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Reza Pahlavi ist der älteste Sohn des letzten Shahs.

© AFP/Odd Andersen

Hoffnungsträger der iranischen Opposition?: Sohn des Schahs bereitet sich auf Sturz der Islamischen Republik vor

Reza Pahlavi will die zersplitterte Opposition einen und eine „Regierung des Volkes“ durchsetzen. Aber er ist bei Regimekritikern und der Jugend umstritten.

„Was wird geschehen, wenn dieses Regime geht?“, fragt Reza Pahlavi. Der Sohn des letzten iranischen Schahs ruft die Opposition innerhalb und außerhalb des Iran auf, sich auf einen Umsturz in seinem Heimatland vorzubereiten. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz erläuterte der 62-jährige am Wochenende, wie er sich den Übergang von der Islamischen Republik zu einem demokratischen Iran vorstellt.

Pahlavi ist seit 45 Jahren nicht mehr im Iran gewesen, doch nun will er eine entscheidende Rolle bei einem politischen Übergang in Iran spielen.. 

Schah-Sohn Pahlavi wird als möglicher Kopf einer Übergangsregierung nach einem Sturz der Mullahs gehandelt, weil er den Ruf eines Patrioten und Demokraten genießt, der die notorisch zerstrittene Opposition einen könnte. Immer wieder stellte der Kronprinz seine Heimatliebe unter Beweis: In den 1980er Jahren meldete er sich als Freiwilliger, um als Pilot für den Iran am Krieg gegen den Irak teilzunehmen. Die Mullahs in Teheran lehnten ab.

Reza Pahlavi will ein „demokratisches System“

Pahlavi verließ den Iran im Jahr 1978 als 17-jähriger, um sich in den USA als Kampfpilot ausbilden zu lassen. Ein Jahr später musste sein Vater Mohammad Reza Pahlevi als Schah abtreten und ins Exil gehen, wo er ein Jahr später starb. Der schiitische Klerus, der in Teheran die Macht übernahm, verteufelt das mit den USA verbündete Schah-Regime bis heute als Ausbund des Bösen.

Von den USA aus hielt Pahlavi nach eigenen Angaben über Jahrzehnte enge Kontakte mit Oppositionellen im Iran. Heute gehört er zu den prominentesten Regimegegnern auf der internationalen Bühne. Sein Ziel für den Iran sei „ein demokratisches System“ mit einem Rechtsstaat nach westlicher Prägung und einer Verfassung, die auf der UN-Menschenrechtskonvention beruhe, sagte der Kronprinz in München.

Zum Jahrestag der Islamischen Revolution vom Februar 1979 hatte Pahlavi in der vergangenen Woche zusammen mit Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, der Frauenrechtlerin Masih Alinejad, der Schauspielerin Golshifteh Farahani und anderen Aktivisten an einer Podiumsdiskussion der Georgetown-Universität in Washington teilgenommen. Es war das erste Treffen dieser Art.

Lasst uns die ganzen Parolen vergessen, die Ärmel hochkrempeln und mit der Arbeit anfangen.

Reza Pahlavi, Sohn des ehemaligen Schahs

Die Redner riefen die Opposition zur Einheit auf. Pahlavi verlangte, die Vorbereitung auf die Zeit nach dem erhofften Sturz der Islamischen Republik müsse jetzt beginnen: „Lasst uns die ganzen Parolen vergessen, die Ärmel hochkrempeln und mit der Arbeit anfangen“, sagte er.

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Pahlavi und andere Oppositionelle streben die Verständigung auf einen Katalog demokratischer Mindestanforderungen an einen künftigen iranischen Staat an, der in Form einer Charta in den Oppositionsgruppen abgestimmt wird.

Arash Azizi, ein Iran-Experte und Oppositionsaktivist in den USA, sagte dem Tagesspiegel, die Charta werde Verpflichtungen auf Menschenrechte, Säkularismus, Gleichberechtigung der Geschlechter und einen Übergang zur Demokratie enthalten. Umstritten sei noch, wie die Rechte der ethnischen Minderheiten festgeschrieben werden sollten.

45
Jahre ist Pahlavi nicht im Iran gewesen

Eine Einigung auf die Charta wäre ein Durchbruch für die Opposition. Die Zersplitterung der Regimegegner sei einer der Gründe, warum sich die Islamische Republik seit mehr als 40 Jahren an der Macht halten könne, obwohl sie von vielen Iranern abgelehnt werde, sagte der britische Iran-Experte Farhang Jahanpour dem Tagesspiegel.

Die Monarchie hat noch immer Unterstützer im Iran

Laut einer Umfrage des Instituts Gamaan unterstützen vier von fünf Iranern die Protestbewegung. Jeder zweite von ihnen befürwortet demnach Pahlavis Beteiligung am Übergang von der Islamischen Republik zu einem demokratischen System.

Auch Jahanpour hält den Schah-Sohn für die derzeit „aussichtsreichste Alternative“ zur Islamischen Republik. Die Monarchie habe nach wie vor viele Unterstützer im Iran, meint er. Außerdem sei Pahlavi ein eloquenter und intelligenter Fürsprecher eines demokratischen Regierungssystems.

Pahlavi selbst versichert, er wolle nicht die absolute Monarchie seines Vaters wiederbeleben, sondern einen „säkulären und demokratischen Iran“ aufbauen, wie er auf seiner Internetseite erklärt. Ein neuer Iran werde mit Israel und den arabischen Staaten zusammenarbeiten, sagte er in München.

Es wäre weiser, eine demokratische Bewegung im Iran zu unterstützen, statt eine Person oder eine Organisation von außen durchzusetzen.

 Farhang Jahanpour, britischer Iran-Experte

Unumstritten ist Pahlavi unter iranischen Oppositionellen jedoch nicht. Erstens fragen Kritiker, ob die wohlhabende Pahlavi-Familie vom Reichtum des früheren Schahs zehrt, der während seiner diktatorischen Herrschaft ein Milliardenvermögen angehäuft hatte.

Zweitens ist offen, ob ein über 60-Jähriger, der zwei Drittel seines Lebens außerhalb des Irans verbracht hat, von der jungen Generation im Iran, dem Rückgrat der Protestbewegung, akzeptiert würde.

Drittens muss sich Pahlavi fragen lassen, warum er nicht Oppositionspolitiker im Iran als Anführer eines politischen Übergangs empfiehlt. Der Wandel im Iran müsse aus dem Land selbst kommen, sagt Jahanpour. „Es wäre weiser, wenn die Opposition eine demokratische Bewegung im Iran unterstützen würde, statt zu versuchen, eine Person oder eine Organisation von außen durchzusetzen.“

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