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Ingo Bach

© Tagesspiegel/Nassim Rad

Die gute Nachricht: PSA-Tests ab 55 Jahren verhindern die meisten Todesfälle wegen Prostatakrebs

Die Früherkennung eines bösartigen Tumors in der Prostata ist schwierig, weil es an geeigneten Untersuchungsverfahren fehlt. Der PSA-Test wird bei allen Grenzen seiner Aussagekraft dafür aber immer wichtiger. Denn er zeigt Erfolge.

Eine Kolumne von Ingo Bach

Es ist schon ein Kreuz: Wird ein bösartiger Tumor in der Prostata früh erkannt, ist er - meist durch eine Operation - gut heilbar. Doch es gibt noch kein etabliertes belastbares Verfahren, um einen Prostatakrebs in einem Massenscreening – wie beim Brustkrebs – früh aufzuspüren.

Die Krankenkassen zahlen zur Früherkennung eine Tastuntersuchung des Organs beim Urologen. Nur leider ist ein Tumor, der bereits tastbar ist, oft schon in einem Entwicklungsstadium, in dem er gestreut haben könnte. Früherkennung sieht anders aus.

Die Studie ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur risikoadaptierten Früherkennung.

Frank König, Urologe

Ein anderes, aber in seiner Aussagekraft umstrittenes Verfahren, ist der PSA-Test. Dabei wird der Gehalt an „prostataspezifischem Antigen“, eines in der Prostata gebildeten Eiweißes, im Blut gemessen. Ein erhöhter PSA-Wert könne ein erster Hinweis auf Krebs sein. Allerdings ist der Wert auch erhöht bei gutartigen Erkrankungen wie einer alterstypischen Prostatavergrößerung oder auch einfach nach dem Radfahren oder nach dem Sex. Letztendliche Gewissheit bringt nur eine Biopsie, also die Entnahme und Laboruntersuchung von Gewebeproben aus der Prostata.

Viele Urologen empfehlen den Test, der selbst bezahlt werden muss, trotzdem für die regelmäßige Vorsorge. Zwar würden viele Männer mit einem deutlich erhöhten PSA-Wert – also jenseits des Grenzwertes von vier Nanogramm pro Milliliter – unnötig biopsiert, auch wenn sich diese Zahl durch eine spezielle MRT-Untersuchung reduzieren lässt. „Bei den übrigen wird der Krebs so aber in einem noch gut behandelbaren Frühstadium entdeckt“, sagt Frank König, niedergelassener Urologe in Berlin Wilmersdorf. „Das ist doch ein Erfolg.“ 

Nun zeigt eine Beobachtungsstudie aus Göteborg, dass dieser Erfolg messbar ist, nämlich daran, wie viele Männer an einem Prostatakrebs sterben. Das Ergebnis dieser Studie: „Der Beginn des PSA-Screenings im Alter von 55 Jahren halbiert das Risiko eines Todes an Prostatakrebs im Vergleich zum ersten PSA-Test im Alter von 60 Jahren.“ Oder anders gesagt: PSA-Tests zur Früherkennung retten Leben, am meisten, so die schwedischen Forschenden, wenn man sich ab 55 regelmäßig dem Test unterzieht.  

Die Argumente dagegen, dass die Gesetzlichen Krankenkassen die regelmäßigen PSA-Tests zur Prostata-Krebsvorsorge finanzieren, werden schwächer. „Die Göteborger Studie ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur risikoadaptierten Früherkennung“, sagt Urologe Frank König. Dabei orientiert sich die PSA-Wert-basierte Vorsorge daran, ob und wie groß das Risiko des Mannes ist, an Prostatakrebs zu erkranken – beispielsweise durch eine familiäre Vorbelastung. So werden unnötige PSA-Folgeuntersuchungen minimiert.

Alle bisher erschienenen Folgen lesen Sie auf der Kolumnenseite der Guten Nachrichten.

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