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E-Scooter von drei verschiedenen Anbietern stehen auf einem dafür vorgesehenen Parkplatz in Paris.

© dpa/Michael Evers

Erste europäische Hauptstadt: In Paris sind elektrische Leih-Tretroller ab sofort verboten

Bis zum 1. September mussten die Betreiber alle 15.000 Roller von den Bürgersteigen und Plätzen der französischen Metropole einsammeln. Allerdings gehen die Meinungen über die Maßnahme auseinander.

In Paris sind elektrische Leih-Tretroller aus dem Statdbild verschwunden. Seit Freitag gilt ein enstprechendes Verbot. Angesichts hunderter Unfälle und tausender achtlos hingeworfener E-Roller zog Paris als erste europäische Hauptstadt die Reißleine und verbannte die Leihfahrzeuge von ihren Straßen. Bis zum 1. September mussten die Betreiber alle 15.000 Roller von den Bürgersteigen und Plätzen der französischen Metropole einsammeln.

Die Stadtverwaltung stützt sich dabei auf eine Befragung der Pariser Anfang April, bei der sich fast 90 Prozent der Teilnehmer für ein Verbot der Leih-E-Roller ausgesprochen hatten. Allerdings hatten sich nur wenige Hauptstadtbewohner überhaupt an der Abstimmung beteiligt.

Die Pariser Gefährte schon bald in Berlin wieder auftauchen. Doch in der Bundeshauptstadt hält sich die Begeisterung über den Neuzugang in Grenzen. Ein Teil der ausrangierten Elektroscooter landet in Berlin - und damit in einer Großstadt, in der ebenfalls hitzig diskutiert wird, ob die bunten Gefährte lästige Stolperfallen oder ein fortschrittliches Plus für Touristen und Pendler sind.

In der französischen Hauptstadt gehen die Meinungen über das Verbot auseinander. Nur sieben Prozent der Pariser hätten sich an der Abstimmung über das Verbot beteiligt, sagt die deutsche Studentin Rojin Urbahn. Eine derart kleine Anzahl von Menschen dürfe nicht darüber entscheiden, ob die E-Roller bleiben oder verboten werden.

Verbot in der französischen Hauptstadt vorerst ein Einzelfall

Die in Paris lebende Influencerin Amanda Rollins aus den USA gehörte zu den 400.000 Menschen, die im vergangenen Jahr per E-Roller durch Paris fuhren. Sie kann nicht verstehen, warum das praktische Angebot nun von den Straßen verbannt wird. Für sie habe sich der Tag im Jahr 2018, an dem die E-Roller nach Paris kamen, „wie Weihnachten“ angefühlt.

Anass Eloula wird die Roller dagegen nicht vermissen. Es sei sicherer, damit aufzuhören, sagt er. Die Menschen könnten stattdessen wieder auf das Fahrrad, den Bus oder die Metro umsteigen - das Angebot in Paris sei schließlich ausreichend.

E-Tretroller aus Paris kommen nach Berlin

Für den Leihroller-Anbieter Tier ist das Verbot in der französischen Hauptstadt vorerst ein Einzelfall. Er hat bereits fast alle seiner 5000 Fahrzeuge aus Paris abgezogen - ein Großteil davon soll ältere Modelle in Berlin ersetzen. Weitere Roller werden nach Warschau gebracht.

Konkurrent Lime hat für seine knapp 10.000 ausrangierten Gefährte ebenfalls mehrere deutsche Städte im Blick, will die Leihfahrzeuge aber auch nach Lille, London und Kopenhagen bringen. Roller von Dott werden aus Paris bis ins entfernte Tel Aviv verschifft.

In der deutschen Hauptstadt stoßen die zusätzlichen Pariser Roller auf mäßige Begeisterung, denn auch in der Berliner Senatsverwaltung häufen sich die Klagen von Fußgängern und Radfahrern, die sich durch E-Scooter-Fahrer und herumliegende Roller gestört und gefährdet fühlen. „Nutzungskonflikte“ nennt es ein Sprecher, wenn die Roller quer auf dem Bürgersteig liegen und zur Stolperfalle etwa für Blinde werden.

Verbot in Berlin nur schwer möglich

Ein komplettes Verbot der mittlerweile mehr als 47.000 Leihroller ist für die deutsche Hauptstadt jedoch keine Option - und dem Sprecher zufolge rechtlich auch nur schwer möglich. Dennoch beobachte die Verwaltung die seit der Einführung im Jahr 2019 stark wachsende Zahl der Fahrzeuge genau.

Um der an Straßenrändern, vor Sehenswürdigkeiten, in Büschen und Parks herumliegenden Roller Herr zu werden, denkt Berlin über eine Verschärfung der Nutzungsregeln nach. Wer einen Elektroscooter ausleiht, soll ihn künftig nur noch auf ausgewiesenen Flächen abstellen können. Dafür laufen laut der Senatsverwaltung erste Pilotprojekte. 150 solcher Stellen soll es bis Jahresende im Stadtgebiet geben.

Private Nutzer sind von dem Verbot in der französischen Metropole nicht betroffen. 700.000 Elektroroller wurden im vergangenen Jahr in Frankreich verkauft.

Für Anne de Bortoli, Forscherin am in Montréal ansässigen Nachhaltigkeitszentrum Ciraig, ist diese Käuferzahl auch ein Ergebnis von Leihrollern in den Städten. Diese ermöglichten den Menschen den Zugang zu dem neuen Verkehrsmittel, „sie konnten es ausprobieren und sehen, ob es ihren Bedürfnissen entspricht. Das führte oft dazu, dass die Leute wechseln wollten“, sagt sie. (AFP)

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