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Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO)

© Foto: David Young/dpa

Stiko-Vorsitzender Thomas Mertens: Corona „mittlerweile eine endemische Virusinfektion“ 

Pandemie oder Endemie? Darüber sind sich Experten uneinig. Was dafür klar ist: Das Virus wird uns noch über Generationen erhalten bleiben, sagt der Chef der Stiko.

Nach Einschätzung des Chefs der Ständigen Impfkommission (Stiko) ist das Coronavirus nun endemisch. Ein Großteil der Bevölkerung habe eine Infektion durchgemacht, sei geimpft oder beides, sagte Thomas Mertens im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. „Dann ist natürlich die Frage, sind wir noch in einem pandemischen Zustand, ja oder nein?“

Die Frage sei vielleicht mehr von psychologischer als von wissenschaftlicher Bedeutung. Der Erreger bleibe aber noch über Generationen erhalten, so der Virologe. Man werde deshalb immer dafür sorgen müssen, diejenigen, die „ein Risiko haben, zu erkranken, zu schützen“ - nicht nur durch Impfen, sondern vermutlich auch durch das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen.

An der Schutzwirkung von Masken bestünde „mittlerweile überhaupt kein Zweifel mehr“, sagte der Stiko-Leiter. Eine Mund-Nasen-Bedeckung biete bei Influenzaviren sogar einen noch besseren Schutz als beim Coronavirus.

Mertens: „Das heißt, es ist sicher sinnvoll für Menschen mit Risiken für schwere Erkrankungen, eine Maske zu tragen.“ Der Virologe hoffe, dass Menschen ohne Verpflichtung in Risikosituationen weiterhin Masken tragen werden, etwa in gefüllten Innenräumen.

Den Sinn einer Auffrischungsimpfungen sehe der Virologe nur bei expliziten Risikogruppen. Seiner Ansicht nach müsse in Zukunft „vielleicht jährlich“ geimpft werden, „möglicherweise mit angepassten Impfstoffen“.

Für die gesamte Bevölkerung seien solche Auffrischungsimpfung aber nicht auf Dauer sinnvoll, „weil wir da mittlerweile wissen, dass die Impfstoffe zwar sehr gut vor schwerer Erkrankung schützen, aber sehr viel weniger gut vor Infektion.“

WHO: Corona-Pandemie noch nicht beendet

Den Vorwurf, die Stiko habe in der Pandemie zu langsam entschieden, auch in Bezug auf ihre Impfempfehlungen, wies Mertens unterdessen ab. In den meisten Ländern außer Israel hätten die Entscheidungen der örtlichen Impfkommissionen genauso lange gedauert.

„Zu der Definition der Pandemie gehört nicht die Erkrankungsschwere“, sagte Mertens. Nach Ansicht der Bundesregierung hat sich an der Bewertung der Lage nichts geändert.

„Der Corona-Ausbruch wurde 2020 von der WHO zur Pandemie ausgerufen und ausschließlich die WHO kann dies auch wieder revidieren“, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag in Berlin. Die Weltgesundheitsorganisation habe erst kürzlich noch einmal bekräftigt, dass man sich weiterhin in einer pandemischen Lage befinde. (Tsp, dpa)

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