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Kardiologe Heinz-Joachim Sykosch zeigt am Mittwoch einen Herzschrittmacher aus dem Jahr 1961.

© picture alliance / dpa/Rolf Vennenbernd

Heute vor 62 Jahren: Im (künstlichen) Takt des Herzens

Rhythmus ist nicht nur in der Musik wichtig – sondern auch zum Überleben. Vor 62 Jahren implantierte der Kardiologe Heinz-Joachim Sykosch den ersten Herzschrittmacher in Deutschland. 

Eine Kolumne von Leonie Fischer

Wer schon einmal auf einem Konzert war, weiß: Nicht jeder kann im Takt mitklatschen. Das könnte auch an der genetischen Veranlagung liegen. Eine Studie, die 2022 im Fachmagazin „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht wurde, legt nahe, dass eine Kombination von Genen dazu beitragen könnte, dass manche Menschen ein musikalisches Rhythmusgefühl haben und andere nicht.

Zu den Genen gehören auch solche, die mit unseren biologischen Taktgebern, wie dem Herzen, zu tun haben. Wenn das Herz aus dem Takt gerät und Beschwerden wie Bewusstlosigkeit dadurch ausgelöst werden, ist medizinische Hilfe nötig. Der Herzschrittmacher, der dem Herzen seinen Takt zurückgeben soll, wurde am 6. Oktober 1961, heute vor 62 Jahren, erstmals in Deutschland eingesetzt. Der Herzchirurg Heinz-Joachim Sykosch (1925-2017) rettete damit einem damals 19-Jährigen das Leben, der nach einem Verkehrsunfall Herzstillstände erlitt.

Die Geschichte des Herzschrittmachers geht bis in die 1950er Jahre zurück. Die ersten Modelle waren sehr groß und befanden sich deswegen noch außerhalb des Körpers, teilweise konnten sich Patient:innen die Geräte um den Hals hängen. Heute sind sie nur noch wenige Zentimeter groß und erinnern an eine Metallmuschel.

Im Jahr 2020 fanden fast 100.000 Herzschrittmacher-Operationen statt. Die Operation gilt als Standardeingriff, der meist unter einer Stunde dauert. Der Herzschrittmacher besteht aus dem Impulsgeber und Elektrode(n). Letztere werden durch eine Vene bis ins Herz vorgeschoben, wo sie im Vorhof und/oder der Kammer verankert werden. Das Gerät wird unterhalb des Schlüsselbeins implantiert. Für den komplikationsarmen Eingriff ist nur ein kleiner Schnitt notwendig.

Der Herzschrittmacher misst die Signale des Herzens. Nimmt er eine Unregelmäßigkeit wahr, also zum Beispiel eine zu lange Pause, stimuliert er das Herz, sodass sich dieses zusammenzieht. So sorgt er für einen regelmäßigen Herzschlag. Moderne Geräte halten mehr als zehn Jahre und ihr Austausch dauert meist weniger als eine halbe Stunde.

Während die Erforschung des Herzschlags also weit fortgeschritten ist, steckt die des musikalischen Rhythmusgefühls noch in den Kinderschuhen. Laut der „Nature“-Studie könnten 69 Gene damit zusammenhängen. Relativ sicher ist jedoch, dass die genetische Grundlage nur eine Komponente darstellt – und dass Rhythmusgefühl zum Teil auch erlernt werden kann.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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