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Ingo Bach

© Tagesspiegel/Nassim Rad

„Übergewichtig“ mit BMI über 25?: Das muss nicht immer ungesund sein

Bei einem BMI zwischen 25 und 30 ist das Sterberisiko etwas niedriger als unter 25, fand eine US-amerikanische Studie mit 500.000 Teilnehmern heraus.

Eine Kolumne von Ingo Bach

Es ist schon erstaunlich, dass sich so etwas durchgesetzt hat, um das Körpergewicht in gesund und krank zu trennen. Hinter dem Body-Mass-Index (BMI) steckt eine Formel, die das Gewicht auf einen Quadratmeter Körper umrechnet. Dazu muss das Gewicht in Kilogramm geteilt werden durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat.

Dieser Wert wird oft genutzt, um Normalgewicht von Übergewicht zu unterscheiden. Auch in die Medizin hat er längst als feste Größe Eingang gefunden. Die zahlenmäßige Grenze zwischen gesund und risikobehaftet verläuft bei einem BMI von 25. Die Adipositas, also das krankhafte Übergewicht, beginnt bei 30.

Doch ist diese Grenze korrekt? Eine Forschergruppe in den USA hat sich in einer Langzeitbeobachtung von rund 500.000 Menschen angeschaut, wie belastbar für eine Gesundheitsaussage dieser Wert ist: Steigt ab einem BMI von 25 wirklich das Risiko, früher zu sterben? Die Studie erschien in der Online-Fachzeitschrift der US-amerikanischen Public Library of Science „PLOS one“.

Das überraschende Ergebnis: Als „übergewichtig“ geltende Menschen mit einem BMI von mehr als 25 haben sogar eine etwas niedrigere Sterblichkeitsrate als Menschen mit einem vermeintlich idealen BMI von unter 25. „Diese Ergebnisse blieben auch nach Einschränkung auf gesunde Nichtraucher und Ausschluss von Personen, die innerhalb der ersten zwei Jahre der Nachbeobachtung starben, bestehen“, schreiben die Forscher um Aayush Visaria vom Rutgers Institute for Health in New Brunswick im Staat New Jersey.

Ab einem BMI von mehr als 30 stieg das Gesundheitsrisiko aber wie erwartet an. Das Sterberisiko war bei Teilnehmern mit einem BMI ab 30 um 21 bis zu 108 Prozent erhöht, schreiben die Autoren. Dabei sei aber noch unklar, ob diese erhöhten Gefahren für Gesundheit und Leben ausschließlich auf das Körpergewicht zurückgehen oder andere Faktoren dabei eine Rolle spielen. Dieser Zusammenhang müsse weiter erforscht werden.

Fazit: Ob der BMI tatsächlich dazu geeignet ist, Gesundheitsrisiken abzuschätzen und daraus Empfehlungen für ein gesünderes Leben abzuleiten, muss hinterfragt werden.

Alle bisher erschienen Folgen der Guten Nachricht finden Sie auf der Übersichtsseite der Kolumne.

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