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Ingo Bach

© Tagesspiegel/Nassim Rad

Wer geht, erhöht seine Lebenserwartung: Positive Effekte schon ab 4000 Schritten täglich

Immer wieder hört man, wie wichtig es sei, täglich mindestens 10.000 Schritte zurückzulegen. Doch positive Effekte für die Gesundheit zeigen sich schon bei deutlich weniger.

Eine Kolumne von Ingo Bach

Immer wieder zeigt sich, dass es nicht gesund ist, auf dem Stuhl sitzen oder auf der Couch liegen zu bleiben. Körperliche Inaktivität ist ein Gesundheitsrisiko. Also empfehlen Mediziner und Gesundheitspolitiker gebetsmühlenartig, sich mehr zu bewegen. Als Faustregel taucht dann schnell die inzwischen sattsam bekannte Zahl von mindestens 10.000 Schritten pro Tag auf, ab der ein gesundes Leben beginne. Eine gegriffene Zahl, ohne ausreichende wissenschaftliche Belege, warum 8000 Schritte ungesünder sein sollten als 10.000 am Tag. Denn genaue Untersuchungen, wie sich die tägliche Schrittzahl auf das Risiko von schweren Erkrankungen und die Sterberate auswirkt, existieren kaum.

Nun ist eine neue hinzugekommen, mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass schon deutlich weniger als 10.000 Schritte pro Tag genügen, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Wahrscheinlichkeit, daran zu versterben, zu senken.

Forscherinnen und Forscher aus mehreren Ländern haben dafür in einer jetzt im „European Journal of Preventive Cardiology“ veröffentlichten Metastudie insgesamt 17 Untersuchungen mit fast 227 000 Teilnehmern ausgewertet. Diese Untersuchungen befassten sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen körperlicher Aktivität, ausgedrückt durch die Anzahl der täglich absolvierten Schritte. Solche Daten liegen mittlerweile für immer mehr Menschen vor, weil sich smarte Uhren, Fitnesstracker oder Schrittzähler zunehmend durchsetzen.

Der größte Effekt sei bei täglich 20.000 Schritten erreichbar

Die Meta-Analyse zeige einen deutlich umgekehrten Zusammenhang zwischen der täglichen Schrittzahl und der Gesamtmortalität – also der Quote an allgemeinen Todesfällen – und der Rate an Verstorbenen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen – medizinisch: kardiovaskulären Mortalität, schreiben die Forschenden. Oder anders gesagt: Wer täglich geht, erhöht seine Lebenserwartung.

Schon ab einem Grenzwert von knapp 4000 Schritten am Tag sinke die Gesamtmortalität und ab nur gut 2300 Schritten die kardiovaskuläre Mortalität. Und die positiven Effekte wachsen quasi mit jedem weiteren Schritt. „Eine Steigerung um 1000 Schritte war mit einem um 15 Prozent verringerten Risiko für die Gesamtmortalität verbunden, während eine Steigerung um 500 Schritte mit einer 7-prozentigen Verringerung der kardiovaskulären Mortalität einherging.“

Und dieser positive Effekt wird kontinuierlich mit jedem weiteren Schritt immer größer, am größten ist er bei 20.000 Schritten am Tag. Bis zu dieser Grenze haben die polnischen Wissenschaftler die gesundheitsfördernden Effekte im Verhältnis zu den Schritten untersucht. Ihr Fazit: „Je mehr, desto besser für die Gesundheit.“

Doch es ist schon sehr motivierend zu wissen, dass sich gesundheitliche Vorteile deutlich früher zeigen. Denn alle diejenigen, die sich bisher sagen konnten: „10.000 Schritte am Tag schaffe ich doch nie, also lohnt es gar nicht anzufangen“, haben jetzt keine Ausrede mehr.

Alle bisher erschienen Folgen der Guten Nachricht finden Sie auf der Übersichtsseite der Kolumne.

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