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Tausende israelische Demonstranten marschieren entlang einer Autobahn, um gegen die geplante Justizreform der Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu zu protestieren.

© dpa/Ilia Yefimovich

Update

Drohung mit Aussetzung des Dienstes: Reservisten protestieren gegen Justizreform in Israel

Kurz vor der entscheidenden Debatte und Abstimmung über ein Kernelement der umstrittenen Justizreform kommt es wieder zu Demonstrationen. Ein tagelanger Protestmarsch erreicht Jerusalem.

| Update:

Mehr als 1100 Reservisten der israelischen Luftwaffe haben mit der Aussetzung ihres freiwilligen Dienstes gedroht, sollte das Parlament in Jerusalem die umstrittene Justizreform verabschieden.

„Wir sind alle gemeinsam dafür verantwortlich, die tiefe Spaltung, Polarisierung und den Riss im Volk zu überwinden“, erklärten 1142 Reservisten in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung.

Sie forderten die rechts-religiöse Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf, „einen breiten Konsens zu finden, das Vertrauen aller Teile des Volkes in das Justizsystem zu stärken und dessen Unabhängigkeit zu wahren“.

Jede Gesetzgebung, die auf „unvernünftige Weise ausgeführt wird, würde mein Einverständnis, weiterhin mein Leben zu riskieren, aushöhlen und mich mit großem Bedauern dazu zwingen, meinen freiwilligen Reservedienst auszusetzen“, erklärten die Unterzeichner, zu denen unter anderem 235 Kampfjetpiloten gehören.

Weitere Protestaktionen in Israel

Der tagelange Protestmarsch trifft in Jerusalem ein.

© AFP/MENAHEM KAHANA

Ein tagelanger Protestmarsch gegen die umstrittene Justizreform in Israel mit Zehntausenden Menschen ist laut Organisatoren am Samstag in Jerusalem eingetroffen. Mehrere Hundert Demonstrantinnen und Demonstranten hatten am Dienstagabend die rund 70 Kilometer lange Wanderung von Tel Aviv nach Jerusalem begonnen.

In den vergangenen Tagen wurde der kilometerlange Protestzug immer größer. Nach Schätzungen des israelischen Senders Channel 13 nahmen am Samstag mehr als 70 000 Menschen teil. Ihr Plan ist demnach, die Nacht auf Sonntag vor dem Parlament zu verbringen.

Kurz vor der entscheidenden Debatte und Abstimmung über ein Kernelement der umstrittenen Justizreform waren auch am Samstagabend wieder Massenproteste gegen die Regierung geplant. Seit 29 Wochen demonstrieren jeden Samstag zehntausende Menschen gegen die Justizreform.

Das israelische Parlament berät ab Sonntag erneut über die sogenannte Angemessenheitsklausel. Die entscheidende Abstimmung in zweiter und dritter Lesung ist dann für Montag geplant.

Sollten die Abgeordneten das Gesetz verabschieden, könnten sie dem Obersten Gericht damit die Möglichkeit entziehen, Regierungsentscheidungen als „unangemessen“ einzustufen und so außer Kraft zu setzen.

Die Klausel gilt daher als einer der umstrittensten Bestandteile der Reform. Kritiker fürchten eine willkürliche Besetzung hochrangiger Regierungsposten sowie eine Begünstigung von Korruption. Am Donnerstagabend hatte es bei massiven Protesten gegen die Justizreform in Tel Aviv Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei gegeben. (AFP, dpa)

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