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Touristen warten vor ihrem Hotel auf der griechischen Insel Rhodos auf den Einstieg in Busse.

© dpa/Argyris Mantikos

Update

Brände auf Rhodos: Veranstalter sagen Reisen ab – und organisieren Sonderflüge nach Deutschland

Die Waldbrände auf Rhodos führen zu Griechenlands bisher größter Evakuierungsaktion. Auch eine seltene Tierart ist durch die Feuer bedroht.

| Update:

Außer Kontrolle geratene Waldbrände haben auf der griechischen Urlauberinsel Rhodos zu beispiellosen Massenevakuierungen geführt. 30.000 Touristen und Einheimische mussten am Wochenende vor den Flammen flüchten, 19.000 von ihnen wurden mit Bussen und Schiffen in Sicherheit gebracht.

Andere flüchteten auf eigene Faust. Nach Einschätzung der Behörden könnte es noch Tage dauern, bis die Brände unter Kontrolle sind. Im Südwesten Griechenlands stiegen die Temperaturen am Sonntag auf über 46 Grad.

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Polizeisprecherin Konstantia Dimoglidou sprach von der „größten Brand-Evakuierung“, die es je in Griechenland gegeben habe. „Wir mussten ein Gebiet mit 30.000 Menschen evakuieren.“

TUI fliegt bis Dienstag keine Touristen mehr auf die Insel

Rhodos ist eines der beliebtesten Touristenziele Griechenlands, auch viele Deutsche reisen auf die Insel. Laut dem Auswärtigen Amt befinden sich ein Team der deutschen Botschaft und der deutsche Honorarkonsul vor Ort, um „betroffene deutsche Staatsangehörige bei Bedarf konsularisch zu unterstützen“.

  • Der TUI-Konzern habe derzeit rund 40.000 Gäste auf Rhodos, sagte die Sprecherin. „Darunter sind 7800, die vom Feuer betroffen wurden und in Unterkünfte beziehungsweise Hotels evakuiert wurden.“ Der Reisekonzern bringt bis einschließlich Dienstag keine Touristen mehr auf die Ferieninsel.
  • Der britische Billigflieger Jet2 sagte ebenfalls alle Flüge auf die Insel ab.

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Das griechische Außenministerium und mehrere Botschaften richteten am Flughafen von Rhodos ein Zentrum ein, um Touristen und Touristinnen zu helfen, die in der Eile ihre Ausweise vergessen oder verloren haben.

Einige weitere große deutsche Veranstalter haben am Montag kommende Reisen auf die von schweren Bränden betroffene griechische Urlaubsinsel Rhodos abgesagt.

  • DER Touristik verlängerte zum Wochenbeginn die Zeitspanne, in der sie keine Trips in die gefährdeten Gebiete mehr anbieten wollen, wie eine Sprecherin mitteilte. Abgesagt würden nun alle Reisen in den Süden von Rhodos bis einschließlich Anreise am Samstag (29. Juli). Gleiches gelte für Aufenthalte in Hotels, die auf der griechischen Insel Korfu in der offiziellen Warnzone liegen.
  • Veranstalter FTI storniere alle Reisen nach Rhodos bis einschließlich Mittwoch (26. Juli), sagte eine Sprecherin.

Airlines fliegen weiter

Der Deutsche Reiseverband (DRV) teilte am Montag mir: „Die Reiseveranstalter haben heute, morgen und am Mittwoch zahlreiche Sonderflüge im Einsatz, um die von den Evakuierungen betroffenen Reisegäste zurück nach Hause zu bringen.“

Airlines halten an ihren planmäßigen Flügen von und nach Rhodos vorerst fest.

  • „Damit stellen wir auch Kapazitäten für die aktuell höhere Nachfrage von Rhodos zurück nach Deutschland zur Verfügung“, sagte eine Eurowings-Sprecherin am Montag.
  • Auch Condor fliegt weiter von und nach Rhodos, wie eine Sprecherin sagte. Rhodos sei vor allem ein Ziel für Pauschalreisende, einzelne Flugtickets ohne komplettes Reisepaket würden eher weniger gebucht.
  • Auch die Lufthansa-Flüge sollen einem Sprecher zufolge weiter stattfinden - die nächsten Flüge der größten deutschen Airline seien aber ohnehin erst fürs kommende Wochenende geplant.

Die Situation bleibt angespannt

Am Sonntagabend bereiteten sich mehr als 250 Feuerwehrleute auf eine weitere Nacht – die sechste in Folge – der Brandbekämpfung vor. „Die (Wetter-)Bedingungen bleiben extrem“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Behörden blieben zum Schutz der Bevölkerung in Alarmbereitschaft.

Ein Löschfahrzeug bahnt sich seinen Weg durch abgebrannte Bäume während eines katastrophalen Waldbrandes auf der griechischen Insel Rhodos.

© dpa/Lefteris Damianidis

Am Sonntag brannte das Feuer auf Rhodos an drei Fronten. Anhaltende Hitze und starke Winde erschwerten die Löscharbeiten zusätzlich. Wie ein Feuerwehrsprecher mitteilte, waren zehn Löschflugzeuge, acht Hubschrauber und 49 Feuerwehrwagen im Einsatz.

Ein großer Teil der Mittelmeerinsel war zudem ohne Strom, da der öffentliche Energieversorger PPC aus Sicherheitsgründen das örtliche Kraftwerk im Süden abschaltete.

Auch am Montag brennt es auf Rhodos weiter

Trotz massiven Einsatzes von Löschflugzeugen und Helikoptern ist der Großbrand weiter außer Kontrolle. Wie die Feuerwehr am Montag mitteilte, flammte ein Brand um die Ortschaft Gennadi rund 60 Kilometer südöstlich von Rhodos-Stadt wieder auf. Touristen seien jedoch nicht in Gefahr, weil sie bereits am Samstag in Sicherheit im Norden der Insel gebracht worden waren.

Das griechische Militär verteilte am Wochenende und am Montag rund 3500 klappbare Betten an die Touristen, die noch in Sporthallen und Schulen ausharren müssen, wie der staatliche Rundfunk berichtete. An sie werde regelmäßig Essen und Trinkwasser verteilt, hieß es.

Menschen harren im Flughafengebäude aus – neue Touristen reisen an

Hunderte von Urlaubern drängten sich im Flughafengebäude. Einige schliefen auf ihren Strandtüchern, während sie auf ihre Abflüge von der Insel warteten. Die britische Touristin Kelly Squirrel sagte der AFP, sie habe die Brände vom Pool aus gesehen. Nach der Aufforderung, sich in Sicherheit zu bringen, sei sie zum Strand gerannt. „Wir waren etwa sechs Stunden in der Hitze unterwegs, um zu entkommen“, sagte sie.

Allerdings reisten am Sonntag mit Charter- und Linienflügen trotz der Brände weitere Touristen an, wie Reporter berichteten. Rund 90 Prozent der Hotels von Rhodos sind nach Aussagen von Vertretern der Kommunalbehörde unversehrt von den Bränden geblieben – die meisten von ihnen angesichts der Hauptsaison jedoch auch ausgebucht. Die Behörden sprachen von fast 20.000 Evakuierten, darunter Einheimische.

Wir waren etwa sechs Stunden in der Hitze unterwegs, um zu entkommen.

Touristin Kelly Squirrel 

Der Brand auf Rhodos war am Dienstag ausgebrochen. Am Samstag trieben die Flammen dann plötzlich auf mehrere Dörfer zu, die Behörden gaben Evakuierungsalarm. Urlauber und auch Einheimische wurden für die Nacht in Turnhallen, Schulgebäuden und Hotel-Konferenzzentren untergebracht.

Der Brand habe „das Herz von Rhodos und seine Umwelt getroffen“, sagte der Naturkatastrophen-Experte Efthymios Lekkas dem Fernsehsender ERT. Er warnte vor schwerwiegenden Auswirkungen auf die Tourismusbranche der Insel.

„Ich bin gerade von Lindos nach Gennadi gefahren“, sagte er. „Alle großen Hotels haben geschlossen. Ich glaube nicht, dass sie dieses Jahr noch mal öffnen werden, denn die Umgebung ist zerstört und lädt nicht gerade zum Urlauben ein.“

Brände auch auf anderen Ferieninseln

Unterdessen brachen auch auf weiteren Inseln Brände aus: Auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa mussten mehrere Wohngebiete infolge eines Waldbrandes evakuiert werden. Auf der beliebten Ferieninsel Korfu brachen mehrere Waldbrände aus, am späten Sonntag wurden Evakuierungen auf dem Land- und dem Seeweg eingeleitet.

Korfus Behörden gaben Evakuierungsalarm für zwölf Dörfer heraus, berichtete die Nachrichtenagentur Athens News Agency. Die Küstenwache teilte mit, dass am Strand von Nissaki im Nordosten der Insel eine Rettungsaktion angelaufen sei: Sechs Schiffe der Küstenwache und sieben Privatboote hätten bereits 59 Menschen vom Strand geholt.

Auf Korfu konnte die Brände mittlerweile unter Kontrolle gebracht werden. In der Nacht zum Montag hatten die Behörden vorbeugend rund 1000 Touristen und Einheimische aus der beliebten Ferienortschaft Nissaki in Sicherheit gebracht. Die Touristen verbrachten die Nacht in einem Theater von Korfu-Stadt. Die Gefahr sei nun vorbei und die Menschen sollten nach und nach zurück in ihre Hotels, berichtete der örtliche staatliche Radiosender am Montag weiter.

Wegen der Brände im ganzen Land sagte die griechische Präsidentschaft für Montag alle Feiern zum Gedenken an die Wiederherstellung der Demokratie ab.

Krisenstab der Bundesregierung tagt zu den Bränden

Die Bundesregierung berät mit einem Krisenstab über die verheerenden Brände auf griechischen Touristeninseln. „Die Lage hat sich leider nicht verbessert“, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Montag in Berlin.

Der Krisenstab der Bundesregierung mit Vertretern aller Ministerien werde im Auswärtigen Amt ab 13 Uhr über mögliche Hilfen und weitere Maßnahmen entscheiden. Auch Reiseverbände würden dabei sein. Die Reisehinweise der Regierung würden laufend überprüft. Die Sprecherin ergänzte, die Lage vor Ort werde genau verfolgt. Die Bundesregierung stehe im engen Kontakt mit den Behörden und der Regierung in Griechenland.

Wir befinden uns (in Sachen Brände) im Krieg.

Kyriakos Mitsotakis, griechischer Regierungschef

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hat sich am Montag bei allen Menschen bedankt, die bei den Löscharbeiten in den vergangenen Tagen in Griechenland mitgeholfen haben. Es habe keine Opfer gegeben und dies sei auf die Leistung der Feuerwehr, des Zivildienstes, der Küstenwache und der freiwilligen Helfer zurückzuführen. Die nächsten Tage würden weiterhin gefährlich sein. „Wir befinden uns (in Sachen Brände) im Krieg“, sagte Mitsotakis während einer Parlamentsdebatte, die vom Staatsrundfunk übertragen wurde. Dieser Zustand sei auf den Klimawandel zurückzuführen, fügte er hinzu.

Mindestens 150 Quadratkilometer Fläche auf Rhodos zerstört

Bei den schweren Waldbränden auf der Ferieninsel Rhodos sind nach ersten Schätzungen von Experten etwa 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutzte Fläche zerstört worden. Zudem seien nach Schätzungen von Tierschützern zahlreiche Rehe, Schildkröten und andere Wild- und Nutztiere verbrannt.

Von den Feuern bedroht ist auch eine seltene Damwildart, die Dama-Dama genannt wird. Viele dieser Tiere verendeten während der Waldbrände. Tiere, die überlebt haben, suchten nun nach Nahrung und Wasser in bewohnten Regionen, berichtete das Staatsfernsehen weiter. Tierschützer riefen im Rundfunk die Menschen auf Rhodos auf, Essen und Trinkwasser in ihren Gärten zu lassen, damit die Rehe überleben. Die Dama-Dama-Rehe leben auch in Mesopotamien. Es ist unklar, wann und wie sie nach Rhodos kamen.

Unterdessen begannen die Untersuchungen und Ermittlungen über die Ursachen, die zu den Bränden auf Rhodos führten. Zudem untersucht die Staatsanwaltschaft, ob die Führung der Feuerwehr - als der Brand noch kleine Dimensionen hatte - richtig gehandelt habe, berichtete das griechische Staatsfernsehen weiter.

Griechenland leidet derzeit unter einer extremen Hitzewelle. Im Zentrum des Landes und auf der Halbinsel Peloponnes wurden am Sonntagnachmittag Temperaturen zwischen 45 und 46,4 Grad Celsius gemessen, wie das nationale Wetterobservatorium mitteilte. Demnach erlebt das Land „wahrscheinlich“ derzeit die längste Hitzewelle seiner Geschichte. (Afp/dpa)

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