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Agrarwissenschaftler Dong Jianyi betreibt in Alberta das Unternehmen Fresh Pal Farms und baut sein Gemüse in passivsolaren Gewächshäusern.

© Dong Jianyi/YouTube/Dong Jianyi/YouTube

Gute Ernte trotz Minusgraden in Kanada: Sonnenenergie beschert Bauern reiche Winter-Ernte

Passivsolare Gewächshäuser ermöglichen eine Ernte auch mitten im Winter, ganz ohne fossile Brennstoffe. In Kanada macht das Modell jetzt Schule.

In viele Regionen Kanadas fällt die Temperatur im Januar und Februar auf minus 30 oder 40 Grad. Keine idealen Bedingungen, um im Winter Obst und Gemüse anzubauen, wenn man kein Vermögen für die Beheizung eines Gewächshauses mit konventionellen Energieträgern ausgeben will.

Doch in den vergangenen Jahren haben findige Landwirte einen Weg gefunden, ungeachtet der unwirtlichen Temperaturen auch im Winter eine gute Ernte zu erzielen – ganz ohne fossile Brennstoffe.

Idee und Bauteile kommen aus China

Die Lösung: Passivsolare Gewächshäuser, also Treibhäuser, die das in Kanada auch im Winter oft zu sehende Sonnenlicht in Wärme umwandeln, indem sie dafür besonders geeignete Wand- und Dachkonstruktionen haben.

Ein derartiges Projekt in der nördlichen Provinz Yukon wurde jetzt von der kanadischen Bundesregierung für zwei Jahre als Modellvorhaben gefördert, auch in anderen Regionen gibt es Erfolgsbeispiele.

Ein Blick in das Gewächshaus von Fresh Pal Farms.

© Fresh Pal Farms

Besonders viel öffentliche Aufmerksamkeit hat der aus China stammende Agrarwissenschaftler Dong Jianyi in den vergangenen Jahren bekommen. Er kam ursprünglich als Geologe in die Prärie-Provinz Alberta, um dort für die Ölindustrie zu arbeiten.

Gurken und Salat und Paprika das ganze Jahr über

Inzwischen hat er jedoch sein eigenes Unternehmen gegründet, Fresh Pal Farms, das ganzjährif Gurken und Salat, Paprika und Tomaten anbaut, unberührt von den eisigen Wintern Albertas. Nach Angaben des kanadischen Senders CBC ist es eines der landesweit größten Unternehmen seiner Art, alleine die jährliche Tomatenernte betrage 13 Tonnen.

Dong Jianyi, rechts, kam ursprünglich für die Arbeit in der Ölindustrie aus China nach Kanada.

© Fresh Pal Farms

Das Erfolgsrezept hat Dong Jianyi aus China importiert, wie er sagt, ebenso wie die meisten Bauteile seines Projekts: Das rund hundert Meter lange, zehn Meter breite und sechs Meter hohe Gewächshaus verläuft der Länge nach von Osten nach Westen, um die Sonneneinstrahlung zu maximieren.

Das Kunststoffdach und eine Lehmwand tragen dazu bei, dass das Gewächshaus auch im Winter angenehm warm ist.

© Fresh Pal Farms

Das Dach und die nach Süden gerichtete Wand bestehen aus zwei Schichten Polyolefin-Kunststoff, wobei die Luft dazwischen als Isolierschicht dient, wie Dong Jianyi der CBC erklärt. Die Nordwand, also die Rückseite des Gewächshauses, besteht aus Lehm und ist einen Meter dick. „Der Lehm fungiert als Wärmesenke, die tagsüber die Sonnenwärme auffängt und speichert und sie nachts wieder abgibt“, sagt Dong.

Eine große, einziehbare Decke wird bei Sonnenuntergang heruntergelassen und am Morgen kurz nach Sonnenaufgang wieder hochgezogen. So herrscht im Gewächshaus an einem typischen Wintertag eine Temperatur von 28 Grad Celsius – während es in der verschneiten Landschaft drumherum minus 5 Grad kalt ist.

Dong schätzt, dass sich seine Heizkosten auf umgerechnet rund 20.000 Euro im Monat beliefen, wenn er dafür Erdgas benutzen würde, wie es viele andere Betreiber von Gewächshäusern tun.

Im vergangenen Herbst besichtigte Kanadas Finanzministerin und Vize-Regierungschefin Chrystia Freeland das Gewächshaus von Fresh Pal Farms und zeigte sich von dem Projekt beeindruckt, wie die Zeitung „Calgary Herald“ berichtete.

Die Canadian Northern Economic Development Agency, eine für die wirtschaftliche Entwicklung Nordkanadas verantwortliche Behörde, hat kürzlich angekündigt, weitere Treibhaus-Projekte zu unterstützen, die auf ähnlichen energiesparenden Konzepten basieren.

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