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Das Haus, in dem ein Junge getötet und eine Frau lebensgefährlich verletzt wurde, nachdem sie von einem Mann niedergestochen wurden, der es auf sie abgesehen hatte, weil sie Muslime waren, steht in Plainfield, Illinois.

© Anthony Vazquez/Chicago Sun-Times via AP/dpa

Mord an einem muslimischen Kind in den USA: Islam und Islamismus müssen strikt getrennt werden

Solidarität mit Israel darf nicht einhergehen mit dem Schüren antimuslimischer Ressentiments. Nicht in den USA, nicht in Deutschland. Eine Analyse.

Der amerikanische Präsident reagierte blitzschnell und glasklar. Das war geschehen: Am Samstag hatte ein 71-jähriger Mann in einem Vorort von Chicago 26-mal mit einem Militärmesser auf einen sechsjährigen Jungen eingestochen. Das Kind starb, seine Mutter wurde schwer verletzt. Laut Polizei soll das Motiv des Täters antimuslimischer Rassismus gewesen sein.

Er habe sich an den Opfern – eine vor zwölf Jahren aus der Westbank eingereiste palästinensische Familie – für die in Israel verübten Terroranschläge der radikalislamischen Hamas-Organisation rächen wollen.

Am Sonntag, also nur einen Tag später, schrieb Joe Biden auf der Plattform X (früher Twitter), seine Frau Jill und er seien erschüttert von dem brutalen Mord an einem Kind und dem Mordversuch an der Mutter des Kindes. „Dieser Akt des Hasses gegen eine palästinensisch-muslimische Familie hat in Amerika keinen Platz.“ Islamophobie und alle Formen von Fanatismus müssten zurückgewiesen werden.

„Der Islam ist eine friedliche Religion“

Ein anderer US-Präsident hatte sich nach einem Terroranschlag ähnlich entschieden positioniert. Nur wenige Tage nach Nine-Eleven besuchte George W. Bush das Islamische Zentrum in Washington D.C. und sagte: „Das Gesicht des Terrors ist nicht das wahre Gesicht des Islam. Der Islam ist eine friedliche Religion. Wir kämpfen nicht gegen den Islam.“

Dennoch wurden innerhalb der ersten Woche nach dem Einsturz der Türme des World Trade Centers mindestens drei arabisch aussehende Menschen in den USA ermordet, weil wütende Amerikaner sie kollektiv für das Verbrechen verantwortlich machten. Frauen mit Kopftuch wurden verprügelt, Muslime angepöbelt und bespuckt. In Evansville im Bundesstaat Indiana raste ein Mann mit seinem Auto in eine Moschee.

Zu den Zielen islamistischer Terroristen gehört es, in der nichtmuslimischen Gesellschaft eine antimuslimische Stimmung zu erzeugen, durch die moderate Muslime radikalisiert werden. Deshalb muss in der aktuellen Situation Solidarität mit Israel einhergehen mit der Verurteilung des islamistischen Terrors und der Akzeptanz muslimischen Lebens, auch in Deutschland.

Im vergangenen Juni hatte der von der Bundesregierung eingesetzte „Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit“ seinen Abschlussbericht vorgelegt. Demnach wurden 2022 im Durchschnitt mehr als zwei antimuslimische Vorfälle pro Tag in Deutschland erfasst, jeder zweite Deutsche stimmt muslimfeindlichen Aussagen zu. Es wäre fatal, den Hamas-Terror zum weiteren Schüren antimuslimischer Ressentiments zu instrumentalisieren.

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