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Gesundheit: Laseroperation schon im Mutterleib

Die Pränataldiagnostik hat nicht unbedingt einen guten Ruf. Nicht zuletzt wegen der Verwechslung mit der Präimplantationsdiagnostik (PID), den umstrittenen Gentests an Embryonen, wird sie vielfach vor allem als Auslese-Instrument verstanden, mit dem die Geburt eines behinderten Kindes verhindert werden soll.

Die Pränataldiagnostik hat nicht unbedingt einen guten Ruf. Nicht zuletzt wegen der Verwechslung mit der Präimplantationsdiagnostik (PID), den umstrittenen Gentests an Embryonen, wird sie vielfach vor allem als Auslese-Instrument verstanden, mit dem die Geburt eines behinderten Kindes verhindert werden soll. Tatsächlich gehen aber weniger als ein Prozent aller Abtreibungen auf das Ergebnis vorgeburtlicher Untersuchungen zurück. Vor allem aber können die Untersuchungen des Ungeborenen im Mutterleib auch dazu beitragen, Leben zu retten.

Zum Beispiel das von eineiigen Zwillingen, die am Transfusionssyndrom leiden: Ihr Gefäßsystem ist so vernetzt, dass ein Ungeborenes dem anderen ununterbrochen Blut spendet, worunter "Spender" und "Empfänger" leiden. Mit einer minimal-invasiven Operationstechnik ist es möglich, in der Fruchthöhle die Verbindungsstellen zu kappen. Dadurch wurde, wie Bernd-Joachim Hackelöer vom Hamburger Krankenhaus Barmbek auf dem Kongress für Perinatale Medizin berichtete, die Überlebensrate von zehn bis 40 auf 65 bis 85 Prozent gesteigert. Allein in seiner Abteilung für Pränatale Diagnostik und Therapie werden pro Jahr etwa 200 Zwillingskinder per Laserstrahl von der unerwünschten Verbindung befreit.

Weitere Einsatzgebiete der pränatalen Therapie sind Unverträglichkeiten der Rhesus-Untergruppen zwischen Mutter und Kind, aber auch Herzrhythmusstörungen. "In kleinen Schritten entwickeln sich jedes Jahr neue Behandlungsmöglichkeiten, nicht spektakulär, aber inzwischen wissenschaftlich gut untermauert", sagt Hackelöer. Auf jeden Fall sei nicht eingetreten, "was Schwarzseher immer voraussagten: Wir haben weniger Schwangerschaftsabbrüche nach Pränataldiagnostik."

In den meisten Fällen wird die Diagnostik, allen anderen Methoden voran der Ultraschall, allerdings eher genutzt, um das Ungeborene besser zu überwachen. Wird dabei etwa eine Mangelernährung festgestellt, kann man durch engmaschige Überwachung immer wieder prüfen, ob das Kind besser noch im Mutterleib oder schon "draußen" aufgehoben ist - wo es als "Frühchen" heute immer bessere Chancen hat. In einem "Mehrstufenkonzept" werden bei der Betreuung der Schwangeren Ärzten unterschiedlicher Qualifikation unterschiedliche Aufgaben zugewiesen. Der betreuende Gynäkologe als erster Ansprechpartner der Frau muss dabei nach Hackelöers Worten vor allem erkennen: "Hier stimmt etwas nicht!", um seine Patientin dann an einen Spezialisten zu überweisen.

Dass die Ultraschall-Bilder inzwischen dank 3-D-Technik immer wirklichkeitsgetreuer werden, sehen die Geburtsmediziner übrigens mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Medizinisch kann diese Genauigkeit durchaus zu wertvollen neuen Informationen über den Feten führen. "Zum Mickey-Mouse-Kino sollten diese Bilder jedoch nicht verkommen, denn das ist mit der Würde des ungeborenen Lebens nicht vereinbar."

Adelheid Müller-Lissner

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