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Luiz Inacio Lula da Silva (rechts), Präsident von Brasilien, mit Xi Jinping, Präsident von China, während einer Begrüßungszeremonie vor der Großen Halle des Volkes. China und Brasilien wollen ihre Beziehungen weiter ausbauen.

© Reuters/Brazil Presidency/Ricardo Stuckert

Geleakte Dokumente: Indien, Brasilien und Pakistan bekennen sich offenbar nicht klar zur USA

Die „Washington Post“ berichtet über weitere geleakte Geheimpapiere. Die Dokumente zeigen, wie sich aufstrebende Länder zu den USA, Russland und China positionieren.

Geleakte Dokumente der US-Geheimdienste deuten darauf hin, dass wichtige aufstrebender Mächte wie Pakistan, Indien oder Brasilien versuchen, die sich verschärfenden Differenzen zwischen den Vereinigten Staaten, Russland und China zu umgehen und in einigen Fällen die Rivalität zu ihrem eigenen Vorteil auszunutzen.

Die „Washington Post“ zitiert ausführlich aus den Dokumenten, die wohl über die Nachrichtenplattform „Discord“ ins Internet gelangten und in einer Zeit, in der Amerika nicht mehr die unangefochtene Supermacht der Welt ist, einen seltenen Einblick in die Bestrebungen aufstrebender Nationen geben, einen Spagat zwischen den Mächten zu schaffen.

Einem der durchgesickerten Dokumente zufolge erklärte die pakistanische Außenministerin Hina Rabbani Khar im März, ihr Land könne „nicht länger versuchen, einen Mittelweg zwischen China und den Vereinigten Staaten zu finden“, heißt es in der „Washington Post“. Das Land erhielt insbesondere nach dem 11. September 2001 umfangreiche finanzielle und militärische Unterstützung von den USA; in den vergangenen Jahren stieg jedoch der Einfluss Chinas durch Investitionen und Kredite in das Land.

Ein weiteres Dokument beschreibt demnach die Beratungen des pakistanischen Premierministers Shehbaz Sharif mit Mitarbeiter:innen über eine bevorstehende UN-Abstimmung über den Ukraine-Konflikt und den von der Regierung erwarteten Druck des Westens, eine Resolution zur Verurteilung der russischen Invasion zu unterstützen.

Luiz Inacio Lula da Silva (rechts), Präsident von Brasilien, mit Xi Jinping, Präsident von China, während einer Begrüßungszeremonie vor der Großen Halle des Volkes. China und Brasilien wollen ihre Beziehungen weiter ausbauen.
Luiz Inacio Lula da Silva (rechts), Präsident von Brasilien, mit Xi Jinping, Präsident von China, während einer Begrüßungszeremonie vor der Großen Halle des Volkes. China und Brasilien wollen ihre Beziehungen weiter ausbauen.

© REUTERS/BRAZIL PRESIDENCY

In dem internen Memo heißt es, dass eine Unterstützung der Maßnahme eine Änderung der pakistanischen Position signalisieren würde, nachdem Pakistan sich bei einer ähnlichen Resolution zuvor der Stimme enthalten hatte. In der UN-Generalversammlung war Pakistan dann eines von 32 Ländern, welches sich der Stimme enthielt.

Auch die Großmacht Indien scheint eine klare Positionierung zwischen Washington und Moskau zu scheuen, wie aus einem anderen durchgesickerten Dokument hervorgeht, aus dem die „Washington Post“ berichtet. Darin ist von einem Gespräch zwischen dem indischen nationalen Sicherheitsberater Ajit Kumar Doval und seinem russischen Amtskollegen Nikolaj Patruschew die Rede, in welchem Doval zugesichert haben soll, dass Neu-Delhi sich dafür einsetzte, dass der Krieg in der Ukraine auf einem Treffen der Gruppe der G20 unter dem Vorsitz Indiens trotz „erheblichen Drucks“ nicht zur Sprache komme.

Auf dem Treffen der G20-Außenminister eine Woche später in Neu-Delhi führte die Uneinigkeit über die Ukraine dazu, dass kein Konsens über die allgemeinen globalen Herausforderungen erzielt werden konnte.

Doval, so gehe aus dem Dokument hervor, verwies auch auf Indiens Widerstand gegen den Druck, die vom Westen initiierte UN-Resolution zur Ukraine zu unterstützen. Sein Land werde „nicht von seiner prinzipiellen Position abweichen, die es in der Vergangenheit eingenommen hat“.

Die geleakten Dokumente geben zudem einen Einblick in die Rolle Brasiliens als diplomatische Brücke zwischen den Mächten, die Präsident Lula da Silva für das Land vorsieht. Demnach wollte Lula seinen Vorschlag, einen „Weltfriedensblock“ zu gründen, der zwischen den Interessen der USA und Chinas vermitteln und ein Ende der Kämpfe in der Ukraine herbeiführen soll, während eines China-Besuchs im April mit Präsident Xi Jinping besprechen.

Lula hatte die Nato-Staaten verärgert, indem er ihnen unterstellte, den Ukraine-Konflikt durch Waffenlieferungen an Kiew zu verlängern und vorschlug, dass Russland im Interesse des Friedens einen Teil der von ihm kontrollierten Gebiete in der Ukraine aufgeben, aber die besetzte Halbinsel Krim behalten könnte. Die Ukraine hatte den Vorschlag empört zurückgewiesen.

Aus den Dokumenten, über die „Washington Post“ berichtet, geht offenbar hervor, dass Beamte des russischen Außenministeriums Lulas Plan lobten und unterstützten. Kurz nach seiner Rückkehr aus China empfing Lula den russischen Außenminister Sergej Lawrow in Brasilia.

Seit Wochen kursieren im Internet geheime Dokumente von US-Stellen. Medien berichten seitdem über sensibles Material, ohne die Dokumente selbst zu veröffentlichen. Pentagon und Weißes Haus sowie Sprecher Pakistans, Indiens und Brasiliens ließen Anfragen der „Washington Post“ nach Angaben der Zeitung unbeantwortet.

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