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Eine angekommene somalische Frau vor ihrem Zelt im Flüchtlingslager Dadaab, den größten Flüchtlingskomplex der Welt, in Dadaab im Nordosten Kenias.

© picture alliance / dpa

Bericht von Human Rights Watch: Saudische Grenzschutzbeamte töten offenbar hunderte Migranten an Grenze zum Jemen

An der saudisch-jemenitischen Grenze sollen einem Bericht zufolge äthiopische Asylsuchende erschossen worden sein. Die Route wird immer mehr auch von Frauen und Mädchen genutzt.

Saudische Grenzschutzbeamte haben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zufolge Hunderte äthiopische Migranten und Asylsuchende getötet, die versucht haben, die saudisch-jemenitische Grenze zu überqueren.

Menschen sollen aus nächster Nähe erschossen worden sein, darunter auch Kinder, hieß es in dem am Montag veröffentlichten Bericht. Demnach wurden außerdem Sprengwaffen gegen Migranten eingesetzt. Menschen, die in Gruppen gereist seien, hätten außerdem von Mörserangriffen aus Richtung der saudischen Grenzwächter berichtet, sobald sie die Grenze überschritten hätten, heißt es in dem Report.

In dem Bericht wurde der Zeitraum zwischen März 2022 und Juni 2023 untersucht. Aktuelle Untersuchungen von HRW deuteten aber darauf hin, dass die Tötungen weiterhin stattfinden. Nach eigenen Angaben haben die Menschenrechtler für den Bericht 42 Personen interviewt. Zudem seien mehr als 350 Videos und Fotos sowie Satellitenbilder ausgewertet worden.

Leichenberge entlang der Migrationsroute

Augenzeugen berichteten den Menschenrechtlern von Leichenbergen entlang der Migrationsroute. „Wenn die saudischen Sicherheitsbeamten eine Gruppe (Migranten) sieht, schießen sie ununterbrochen“, sagte eine der Überlebenden den Helfern.

Ein jemenitischer Junge in der Stadt Taizz am 22. August 2016.

© Pond5 Images/Imago

Einschätzungen der Menschenrechtsorganisation zufolge hätten die saudischen Beamten Hunderte - „möglicherweise Tausende“ - Migranten in dem Grenzgebiet getötet. Laut dem 73-seitigen Report beschossen die Grenzwächter auch Menschen, die versuchten, wieder zurück in den Jemen zu fliehen.

Asylsuchende und Migranten sagten, die Migrationsroute zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien sei „voll von Missbrauch“ und unter der Kontrolle von Menschenhändlern. Überlebende hätten zudem berichtet, dass sie in saudischen Haftlagern festgehalten worden seien, zum Teil für Monate.

Mehr Frauen und Mädchen auf der „gefährlichen Ostroute“

Trotz des Bürgerkriegs kommen noch immer Migranten in den Jemen mit dem Ziel, ins benachbarte Saudi-Arabien zu gelangen.

Schätzungen zufolge kommen weit mehr als 90 Prozent der Migranten auf der „gefährlichen Ostroute“ - vom Horn von Afrika über den Golf von Aden durch den Jemen nach Saudi-Arabien - aus Äthiopien. Die Route wird HRW zufolge auch von Migranten aus Somalia, Eritrea und gelegentlich aus anderen ostafrikanischen Ländern genutzt.

In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Frauen und Mädchen, die auf der Ostroute migrieren, gestiegen.

UN spricht von humanitärer Katastrophe im Jemen

Im Jemen herrscht seit Ende 2014 ein verheerender Konflikt zwischen der Regierung, den Huthi-Rebellen und deren Verbündeten. Saudi-Arabien kämpft im Jemen gegen die vom Iran unterstützten Huthis, die das Land 2014 überrannten und weite Teile im Norden beherrschen.

Die Vereinten Nationen betrachten den Konflikt im Jemen als eine humanitäre Katastrophe, die das Land an den Rand einer Hungersnot gebracht hat.

„Human Rights Watch“ forderte Saudi-Arabien auf, die Vorwürfe zu untersuchen und die für die Gewalt verantwortlichen Sicherheitskräfte strafrechtlich zu verfolgen. Zugleich rief die Menschenrechtsorganisation ausländische Regierungen auf, keine Waffen oder militärische Ausrüstung mehr an Saudi-Arabien zu liefern. (dpa/epd)

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