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Erst wenn das MRT auffällig wird, muss aus der Prostata Gewebe entnommen werden, um einen Tumorverdacht abzuklären.

© Getty Images/iStockphoto/skynesher

Tagesspiegel Plus

Es geht auch ohne Operation oder Bestrahlung : „Fast jeder 80-Jährige hat Prostatakrebs...“

„... aber keiner stirbt mehr daran, wenn man ihn in diesem Alter zufällig entdeckt“, sagt Charité-Urologe Thorsten Schlomm. Er setzt auf das MRT, damit kein Mann mehr Angst haben muss, dass ihm unnötig in die Prostata gestochen wird.

Herr Schlomm, Prostatakrebs ist der häufigste Tumor bei Männern. Jahrzehntelang hieß es, eine belastbare Früherkennung gibt es nicht. Bringt der einst umstrittene PSA-Wert jetzt endlich den Durchbruch?
Der PSA steht für prostataspezifisches Antigen. Ist davon viel im Blut, ist das ein Hinweis auf Tumorzellen in der Prostata. Dieser Wert ist tatsächlich ein Segen. Es gibt die Studien, die zeigen, dass man bei vielen Männern wahrscheinlich nur drei PSA-Werte im Leben braucht: einen mit 40, einen mit 50 und einen mit 60. Wenn die jeweils keine Auffälligkeit zeigen, dann ist das Lebensrisiko, Prostatakrebs zu bekommen, nahezu null und danach kann man damit aufhören. Fast jeder 80-Jährige hat Prostatakrebs, aber keiner stirbt mehr daran, wenn man ihn in dem Alter zufällig entdeckt.

Aber noch sterben viele Männer am Prostatakrebs. Ist das vielleicht der Grund dafür, dass bei einem Krebsbefund so oft die Prostata radikal behandelt, also entfernt wird? Geschieht das aus Ihrer Sicht zu häufig?
Ja, ich denke, dass zu oft ein Prostatatumor operiert oder bestrahlt wird, obwohl das gar nicht nötig wäre. Denn oft wächst der Tumor nur langsam und streut auch nicht. Da würde es genügen, regelmäßig nachzuschauen – wir nennen das aktives überwachen – um dann eingreifen zu können, bevor der Tumor eine Gefahr wird.

Die Urologen müssen eine Balance finden, also unnötige Therapien vermeiden, die ja auch Nebenwirkungen haben. Und das ist beim Prostatakarzinom leichter als bei vielen anderen Krebsarten. Einmal dadurch, dass eine frühe Diagnose durch Blutwerte – also den PSA-Wert – möglich ist. Und zum zweiten, dass eine aktive Überwachung des Tumors technisch sehr gut möglich und sicher ist.

Der PSA-Wert hat eine hohe Treffergenauigkeit bei der Krebsvorsorge, wenn er bei Männern ab einem Alter von 45 regelmäßig bestimmt wird. 

Thorsten Schlomm, Urologe
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