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Ein palästinensischer Mann küsst die Leiche eines bei israelischen Luftangriffen getöteten Kindes auf der Ladefläche eines Fahrzeugs am Al-Shifa-Krankenhauses.

© dpa/Mohammed Talatene

Größte Klinik des Gazastreifens ohne Strom: Al-Schifa-Krankenhaus stellt Betrieb ein

Nach nächtlichem Beschuss muss das größte Krankenhaus im Gazastreifen den Betrieb einstellen. Noch immer harren tausende Menschen dort aus.

Die größte Klinik im Gazastreifen ist nach Angaben eines Arztes und des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums außer Betrieb. „Es gibt keinen Strom mehr“, sagte der Arzt des Al-Schifa-Krankenhauses, Ghassan Abu Sitta, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Es seien auch Raketen auf dem Gelände eingeschlagen.

„Die Mehrheit des Personals hat das Krankenhaus verlassen.“ Die Verletzten, die konnten, seien gegangen. Schwerverletzte werden nach seinen Angaben noch von einem medizinischen Kernteam betreut. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Nach Angaben des Mediziners soll inzwischen nur noch eine Klinik im Gazastreifen, das Al-Ahli-Krankenhaus, im Betrieb sein. Dort sei das Gelände in ein Lazarett umfunktioniert worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Freitag schon mitgeteilt, es seien derzeit nur noch 20 der 36 Krankenhäuser in dem Küstengebiet im Einsatz. Die übrigen Kliniken liefen unter anderem wegen Treibstoffmangels nur im Notbetrieb. Die Kliniken brauchen Treibstoff für Generatoren, um Strom zu erzeugen.

Krankenhaus geriet wohl unter Beschuss

Das Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza sei in der Nacht zum Samstag unter heftigen Artilleriebeschuss geraten und stundenlang ohne Strom gewesen, sagte dessen Direktor Mohammad Abu Salmija. Zwei Granaten seien im Innenhof eingeschlagen. Der Haupteingang und Fassaden seien dabei beschädigt worden. Auf einem Teil des Geländes brach nach seiner Darstellung zudem ein Feuer aus.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden bei dem nächtlichen Beschuss der Intensivstation des Al-Schifa-Krankenhauses ein Mensch getötet und mehrere Menschen verletzt. Bereits am Freitag hatte die Hamas 13 Tote beim Beschuss der Klinik gemeldet. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ erklärte am Samstagmorgen im Onlinedienst X, ehemals Twitter, dass „in den vergangenen Stunden die Angriffe auf das Al-Schifa-Krankenhaus dramatisch zugenommen haben“. Sie sprach von einer „katastrophalen“ Situation in der Einrichtung.

Israels Armee machte hingegen die Hamas für direkten Beschuss verantwortlich. Demnach soll ein fehlgesteuertes Projektil der Hamas, das auf israelische Truppen in der Nähe gerichtet gewesen sein soll, die Klinik getroffen haben. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. In den vergangenen Tagen hatte es Berichte über heftige Kämpfe in der Gegend um die Klinik gegeben.

Erkenntnissen israelischer Geheimdienste zufolge missbraucht die in dem Küstengebiet herrschende Hamas das Schifa-Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum. Auch diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Auf dem Gelände der Klinik hatten Berichten zufolge auch Tausende Menschen Zuflucht vor den Bombardements gesucht. Auf dem Gelände, das evakuiert werden müsse, seien noch immer mehrere Tausend Palästinenser, teilt ein Sprecher des israelischen Militärs mit.

Man habe auch Menschen gesehen, die das Krankenhaus verlassen hätten. Wie viele es genau seien, könne er nicht sagen.

Israelische Medien berichteten, viele von ihnen seien am Freitag in Richtung Süden geflüchtet, da israelische Truppen näher rückten und die Armee außerdem Fluchtkorridore für die Betroffenen ausgeweitet habe. (dpa/AFP/Reuters)

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