zum Hauptinhalt
Ein Mädchen mit Cochlea-Implantat. Solche Geräte wandeln Schall in elektrische Impulse um, durch die der Hörnerv in der Hörschnecke stimuliert wird.

© Frank Rumpenhorst / picture-alliance/ dpa

Was ist ein Cochlea-Implantat?: Elektronische Hilfe bei Gehörverlust

Das Implantat übernimmt die Funktion der Haarzellen, stimuliert den Hörnerv mit elektrischen Impulsen und kann so die Hörminderung ausgleichen.

Für Menschen mit einer weit fortgeschrittenen Hörstörung, die quasi ein vollständiger Gehörverlust bedeutet, stehen die sogenannten Cochlea-Implantate (CI) zur Verfügung.

Das Implantat übernimmt die Funktion der in diesem Falle oft geschädigten natürlichen Haarzellen im Ohr. Da die Schallschwingungen, die vom Mittelohr kommen, als erstes auf die Haarzellen am Schneckeneingang treffen, nutzen diese sich früher ab. „Das ist wie beim Schilfgürtel eines Gewässers“, sagt Oliver Kaschke, Chefarzt der Abteilung für HNO am Sankt Gertrauden-Krankenhaus in Berlin Wilmersdorf. „Da, wo die Wellen eines vorbeifahrenden Bootes schnell und heftig aufs Ufer treffen, sterben die Schilfhalme als erstes ab, in den geschützten Uferbereichen, wo die Wellen später nur noch abgeschwächt ankommen, bleiben die Halme stehen.“

Das Cochlea-Implantat stimuliert den Hörnerv mit elektrischen Impulsen und kann so die Hörminderung ausgleichen. Die Geräte bestehen aus einem Sprachprozessor mit Sendespule, eine Art Mikrofon, und einem Implantat mit einer Empfangsspule.

Der Sprachprozessor wird wie ein Hörgerät außen hinter dem Ohr getragen, nimmt die Töne auf und leitet sie weiter an den unter der Kopfhaut auf dem Schädelknochen implantierten Empfänger. „Das an dem Implantat befindliche Kabel wird über den Schädelknochen direkt bis in die Hörschnecke, die Cochlea, geführt“, sagt Kaschke.

Der Sprachprozessor sendet die Signale in Form von elektrischen Impulsen an das Implantat, von dort leiten die Elektroden des Kabels die Signale direkt an den Hörnerv weiter. Viele Jahre lang wurde das Cochlea-Implantat vor allem für taub geborene Kinder verwendet. Doch seit etwa 15 Jahren setzt es sich zunehmend auch zur Behandlung einer schweren Hörstörung im Alter durch.

Ein CI ist teuer. „18.000 bis 25.000 Euro muss man für das gesamte Set kalkulieren“, sagt Kaschke. Aber das sei auch für die Solidargemeinschaft eine Entlastung, denn die Alternative zum CI sei Taubheit. Das CI verbessere die Fähigkeit zur sozialen Interaktion, hebe das Selbstbewusstsein, verringere Ängstlichkeit und die Anfälligkeit für Depressionen. Und die Behandlung eines Patienten, der wegen seiner Hörstörung in eine Demenz abrutscht, sei sehr viel teurer als das Implantat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false