Wassermassen in Keller und auf Straßen. Der DWD warnt weiter vor Starkregen.

| Update:

Begleitet von schweren Unwettern ist das Tief Lambert über Deutschland hinweggezogen. Keller liefen voll, Straßen standen unter Wasser, Bäume knickten um, der Bahnverkehr war stark gestört - tausende Einsatzkräfte waren in mehreren Bundesländern von Donnerstagabend an im Einsatz. Mancherorts gingen in kurzer Zeit um die 100 Liter Regen pro Quadratkilometer nieder. Besonders stark betroffen war die Region Kassel.

Mehrere Menschen seien leicht verletzt worden, sagte Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (parteilos) am Freitag bei einer Bilanz der Einsatzkräfte. Zwischen Donnerstagnachmittag und Freitagmorgen seien 1045 Notrufe eingegangen zeitweise bis zu 200 pro Stunde. Die Feuerwehr rückte zu 476 Einsätzen aus. Der öffentliche Personennahverkehr in Kassel wurde am Donnerstag eingestellt und erst am Freitagvormittag wieder aufgenommen. Die Schulen in der Stadt blieben geschlossen, drei Schulen und eine Kita waren durch Schäden zunächst nicht mehr nutzbar.

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Der Deutsche Wetterdienst warnt nach den schweren Unwettern in weiten Teilen Deutschlands nun noch vor „teils heftigem, mehrstündigem Starkregen“ im Nordwesten Deutschlands und in Mecklenburg mit Regenmengen zwischen 30 und 90 Litern pro Quadratmeter.

Vor allem im Osten und Südosten könne es noch vereinzelt Gewitter mit Starkregen, Hagel und stürmischen Böen geben, teilte der DWD am Freitagmorgen mit. Im Laufe des Freitags sei von Vorpommern bis nach Sachsen-Anhalt und Thüringen gebietsweise mit schauerartigen Regenfällen zu rechnen. Dann gebe es langsam eine Wetterberuhigung. In der Nacht zum Samstag seien dann „wahrscheinlich keine Warnungen mehr erforderlich“.

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Das Tief wandert nach Angaben des DWD langsam nach Polen, wobei die schwülwarme Luft durch kühlere ersetzt wird. Der Regen zieht dann ab nachmittags und abends allmählich ebenfalls ostwärts ab. An Kammlagen können aber noch stürmische Böen von bis zu 70 Kilometern die Stunde erreicht werden.

In Nordrhein-Westfalen sind bislang die bundesweit höchsten Regenmengen gemessen worden. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom Freitag fielen beispielsweise an der Messstation Sassendorf im Kreis Soest 102 Liter pro Quadratmeter binnen 24 Stunden.

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In Gelsenkirchen und Dortmund schüttete es 95 beziehungsweise 94 Liter pro Quadratmeter. Weiterhin listete der DWD Hochkirch in Sachsen mit 79 Litern pro Quadratmeter sowie das nordrhein-westfälische Jülich mit 71 Litern pro Quadratmeter binnen 24 Stunden auf.

Im brandenburgischen Baruth, in Bremen und im bayerischen Rehau fielen jeweils mehr als 50 Liter Regen pro Quadratmeter. Die Liste ist dem DWD zufolge nur eine Auswahl.

Bahnverkehr beeinträchtigt

Der Zugverkehr in mehreren Teilen Deutschlands bleibt am Freitag infolge der Unwetter weiter beeinträchtigt. Das gelte unter anderem für die Strecke zwischen Hamburg und Berlin, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Freitagmorgen. Sämtliche Züge würden derzeit über Stendal umgeleitet, die Bahnreisenden müssten mit zusätzlichen 60 Minuten kalkulieren.

Auch die Strecke zwischen Kassel und Göttingen sowie die zwischen Bebra und Kassel seien gesperrt, ICE- und IC-Züge würden umgeleitet. Auf der Strecke zwischen Siegen und Letmathe in Nordrhein-Westfalen gibt es der Sprecherin zufolge ebenfalls keinen Zugverkehr. Die IC-Verbindungen von Frankfurt (Main) über Siegen nach Münster fielen aus.

Bundesweit war es in der Nacht aufgrund von Unwetterschäden zu Verspätungen und Zugausfällen gekommen, wie es auf der Internetseite des Unternehmens heißt. Für gestrandete Fahrgäste hatte die Deutsche Bahn am Donnerstagabend in mehreren deutschen Städten Züge zum Übernachten zur Verfügung gestellt.

Wer für Freitag ein Bahnticket gebucht habe, könne die Fahrt auf einen späteren Termin verschieben, teilte die Bahn mit. „Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.“

Mehrere Bundesländer im Westen, der Mitte und Nordosten waren von dem Unwetter am Donnerstag betroffen, das bis zum Freitag über Deutschland zog. In den sozialen Netzwerken wurden vielfach Videos und Bilder von bedrohlich wirkenden Wolken mit Blitzen geteilt.

Flugbetrieb teils eingeschränkt

Auch den Flugverkehr hat das Unwetter beeinträchtigt. Zahlreiche Flugzeuge, die in München landen sollten, wurden umgeleitet. Nach Auskunft eines Flughafen-Sprechers vom Freitagmorgen konnten etwa 20 Flüge zwischen Donnerstag 19.00 Uhr und Freitag 2.00 Uhr nicht landen. Sie wurden auf umliegende Flughäfen verteilt. 60 Flüge wurden annulliert. Bis zum Mittag soll es zu weiteren Verzögerungen am Flughafen München kommen.

An den Flughäfen in Frankfurt und Düsseldorf hatte es ebenfalls Einschränkungen gegeben - an beiden Airports gab es am Donnerstag einige Annullierungen. Am Flughafen Düsseldorf war nach Auskunft einer Sprecherin am frühen Donnerstagabend der Flugbetrieb kurzzeitig eingeschränkt und die Abfertigung der Flugzeuge unterbrochen. Das sei das übliche Vorgehen etwa bei Gewittern, erläuterte die Sprecherin.

Mehrere Flüge seien von Airlines annulliert worden. Den Angaben zufolge betraf das aber nur einen sehr kleinen Teil der Starts und Landungen am Flughafen Düsseldorf am Donnerstag, dem ersten Tag der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen.

Zahlreiche Überschwemmungen

Hunderte Einsätze zählte allein die Feuerwehr der niedersächsischen Stadt Braunschweig. Videos zeigten, wie Straßen unter Wasser standen und auch Geschäfte geflutet wurden. Straßenbahnen und Autos steckten fest. Ähnliche Aufnahmen gab es auch aus der hessischen Stadt Kassel. Die meisten Regionen Deutschland kamen aber glimpflich davon.

Einsatzkräfte der Braunschweiger Feuerwehr arbeiten in der Nacht in einer mit Regenwasser vollgelaufenen Tiefgarage.

© dpa/Moritz Frankenberg

In Duisburg kam es in der Nacht zum Freitag zu mindestens rund 420 Einsätzen der Feuerwehr. Dabei handele es sich um vollgelaufene Keller, überschwemmte Straßen und umgestürzte Bäume, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Einige Menschen seien in ihren Fahrzeugen eingeschlossen worden und hätten befreit werden müssen. Verletzt wurde laut dem Sprecher niemand.

Teilabschnitte der Autobahn A59 in Duisburg sind am Abend nach stundenlangen Regenfällen überschwemmt.

© dpa/Christoph Reichwein

Mehrere Straßen im Stadtgebiet von Duisburg waren wegen Überflutung nicht mehr befahrbar. Daher komme es zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen. Die Feuerwehr ist nach eigenen Angaben mit rund 350 Einsätzen vor Ort - das Technische Hilfswerk mit etwa 42.

Golfballgroße Hagelkörner in Bayern

Der Feuerwehr brachte die Wetterlage viele Einsätze. So mussten etwa vollgelaufene Keller leer gepumpt werden. Im Kreis Neuwied in Rheinland-Pfalz stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. „Bei einem anderen Einsatz mussten Personen aus ihrem Pkw in einer vollgelaufenen Unterführung gerettet werden“, teilte der Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises mit.

Die Skyline von Frankfurt am Main.

© dpa/Arne Dedert

Im Frankfurter Vorort Sindlingen wurden mehrere Autos durch umgestürzte Bäume schwer beschädigt. „Die Leute haben ein Riesenglück gehabt“, sagte ein Feuerwehrsprecher angesichts der regelrecht platt gedrückten Fahrzeuge in einem Wohngebiet. In Nordhessen ließ ein Sturm am Donnerstag Bäume umstürzen und Keller volllaufen.

In Kassel wurden Straßen durch starken Regen überflutet.

© imago/Hartenfelser/IMAGO/Peter Hartenfeser

Bei Waldeck am Edersee seien „punktuell Dächer abgedeckt worden“. In Nordhessen seien etliche Keller vollgelaufen und viele Bäume umgefallen, einige auch auf geparkte Autos. Es gebe Hagelschäden an Gebäuden.

Im oberbayerischen Valley fielen golfballgroße Hagelkörner vom Himmel. Von Schäden war bei der Polizei zunächst nichts bekannt. Auch andernorts gewitterte es am Donnerstagabend über Bayern. Die Polizei meldete zunächst jedoch keine nennenswerten Vorkommnisse. Im Landkreis Harz gab es durch das Unwetter zahlreiche vollgelaufene Keller. Die Berliner Feuerwehr rief den „Ausnahmezustand Wetter“ aus, konnte diesen aber um 1.10 Uhr wieder für beendet erklären.

Golfballgroße Hagelkörner fielen in Oberbayern vom Himmel.

© dpa/Elke Richter

Die Polizei Ravensburg meldete mehrere Notrufe aus dem Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Mehrere kleinere Bäume seien auf die Straße gestürzt, ein umgefallener Strommast habe einen kleineren Flächenbrand verursacht. Den Angaben zufolge stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Verletzt wurde demnach niemand.

Im Stadtgebiet Freiburg verursachte eine Gewitterzelle am Donnerstagabend Schäden durch abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume. Die Bahnlinie Richtung Bad Krozingen war durch Bäume blockiert. Die Feuerwehr Freiburg bearbeitete im Freiburger Stadtgebiet deshalb 19 Einsätze. Die Gewitterzelle zog nordwärts ab. 

Auch im Landkreis Harz liefen durch das Unwetter zahlreiche Keller voll. Die integrierte Leitstelle Harz sprach am Donnerstagabend von unzähligen Einsätzen, eine genaue Zahl konnte sie zunächst nicht nennen. Weiterer Einsatzschwerpunkt neben den vollgelaufenen Kellern seien Bäume auf Straßen.

In Havelberg bei Stendal schlug ein Blitz in ein Haus ein und setzte den Dachstuhl in Brand, wie die Polizei mitteilte. Der Schaden beträgt rund 50.000 Euro. 

Vielerorts wurden auch Veranstaltungen im Freien abgesagt - etwa der Abendmarkt in Radolfzell am Bodensee und die Warm-up-Party des Full-Force-Festivals bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt. Die Sicherheit habe höchste Priorität, hieß es in einer Mitteilung. „Bitte macht eure Zeltplätze sturmsicher, sichert lose Gegenstände oder baut sie wieder zurück und baut bitte keine weiteren Pavillons mehr auf.“ Zudem wurde ein Konzert des britischen Sängers Sting im niedersächsischen Lingen gecancelt. (dpa)

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