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Einer der vielen langen Sandstrände von K’gari in Australien.

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Fraser Island in Australien wird K’gari: Größte Sandinsel der Welt hat ihren indigenen Namen zurück

Fraser Island heißt ab sofort wieder K’gari. Das ist der ursprüngliche indigene Name der Insel. Mit der Namensänderung soll vergangenes Unrecht wiedergutgemacht werden.

Die größte Sandinsel der Welt vor der Ostküste Australiens ist am Mittwoch in einer offiziellen Zeremonie in K’gari umbenannt worden. Ihr bisheriger Name Fraser Island wird damit von Landkarten und Straßenschildern verschwinden.

An der Veranstaltung nahmen zahlreiche indigene Bewohner der Region sowie Regierungsbeamte teil. Der neue Name K’gari, das „Gurri“ ausgesprochen wird, bedeutet in der lokalen indigenen Butchulla-Sprache „Paradies“.

Der Name ist passend, denn die Insel ist für ihre wunderschönen Sanddünen, ihre lokale Dingopopulation und eine Landschaft bekannt, die sich vom Heideland an der Küste hin zu Mangrovenwäldern und subtropischem Regenwald wandelt.

Fraser Island gehört zu den wichtigsten Wahrzeichen Australiens. 300 Kilometer nördlich von Brisbane im Bundesstaat Queensland gelegen, ist das Eiland mit 185.000 Hektar Sandfläche und 124 Kilometern an Sandstrand die größte Sandinsel der Welt und Weltnaturerbe.

Ein Name der Feindseligkeit

Das Welterbekomitee hatte den Namen der Insel bereits im Jahr 2021 offiziell in K’gari geändert – Fraser Island blieb jedoch der offizielle Ortsname. Die lokalen Behörden hatten dann im August letzten Jahres eine Umfrage gestartet, um das Feedback der Öffentlichkeit zur Namensänderung einzuholen.

Von den mehr als 6000 Einsendungen befürworteten etwa 70 Prozent den indigenen Namen K’gari. Die Premierministerin des Bundesstaates Queensland, Annastacia Palaszczuk, nannte den Tag der offiziellen Namensänderung dann „historisch“. Der australische Sender ABC zitierte sie mit den Worten: „K’gari ist der Name, er war es schon immer und er wird es immer sein.“

Wir wollen nicht, dass die Insel nach Eliza Fraser benannt wird, die keine Freundin der Butchulla war.

Chantel Van Wamelen, Geschäftsführerin der Butchulla Aboriginal Corporation,

Tatsächlich hieß die Insel auch früher schon K’gari, doch die britischen Kolonialherren benannten die Insel in Fraser Island um. Letzterer Name stammt von einer berühmten Schiffsbrüchigen, die sich im 19. Jahrhundert einst auf die Insel rettete: Die Schottin Eliza Fraser und ihr Mann, der Schiffskapitän Fraser, strandeten beide auf der Insel, nachdem ihr Schiff 1836 unterging.

Kapitän Fraser starb oder wurde getötet und seine Frau von den lokalen Aborigines gefangen genommen und angeblich ihrer Kleidung beraubt. Ihre vermutlich falschen Erzählungen nach ihrer Rettung führten letztendlich zu einem Massaker an der lokalen Bevölkerung der Insel.

Versöhnungszeichen an die Aborigines

Mit der Umbenennung der Insel soll dieses Unrecht zumindest ein wenig wiedergutgemacht werden und die Insel wieder offiziell ihren ursprünglichen Namen tragen. Wie Chantel Van Wamelen, Geschäftsführerin der lokalen Butchulla Aboriginal Corporation, bereits im Oktober gegenüber der ABC sagte, geht es bei der Umbenennung in den ursprünglichen Namen nicht nur um Respekt gegenüber den Ureinwohnern, sondern auch um die Wahrheitsfindung.

„Wir wollen nicht, dass die Insel nach Eliza Fraser benannt wird, die keine Freundin der Butchulla war“, meinte sie. Die falschen Geschichten, die sie über sie verbreitete, hätten zu den Morden und der Vertreibung ihres Volkes geführt. Auch wenn der Name „nicht sofort haften“ bleibe, so habe sie die Hoffnung, dass er für künftige Generationen zur Norm werde.

Die Namensänderung, die auch ein Zeichen der Versöhnung mit den Ureinwohnern setzt, kommt in einer Zeit, die eine historische Kehrtwende für die Beziehung zwischen den indigenen Bewohnern Australiens und dem Rest der Bevölkerung markieren könnte.

So will der australische Premierminister Anthony Albanese, der seit den Parlamentswahlen im Mai letzten Jahres mit seiner Labor Party die Regierung bildet, den australischen Urvölkern per Referendum eine „indigene Stimme“ im Parlament geben. Letztere soll den „First Nations“ ein Mitspracherecht bei Themen geben, die sie betreffen.

Ein Felsen als Vorbild

Die Insel folgt mit ihrer Namensänderung einem berühmten Vorbild: Auch das bekannteste Wahrzeichen Australiens – der Uluru oder Ayers Rock – trägt inzwischen wieder seinen ursprünglichen Namen.

Der Felsen im Zentrum Australiens hieß schon lange, bevor Europäer auf den fünften Kontinent kamen, Uluru – ein Wort aus der Sprache des lokalen Volkes Pitjantjatjara, für das es keine Übersetzung gibt.

Als der britische Entdecker William Gosse als erster Nicht-Aborigine den Uluru 1873 sah, gab er ihm jedoch den Namen Ayers Rock – benannt nach Sir Henry Ayers, dem einstigen Premierminister des Bundesstaates South Australia. Bis 1993 wurde der Name Ayers Rock deutlich häufiger verwendet, doch seitdem der Felsen offiziell in Ayers Rock/Uluru und später in Uluru/Ayers Rock umbenannt wurde, setzt sich Uluru immer mehr durch.

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