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Ein Bär in freier Wildbahn.

© Imago/ingimage, Bearbeitung: Tagesspiegel

Raubtiere in Deutschland: Kehrt der Bär zurück – und ist das gefährlich?

In Norditalien wird ein Jogger Opfer eines Bären. Nun wird in Deutschland darüber diskutiert, wie gefährlich die Tiere sind und ob ihre Population wächst. Drei Einschätzungen zum Thema.

Menschenscheuer Grenzgänger, der sich kaum in besiedelte Regionen wagt, oder eine Gefahr für Zweibeiner und deren Weidetiere? Wie beim Wolf wird auch über den Bären viel und engagiert diskutiert, vor allem nach vermehrten Sichtungen und dem Tod eines Joggers in Italien. In unserem Format „3 auf 1“ geben drei Expert:innen ihre Einschätzung. (alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier)


Große Raubtiere und Weidehaltung passen nicht zusammen

In Bayern hat kürzlich ein Bär mehrere Schafe gerissen. Vor einigen Wochen hat ein Bär nur 120 Kilometer südlich der bayerischen Landesgrenze einen Jogger getötet. Dramatisch ist das deshalb, weil es nicht nur um Bären geht, sondern weil deren Anwesenheit mit einer stark zunehmenden Wolfspopulation zusammenfällt.

Ungefähr alle drei Jahre verdoppelt sich die Zahl der Wölfe. Wolf und Bär gehören zwar zur Natur. Aber die Frage lautet: Wie viele von ihnen verträgt ein dicht besiedeltes Land wie Deutschland? Ein Nebeneinander von großen Raubtieren und Weidehaltung ist schlicht nicht möglich.

Wenn wir nur zuschauen, wie die Bundesumweltministerin, dürfen wir uns nicht wundern, wenn immer mehr Bauern sorgenvoll überlegen, ob sie ihre Tiere noch auf die Weiden bringen können. Damit ginge nicht nur genau die Form der Tierhaltung verloren, die sich die Gesellschaft wünscht. Die Biodiversität im Grünland ginge zurück, unsere wunderschöne Kulturlandschaft wäre in Gefahr und bäuerliche Existenzen stünden auf dem Spiel.


Der Abschuss von Bär und Wolf löst die Probleme nicht

Dass die deutschen Alpen prinzipiell für Bären geeignet sind, zeigen uns die Nachweise einzelner Individuen in Bayern in den letzten drei Jahren. Es ist damit zu rechnen, dass zukünftig verstärkt einzelne Tiere den Weg aus dem Trentino über Österreich zu uns finden.

Eine selbstständige deutsche Bärenpopulation wird es wohl nicht geben, die Tiere bleiben Grenzgänger. Kein Grund zur Panik, aber Zeit zu handeln. Wir können und sollten uns auf die Rückkehr von Bären und auch Wölfen besser vorbereiten. Die allermeisten Bären verhalten sich gegenüber Menschen unauffällig, jedoch gilt es etwa als Wanderer oder Jogger bestimmte Verhaltensweisen zu beachten.

Insbesondere Weidetierhalter:innen werden die Anwesenheit spüren und müssen beim Schutz ihrer Tiere unterstützt werden. Es braucht Geld für Zäune, Hunde und Behirtung.

Es ist fatal und fahrlässig, dass die bayerische Staatsregierung gerade suggeriert, mit dem Abschuss von Tieren würde man Konflikte lösen können. Herdenschutz bleibt unumgänglich.


Eine Bärenpopulation wird sich in Deutschland nicht etablieren

Braunbären leben aktuell insbesondere in den Südalpen. Dort ist die Populationsdichte zum Teil höher als die Lebensraumtragfähigkeit. Im Trentino, wo Bären wiederangesiedelt wurden, können 50 Bären leben, aktuell sind es aber 130. Daher wandern vor allem junge Bären auf der Suche nach einem eigenen Territorium oder Paarungspartnern ab und gelangen bis nach Deutschland.

Es ist davon auszugehen, dass die Anzahl der gesichteten Bären und der Bärenschäden in Deutschland zunehmen wird. Aufgrund der Zersiedelung der Kulturlandschaft und der zu erwartenden Konflikte ist jedoch unwahrscheinlich, dass sich in Deutschland eine Population etablieren wird.

Bären brauchen große, bewaldete Gebiete, in denen der Mensch kaum spürbar ist. Das wäre zum Teil in den bayerischen Nationalparks in Berchtesgaden oder im Bayerischen Wald möglich, aber selbst diese sind zu klein und zu weit voneinander entfernt, um eine deutsche Bärenpopulation zu tragen. Es ist bedauerlicherweise so, dass der Bär in Deutschland keine Zukunft hat.

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